Die ganze Sportstunde war Clay in meiner Nähe. Wir übten Volleyball und tatsächlich war das mal etwas, was mir Spaß machte.
Ich hatte weder ein Problem mit pritschen, noch mit baggern oder dem Aufschlag. Mein Problem bestand viel eher darin, dass Clay nun schon das zweite Mal zu mir gekommen war und meine Hände genommen hatte, nachdem ich eine Aufschlag nicht hinbekommen hatte, um mir zu zeigen, wie man den Aufschlag wirklich machte.
Ich mochte diesen plötzlichen Körperkontakt zu ihm nicht. Irgendwas musste er doch vor haben, sonst würde er nicht die ganze Zeit zu mir kommen und meine Handgelenke packen, um sie in die richtige Position zu bringen.
Auch fiel mir auf, dass Clay nach Rauch roch. Immer, wenn er an mich heran trat, konnte man Männerparfum und Zigaretten riechen.
War es möglich, dass dieser Kranke dachte, dass ich es mochte, wenn er mir so nah kam?
Als wir uns dann umzogen, konnte ich aus dem Augenwinkel erkennen, dass Clay mich musterte. Im Umziehen war ich nicht der schnellste. Um ehrlich zu sein, war ich jedes Mal der Letzte, welcher aus der Umkleidekabine ging. Clay schien das auch aufgefallen zu sein, denn er ließ sich unglaublich viel Zeit beim Umziehen. Die letzten gingen und ich war alleine in der Umkleide, mit dem großen grünäugigen Jungen.
Bestimmt würde er mich gleich vergewaltigen und dann umbringen oder so. Dieser Gedanke machte mir Angst, weshalb ich mich beeilte so schnell wie möglich fertig zu werden.
Zu spät.
Der muskulös gebaute Teenager kam auf mich zu und ich sah ihn mit großen Augen an.
Gleich würde ich sterben.
Bestimmt würde er von irgendwo ein Messer ziehen und mich abstechen.
Erneut packte er meine Handgelenke. Er zog mich, für meinen Geschmack, viel zu nah an ihn heran.
"Wann möchte mein Kleiner für mich Mathe machen?", grinste er schmutzig.
Bitte was?
Mein kleiner?
Für ihn?
Etwas verschreckt zuckte ich mit den Schultern und starrte ihm weiter in sein Makelloses Gesicht.
"Dann schlag etwas vor", befahl er mir, mit einem dominanten Unterton.
"U-uhm... Also ich kann eigentlich morgen oder so", stotterte ich. Meine Stimme war noch nie so hoch gewesen. Ich war wie gelähmt, als er mir noch näher kam, selbst als zuvor. Sein Körper presste sich näher an meinen. Mir war es möglich seinen warmen Atem auf meiner Haut zu spüren.
Unsicher fragte ich ihn: "W-wann denn?", worauf er selbstsicher antwortete: "Direkt nach der Schule, bei dir.", worauf ich wiederum nur nickte. Ich hatte wirklich keine Lust mich in unnötige Gefahr zu bringen und in der Anwesenheit von Clay, produzierte mein Körper Adrenalin, da ich mich von seiner Nähe und seiner Größe, so wie das, was er den Tag über tat, bedroht fühlte.
Jeder Freitag sah bei ihm folgendermaßen aus: Er kam nur zu den Unterrichtsblöcken, die ihm gefielen, oder auf die er gerade Lust hatte. Den Rest der Zeit verbrachte er mit seinen Freunden, rauchend auf irgend einer Parkbank. Anschließend verschwand er nach Hause. Was er dort tat, so konnte ich es mir vorstellen, war irgendein Mädchen abschleppen und mit ihr rummachen. Den Rest seiner Freitag Nacht würde er mit Partys, Alkohol, Drogen und Mädchen verbringen.
Warum ich mich also in seiner Gegenwart bedroht fühlte? Keine schwer zu beantwortende Frage.
Er stieß mich wieder von sich weg und das war der Moment, in dem ich wieder in der Realität ankam.
Ich stolperte nach hinten und war gerade noch in der Lage, mich selbst aufzufangen, bevor ich auf den Boden fiel. Clay war schon aus der Tür der Umkleide verschwunden. Verwirrt wurde ich zurückgelassen. Alleine und überfordert. Müsste ich mir so eine Art nun wirklich für die nächsten Wochen bieten lassen? Und warum war er so versaut mir gegenüber?
Ich hatte absolut nichts dagegen, wenn er sich wieder an seine komischen Mädchen ran machen und mich dafür in Ruhe lassen würde.
Als wenn Schule nicht schon anstrengend genug für mich gewesen wäre. Jetzt noch dieser notgeile Typ, der mich wie einen Unterwürfigen behandelte.
Nachdem ich mich von dem Schock erholt hatte, packte ich meine letzten Sachen zusammen und verschwand aus dem Gebäude.
Es war kalt geworden. Auch wenn es erst früher Nachmittag war. Die Kälte stach auf meiner Haut. Mit einem tiefen Zug sog ich die frische Luft ein, wodurch ich direkt spürte, dass es mir ein kleines bisschen besser ging.
Auch die Fahrt nach Hause mit dem Fahrrad entspannte mich, da ich mich auf andere Sachen, als auf Schulstress und Clay konzentrieren konnte. Mir war klar, dass Clay mir in der nächsten Zeit ganz schön zu schaffen machen würde.
Etwas betroffen lehnte ich mein Fahrrad an unsere Hauswand, um das Haus zu betreten. Meine Mutter bemerkte immer, wenn etwas war. Ich betrat das Haus und das Erste, was ich hörte, war: "Alles gut, Schatz?"
"Ja Mom, alles gut", log ich, doch sie ließ nicht locker. "Irgendwas ist. Das sieht man die an. Na komm schon. So schlimm?", fragte sie. "Nichts Wichtiges", blockte ich ab und versuchte abzulenken: "Ist es okay, wenn morgen ein Schulfreund mit herkommt, um mit mir Mathe zu machen?"
"Aber Natürlich! Freut mich, dass du auch mal was mit den Anderen machst. Hast du Hunger?"
Es war super lieb, wie sie sich um mich kümmerte, doch manchmal war sie etwas überfürsorglich. Ich wohnte mit ihr alleine, denn mein Vater hatte meine Mutter und mich verlassen, als ich drei Jahre alt war. Von dem Zeitpunkt an, versuchte meine Mutter mir alles etwas zu versüßen. Manchmal übertraf sie sich auch selbst. Das passierte immer dann, wenn sie vergaß, dass ich schon 17 war und nicht mehr so aufgepäppelt werden musste. Wenn ich diesen Faktor jedoch übersah, war sie die perfekte Mutter. Mit allem versuchte sie mich zu unterstützen und mich liebevoll zu behandeln.
Dazu kam, dass ich ihr so gut wie nichts verschwieg, außer, dass Clay gerade etwas durchdrehte.
Einige Male hatte ich ihr von Clay erzählt, wie schrecklich ich ihn und sein verhalten fand, in Realität gesehen hatte sie ihn aber noch nie. Vorerst sollte sie auch nicht wissen, dass ich das Mathe Projekt mir, oder besser gesagt für Clay machte, damit sie sich keine Sorgen machen würde.
Trotzdem ließ mich der Gedanke nicht los, dass Clay wirklich zu mir kommen und mit mir in meinem Zimmer sitzen würde. Was würde passieren, wenn ich öfters mit ihm alleine war? Vor allem: Wen konnte ich von meinen Gedanken erzählen, ohne negative Emotionen zu erzeugen?
Diese Fragen ließen mich nicht los, bis ich ins Bett ging und der Schlaf mich von meinen Gedanken erlöste.
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Abused
FanfictionAbgehoben, selbstverliebt, nazistisch, all das sind Wörter, mit denen man Clay beschreiben könnte. Genau so geht er auch mit den dutzenden Mädchen um, welche ihn anhimmeln und alles für ihn tun würden. Jedoch kann solch ein Missbrauch auch mit Junge...