"W-wieso hast du das gemacht?", fragte ich immer noch überwältigt, von dem Mut, dass Clay das wirklich durchgezogen hatte.
"Um auszutesten, wie viel du für mich machen würdest", entgegnete er mir mit einem versauten Grinsen.
Es war definitiv nicht so, als hätte mich das, was er soeben getan hatte irgendwie angeturnt, trotzdem, war ich erstaunt, von dieser Willenskraft, die er besaß. Wollte er irgendwas, kämpfte er so lange dafür, bis er es bekam.
Immer noch zerstreut blieb ich auf meinem Bett sitzen. Clay war aufgestanden, um sich sein Handy zu holen.
Sein Rucksack stand an meinem Schreibtisch, welcher wiederum in der Nähe meiner Zimmertür stand. Er lehnte sich in den Türrahmen und ich musste wirklich zugeben, mit seinen 1,90 sah es wirklich gut aus, wie er dort so stand.
Er blickte auf sein Handy und ich musterte ihn. Mein Blick blieb in seinem Gesicht hängen. Plötzlich sah er mich ebenfalls an, ohne seinen Kopf dabei zu bewegen. Ich konnte deutlich spüren, dass ich rot geworden war. Schnell sah ich weg.
Um abzulenken, hob ich ungeschickt meinen Laptop vom Boden auf. Darauf erstellte ich eine Präsentation, als die alte Maschine gestartet war.
Mit geübtem Zehn-Finger tippen, schrieb ich eine Überschrift und die erste Folie, auf der nach kurzer Zeit zu lesen war, worum es in diesem Thema gehen würde. Ich recherchierte, immer wenn ich mir zu verschiedenen Rechnungen unsicher war und versuchte alles möglichst vereinfacht auf die Folien zu bringen, sodass vielleicht sogar Clay verstehen könnte, was ich hier vermitteln wollte.
Irgendwann gesellt sich Clay wieder zu mir. Es schien nicht mal im Geringsten zu interessieren, was ich hier tat. Stattdessen konnte ich aus dem Augenwinkel sehen, wie er mit irgendwem schrieb. Es war nicht Nick, oder einer seiner Freunde, da ich Auberginen und Wassertropfen Emojis erkennen konnte.
Langsam fragte ich mich ernsthaft, ob dieser Typ neben Sport noch irgendetwas anderes in seinem Leben tat, als mit Mädchen zu flirten und diesen gegenüber dann intim zu werden, nachdem die Mädchen ihm gegenüber seinem Körper anvertraut hatten.
Ich erinnerte mich daran, dass es irgendwann mal einen Fall gegeben hat, an dem ein Nacktbild von einer Teenagerin herumgegangen war. In die Welt gesetzt wurde dieses Bild von Clay. Dieser Mensch war wirklich eine falsche Schlange. Trotzdem ließ er mein Herz gerade klopfen, während er neben mir saß.
Circa eine Stunde war vergangen, seit ich angefangen hatte zu arbeiten. Der Blonde schrieb durchgängig mit irgendwem am Handy und blickte in einem 5 fünf-Minuten Takt von diesem auf. "Ich glaube, das reicht vorerst für heute", sagte ich zufrieden mit mir selbst.
Er betrachtete die halb fertige Präsentation und anschließend in mein Gesicht. Ich drehte ebenfalls meinen Kopf, um ihn anschauen zu können. Er biss sich auf die Lippe. Ich konnte nicht anders, als dort hinzusehen. Auch dieses auf die Lippe beißen sah so perfekt aus, dass es antrainiert aussah.
Ich war mir sicher, dass Spike und Sheldon über das, was hier gerade passierte, niemals erfahren würden, da die beiden mir sonst einen ewig langen Vortrag darüber halten würden, was für ein schlechter Mensch Clay doch war. Dabei gab ich den beiden auch recht, doch der dominante Herzensbrecher hatte die gesamte Situation unter Kontrolle. Er wusste, ich war zu schwach, um mich zu wehren. Auch war ihm klar, dass es ihm möglich war, in den nächsten Situation, in der wir uns näher kommen würden, alles Mögliche mit mir anzustellen zu können.
Er schien ebenfalls Kenntnis darüber zu haben, dass ich meine Gedanken niemandem gegenüber aussprechen würde.
Er wusste, er konnte mich dreckig behandeln und ich würde mitspielen. Ich hatte weder eine Erfahrung mit einer solchen Situation gemacht, noch wurde ich darüber aufgeklärt, wie man sich zu verhalten hatte.
"Ich gehe zu Nick, eine Runde Saufen", ließ er mich wissen und unterbrach somit die Stille und unseren Blickkontakt. Etwas verlegen nickte ich. Höflich fragte ich ihn: "Soll ich dich noch zur Tür bringen?"
Er sah mich wieder mit diesem Blick an, zuckte dann mit den Schultern und schnappte sich anschließend seinen Rucksack. Ich schlüpfte durch meine Tür, kurz bevor er ebenfalls hindurchging. Unten angekommen verabschiedete ich mich von ihm, wissend, dass wir uns relativ bald wieder sehen sollten. Er blickte nicht einmal zurück. Stattdessen stieg er auf sein Motorrad. Sobald er den Schlüssen gedreht hatte, drehte er an dem Lenker und war in kürzester Zeit aus meinem Sichtfeld verschwunden.
Mein Kopf war voll mit Fragen, welche ich am liebsten alle beantwortet haben wollte. Es war viel passiert seit Vorgestern. Viel von dem ich nie erwartetet hätte, dass es passieren würde.
Ich stolperte in unser Bad und drehte die Dusche auf. Die Frische, welche ich durch die Dusche gewinnen würde, würde mich ablenken. Ich ließ das lauwarme Wasser der Dusche über meinen Körper rinnen, nachdem ich mich entkleidet hatte. Der Flüssige Stoff prasselte auf meine nackte Haut. Es ließ mich an den Regen erinnern. Regen hatte etwas Saftes, konnte aber dennoch so verwundend sein.
Mit geschlossenen Augen legte ich meinen Kopf in den Nacken und genoss das prickelnde, ja fast schon kitzelnde Gefühl der Wasserstrahlen auf meinem Hals.
Gerade war ich aus der Dusche gestiegen, hörte ich, wie unsere Haustür aufgeschlossen wurde und meine Mutter eintrat.
"Schatz! Ich bin wieder Zuhause", hörte ich ihre vertraute Stimme von Unten rufen. Ich antwortete ihn: "Komme gleich runter. War gerade noch duschen!"
Schnell trocknete ich mich ab, um mit dem Handtuch um die Hüften in mein Zimmer zu laufen. Dort zog ich mir frische Klamotten an. Ich bemerkte erst jetzt, was für einen Hunger ich hatte, denn ich hatte noch kein Mittag gegessen.
Den Hunger schien ich verdrängt zu haben, während Clay mich auf eine ganz andere Art und Weise dazu gebracht hat, Mathe für ihn zu machen.
Mit dem Handtuch, welches bis eben noch um meine Hüften gehangen hatte, rubbelte ich mir durch meine mittellangen Haare, um diese einigermaßen trocken zu bekommen. Dann eilte ich die Treppe herunter, zu meiner Mutter.
"Na, wie war es mit deinem Freund?", fragte sie, mit einem sanften Lächeln. "Ach, ganz gut", antwortete ich ihr nur knapp, um nicht weiter darauf eingehen zu müssen. "Ich habe echt Hunger, weil ich vergessen habe Mittag zu essen", erklärte ich meiner Mutter, in der Hoffnung, dass sie mir Essen machen würde. Der Engel in Person nickte nur lächelnd und gab mir dann zu wissen, dass sie uns beiden etwas Schönes zu Essen machen würde, bevor ich noch verhungerte.
Meine Mutter war immer glücklich und freundlich. Wie sehr ich sie doch dafür bewunderte.
Nachdem wir schnell gemachte Nudeln gegessen und noch geredet hatten, verschwand ich wieder nach oben, in mein Zimmer. Ich war fertig von dem Tag. Es war noch nicht allzu später Abend, trotzdem packte ich schon meine Schulsachen zusammen. Auch ein Outfit für den morgigen Tag suchte ich mir raus. Da ich nichts mehr zu tun hatte, legte ich mich in mein Bett und las weiter an unserem Buch in Englisch, bis ich irgendwann einschlief.
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Abused
FanfictionAbgehoben, selbstverliebt, nazistisch, all das sind Wörter, mit denen man Clay beschreiben könnte. Genau so geht er auch mit den dutzenden Mädchen um, welche ihn anhimmeln und alles für ihn tun würden. Jedoch kann solch ein Missbrauch auch mit Junge...