21 | Confrontation

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- Clay -

Ich hörte, schnelle Schritte hinter mir. Es hörte sich an, als sei die Person, welcher die Schritte gehörten, nicht schwer, da die Schritte nur leicht auf den Boden aufschlugen.

Hastig drehte ich mich um, nur um George in die Augen zu blicken. Er sah wütend und selbstsicher aus. Das war das erste Mal, dass ich eine so zarte Person, wie ihn wütend gesehen habe - abgesehen von so manchem Mädchen.

Genervt blieb ich stehen und blickte George an. Dieser stellte sich vor mich und wollte gerade ansetzten, mir laut etwas ins Gesicht zu schreien, doch ich unterbrach ihn, in dem ich meine Hand hob. Augenblicklich verstummte er. Er reagierte also nach wie vor sensitiv auf meine Anweisungen und Wünsche. Ich stellte mein Motorrad ab und begann auf George zuzugehen.

"Wenn du mir jetzt darüber eine Predigt halten willst, was für ein schlechter Mensch ich bin, oder dass alles, was ich mache, absolut asozial ist, kannst du es dir auch einfach sparen, okay?", ließ ich ihn mit kräftiger Stimme wissen.

Erst sah er mich wie ein verschrecktes Rehkids an, doch dann konnte man die Wut in seinen Augen erneut auf funkeln sehen.

"Du willst mir also sagen, was ich zu tun habe", begann er. "Du willst schon wieder so tun, als hättest du alle Macht über mich und meinen Körper". Ich rollte mit meinen Augen, doch mit zusammengepressten Zähnen kam George auf mich zu. Unbeeindruckt blickte ich ihn an. Seine Wangen hatten sich begonnen rot zu färben. Wahrscheinlich, weil sich eine ganze Menge Wut in ihm aufgestaut hatte.

Einen Schritt nach dem anderen kam mir George immer näher. "Immer musst du der große, coole, attraktive sein, aber glaub mir: Eine ganze Menge von Leuten denken nicht mal ansatzweise, dass du irgendwas in deinem kleinen Hirn hast!", kurz atmete er durch, dann begann er von neuem mich fertig zu machen. "Du kannst sowie nichts anderes, als irgendwelche Mädchen flach legen. Schule? Hat dich nie interessiert und selbst wenn du dir mal Mühe geben solltest, würdest du bestimmt nichts damit erreichen können! In deinem Gehirn befindet sich nichts anderes, als Sex, Drogen und Party. Was anderes kannst du nicht! Oder?! HABE ICH RECHT?!"

Nach wie vor näherte George sich mir. Langsam bewegte ich mich rückwärts, da George in diesem Moment unberechenbar für mich war. "Dein Ruf ist im Arsch. Du kannst nichts dagegen machen. Mich hat sowieso niemanden interessiert. Ich war immer allen egal. Ich hätte mit noch so vielen Jungs herummachen können und es hätte niemanden interessiert, doch du... du bist jetzt das schwule Opfer der Schule. Das Beste daran ist, dass du nichts daran ändern kannst. Mach einfach genauso weiter, wie du es bisher getan hast, doch die anderen werden immer reden und sie werden niemals vergessen!"

Georges Worte waren wahr und auch, wenn mir bewusst war, dass George mir nur die blanke Wahrheit an den Kopf schmiss, tat es weh zu hören, wie sehr ich versagt hatte.

Ich musste George ziemlich stark verletzt haben, denn er merkte nicht, dass es langsam reichte. Ich hatte klar und deutlich verstanden, dass er sauer auf mich war, doch ein Kinodrama, musste er nicht unbedingt daraus machen.

In Gedanken und Georges Worte versunken, war ich immer weiter nach hinten gegangen, als dich hinter mir eine kalte Backsteinwand spürte. Ich schreckte auf und sah George erneut in die mittlerweile aggressiv blitzenden Augen.

Plötzlich drückte George seinen Körper gegen den meinen und zog meinen Kopf zu sich herunter. Aggressiv presste er seine Lippen auf die meinen und küsste mich so leidenschaftlich, wie er es zuvor noch nicht getan hatte.

"Warum muss ich eine so ekelhafte Person wie dich nur so lieben?", fragte er mich, doch gleichzeitig stelle er sich selbst die gleiche Frage.

Mein Herz machte eine Hüpfer.

Warte-

Es tat was?

Unwillig blickte mich George von unten an, seine Arme nach wie vor um meinen Hals geschlungen. Für einen kurzen Moment schloss ich meine Augen und atmete durch, dann packte ich George bei der Taille und befahl ihm: "Konfrontiere mich mit noch mehr Sachen. Was stört dich an mir? Was stört andere? Was denken die Mädchen?"

Prüfend und unglaubwürdig blickte mich George  an.

Er stieß sich weg von mir und brachte Abstand zwischen uns. "Du bist ein Arschloch!", begann er erneut. "Nicht nur ich denke das. Alle denken das! Bestimmt auch Nick, Alexis und Will. Die meisten trauen sich nur nicht es dir ins Gesicht zu sagen, doch ich tue es: Ich, und bestimmt auch noch viele andere auf der Schule hassen dich!"

Verletzt presste ich meine Lippen zusammen. Hätte jemand anderes so etwas zu mir gesagt, hätte das vielleicht dezent an meinem Ego gekratzt, doch diese Worte aus Georges Mund zu hören, brachten mich in Verlegenheit. Dachte er wirklich von mir, dass ich irgendein hirnloser Vergewaltiger wäre?

Georges Fäuste begannen auf mich einzutrommeln. Erst sanfter, doch als er merkte, wie wenig es mir ausmachte Schläge abzubekommen, wurde er aggressiver und stärker. Ohne dass ich es erwartet hatte, schlug mir der Kleinere in den Solarplexus. Meine Zwischenrippenmuskeln zogen sich zusammen, wodurch meine Luft abgeschnürt wurde. Unter starken Schmerzen sackte ich zu Boden.

"Da! Genau da gehörst du hin!", hörte ich George von über mir sagen. "Da und nirgends woanders! Unter mich!"

Sobald der Schmerz sich erträglich gemacht hatte, sah ich auf zu George. Dieser schien zu genießen mich unter ihm zu sehen. Noch nie in meinem ganzen Leben, habe ich jemand in sexueller Weise, eine andere Person aus der Sicht eines Bottoms angesehen.

George packte mich bei den Haaren und zog meinen Kopf nach hinten in den Nacken. Ich hätte mich wehren können, George wusste das auch, doch ich tat es nicht. Das war das, was ich verdient hatte.

Kraftvoll schlug mir George mit flacher Hand in mein Gesicht.

Ich presste meine Lippen zusammen und spannte meinen Kiefer an. "George, es tut mir-", setzte ich an, doch augenblicklich unterbrach er mich. "Jetzt komm mir nicht damit, dass es dir leid tut. Dir hat nie etwas leidgetan und ich zweifele daran, dass es das jemals tun wird. Du bist wirklich ein Mensch ohne Herz."

Entsetzt entgegnete ich ihm: "Verdammt, doch! Ich habe ein Herz. Ich schenke es nur niemandem einfach so!"

"Du gibst noch nicht mal jemandem die Chance dein Herz zu gewinnen!", schrie er mich erneut an.

Ich wollte ihm nicht recht geben, doch er hatte nichts anderes getan, als die Wahrheit in den Mund zu nehmen. Trotzdem konnte und wollte ich diese Aussage nicht so im Raum stehen lassen. "Gib mir eine Chance. Ich kann dir beweisen, dass ich mich auch öffnen kann!", bettelte ich.

Nun hatte er einen ganz anderen Gesichtsausdruck auf seinem makellosen Gesicht. Er sah nachdenklich, doch gleichzeitig auch so willig aus.

"U-und wie willst du mir das beweisen?", fragte er mich mit sanfter Stimme. Er schien wieder in seine typische "George Rolle" geschlüpft zu sein. 

Dann zog ich ihn zu mir und küsste ihn erneut.

AbusedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt