Prince Charming - Taekook

Kapitel 47

"Wie kann das bitteschön nicht deine Schuld sein, hä? Du hast ihn doch ausgesucht."

Jungkook wurde langsam so wütend, dass er schon spürte, wie seine Fingernägel sich in seine Handflächen bohrten.

Irgendwie war der Tag zu viel gewesen. Erst der ganze scheiß mit Tae, dann Jimin und Yoongi und zum Schluss Baek.

Hatte sich die Welt gegen ihn verschworen? Oder versuchte er hier etwas zu schaffen, was eine Unmöglichkeit darstellte?

So unmöglich war es doch eigentlich gar nicht. Er kam her, um einen Typen um den Finger zu wickeln, der seinen Bruder in den Knast gebracht hatte und der hoffentlich Geheimnisse preisgeben würde, mit denen er Yoongi aus dem Knast wieder rausholen könnte. Außerdem hoffte er, dass dieser Typ ihm das nicht zu übel nahm, weil er ihn eigentlich sehr toll fand - also so magisch toll und gerne mehr Zeit verbringen wollen würde, als die paar Wochen in Taiwan.

Das Problem: Er erfuhr hier Geheimnisse nach denen er nie gefragt hatte und musste um die Aufmerksamkeit des Typen buhlen, den er eigentlich nicht mögen sollte, aber es trotzdem tat.

Dazu kam, dass der Typ irgendwie eine emotionale Intelligenz besaß, die einem glatt Angst machen könnte und ihn selbst ständig in Teufelsküche brachte.

Er hatte jetzt eindeutig etwas über sich in den letzten Tagen gelernt. 1. Geheimnisse waren nichts für ihn. 2. Kontaktaufnahme war auch nicht so sein Ding - wenn man es auf die Kandidaten bezog, die ihn so überhaupt nicht mochten und 3. Menschen hatten verschiedene Seiten, siehe Yoongi und Jimin.

Ein Räuspern war zu hören und sofort blickte Jungkook in die Richtung, wo das Geräusch hergekommen war.

"Jungkook, das war nicht ganz freiwillig, was Tae da heute machen musste", unbehaglich rutschte ihr Boss im Sessel hin und her, beugte sich vor, lehnte sich kurz darauf wieder nach hinten und schnaubte mehrmals ein und aus.

Warum druckste der denn so rum?

In ihm fing es bereits an zu brodeln und mit seiner angeschwollenen Nase und mit den vor Stress rot unterlaufen Augen musste sein wütender Gesichtsausdruck wahrscheinlich noch mehr Wirkung haben, als eh schon.

"Red weiter..." Vielleicht brachte ein Kommando ihn vielleicht dazu weiter zu sprechen.

"Naja, ihr seit euch schon sehr nah... das merkt man, aber für die Sendung ist es nicht gut, wenn es jetzt eventuell schon für Zuschauer zu klar wäre, wen Taehyung wählt, weißt du?"

Was weiß er? War das die Antwort, die die ganze Situation erklären sollte? Warum ergab daß nur irgendwie gerade keinen Sinn?

Jimin merkte wohl Jungkooks Ratlosigkeit und ergriff selbst das Wort, um es ihm hoffentlich klarer zu machen.

"Tae durfte dich nicht auswählen, Kookie. Wäre das keine Regel gewesen, dann hätte er ganz sicher dich gewählt."

Fragend blickte der Jüngste seinen Freund an, der ihm gerade versuchte hatte etwas zu erläutern, aber ihn dadurch noch etwas verwirrter zurück gelassen hatte.

Warum waren sie sich so sicher, dass Tae ihn gewählt hätte? Was bekam er hier nicht mit? Machte der Schwarzhaarige irgendwas, was ihm entging, aber für andere ein Hinweis auf Zuneigung war - mehr als bei den anderen?

"Jungkook?"

Ganz wie ein Roboter ließ er seinen Kopf Richtung Tae wandern, der Mann, der ihn angesprochen hatte, der Mann, der ihn Durcheinander brachte, wie kein anderer und der Mann, der ihn gerade intensiv beobachtete.

Still und Nachdenklich wanderte dessen Blick über Jungkooks Gesicht. Ein roter Schimmer lag auf dessen Wangen und ließen diese schönen mandelförmigen Augen noch heller Leuchten. Ein leichtes Lächeln umspielte die zarten Lippen und schienen sich immer wieder leicht zu öffnen, um etwas sagen zu wollen und sich dann doch umzuentscheiden.

"Jungkook?", drang wieder nur ein Hauchen an seine Ohren und doch war es mit so viel Zuneigung. Zuneigung für ihn? War das tatsächlich der Fall?

"Ich mag dich wirklich sehr", und amüsierter fügte der Schwarzhaarige hinzu, "wahrscheinlich mach ich deswegen auch so viel Blödsinn mit."

"Welcher Blödsinn?", und auch Jungkooks Lippen verzogen sich zu einem leichten Lächeln. "Noch haben wir doch gar nichts angestellt..." Der Schwarzhaarige wusste doch noch gar nicht von dem Plan, oder?

Laut wurde nach Luft geschnappt und ehe sie sich versahen, waren sowohl Jimin, als auch Namjoon aus dem Zimmer geeilt.

Das war auch besser so. Jungkook hätte jetzt definitiv nicht aufgehört nur weil sie nicht in ruhiger Zweisamkeit hier saßen.

Eigentlich sollte sich der vernünftige Jungkook gegen diesen Sog, den der Ältere auf ihn ausübte, zur Wehr setzen, aber dieser Blick und diese sanfte Berührung, die ihm dieser schenkte waren zu stark. Es entfachte zu viel Wärme, als das er dagegen etwas tun wollen würde.

Ohne auf die Warnung in seinem Kopf zu hören, die laut und deutlich schrie: du kommst ihm zu nah! Schloss er langsam die Augen.

"Jungkook", kam wieder der gehauchte Klang seines Namens in sein Gedanken. Er spürte den Atem seines Gegenübers auf seiner Haut. Spürte dessen lange und weiche Finger an seiner Wange, die sachte die Konturen seines Gesichtes nach fuhren. Erst langsam über seine Kieferpartie, zaghaft am Ohr vorbei, die Wange hoch. Mal einen Mal zwei Finger und jede Berührung ließ es noch mehr in ihm Kribbeln.

"Mein wunderschöner Jungkook." Leicht öffnete er die Augen beobachtete dessen Ausdruck in diesem markanten Gesicht und wusste: das hier war mehr als Zuneigung. Mehr als sexuelle Spannung oder Begierde. Er WOLLTE das es mehr war.

Sanft wanderten Taes Finger weiter zu seinem Mund, strichen daran entlang und waren geradezu eine Einladung dazu seinen Mund zu öffnen. Der Wunsch, mehr zu spüren war in ihm - und doch war der Moment schon so viel mehr, als das was er sich erhofft hatte.

Sein Herzschlag hatte sich beschleunigt. Schon ab dem Zeitpunkt, als er seinen eigenen Namen aus dessen Mund hörte und sein eigener Mund fühlte sich plötzlich so trocken an, dass er ohne darüber nachzudenken darüber leckte. Über die eigenen Lippen und über den Finger, der immer noch dort verweilte.

Es schmeckte salzig. So wie Haut immer schmeckte, wenn man mehr davon wollte, als nur eine Berührung.

Augen, die einen in sich aufzusaugen schienen. Alles sehen wollten und doch nicht genug bekamen - sie kamen näher. So viel näher, so dass diese braune Iris langsam ihren Zauber zeigte. Schwarz in braun und doch mehr als das. So viel mehr für ihn.