Prolog

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Prolog 


»Mister Malfoy, Sie befinden sich am Scheidepunkt Ihres Lebens.«

Das Letzte, woran sich Draco Malfoy erinnern konnte, war, dass er mitten auf dem Schlachtfeld hinterrücks von einem Fluch getroffen wurde. Er konnte nicht einmal sagen, was für ein Fluch es gewesen war, denn er krachte gegen die eingestürzten Mauern Hogwarts und war sofort bewusstlos gewesen.

Bis er hier wieder aufgewacht war. Beziehungsweise schien er direkt hier gewesen zu sein, er war nicht aufgewacht.

»Was genau bedeutet das?«, erklang seine Stimme nervös und er schaute sich in dem riesigen Saal um. Es gab viele Empfangstresen, vor eben solch einem er stand. Überall warteten Menschen.

»Hier wird entschieden, was mit Ihnen nach Ihrem Tod passiert. Himmel oder Hölle. Aber bei Ihnen ist es etwas komplizierter. Sie sind nicht komplett tot, aber auch nicht richtig am Leben.«

Die kleinwüchsige Frau mit einer komischen schimmernden Aura blätterte durch ihre Unterlagen und richtete schließlich wieder ihren Blick auf Draco.

»Seitdem Sie von dem Fluch getroffen wurden und Sie sich ungünstigerweise durch ihren Sturz eine ziemlich schlimme Kopfverletzung zugezogen haben, sind sechs Monate vergangen. Sie liegen immer noch im Koma und müssen jetzt beweisen, ob Sie würdig sind, um weiterzuleben.«

Die Frau legte die Unterlagen weg und Draco runzelte die Stirn.

Es kam ihm vor wie in einem Traum, so unwirklich, aber trotzdem schrecklich real.

»Wie kann ich das denn beweisen?«, fragte er, nachdem die Frau nicht mehr weitersprach.

»Oh, Sie müssen der Person, die Sie am meisten verletzt haben, helfen.«

Die Person, die er am meisten verletzt hatte? Er hatte sich mit einigen Personen duelliert und auch ein paar davon verletzt. Die Frau zog wieder Unterlagen zu sich und suchte anscheinend die Person, die er am meisten verletzt hatte.

»Ah, eine Miss Hermine Granger«, sagte sie dann und Draco riss die Augen überrascht auf. Bis auf einige Sticheleien war doch eigentlich nichts zwischen ihnen passiert. Da hatte er sogar Longbottom öfter beleidigt.

»Ah, okay, und wie soll das Ganze ablaufen? Ich kann ihr ja schlecht helfen, wenn ich angeblich im Koma liege?«, schnarrte er und stützte sich am Tresen ab. Er hatte keine Lust mehr auf diesen Kindergarten von Traum und wollte einfach nur aufwachen.

»Sie werden als Miss Grangers Geist auf der Erde wandeln. Keiner wird Sie sehen oder hören können und Sie werden auch nichts anfassen können. Sie werden sich keine fünf Meter von ihr entfernen können. Außerdem werden Sie nur genau einen Monat bekommen, um sich zu beweisen«, erklärte die Frau gelangweilt, als hätte sie es schon tausend mal gemacht.

»Wenn mich keiner sieht, keiner hört und ich nichts anfassen kann, wie soll ich dann irgendetwas beweisen?«, wütend knallte er eine Faust auf den Tresen und atmete hektisch ein und aus.

»Das werden Sie sehen. Ich gehe davon aus, Sie nehmen unser großzügiges Angebot an? Ansonsten können Sie direkt in die Hölle gehen.«

Sie zeigte auf eine schwarze Tür hinter ihr und Draco zuckte zusammen.

»Natürlich nehme ich dieses Angebot an.«

Und schon wurde ihm wieder schwarz vor den Augen.


*


Verwirrt öffnete Draco seine Augen.

Man hatte er einen schrägen Traum!

Er setzte sich auf und er wusste sofort, dass er nicht in seinem Bett lag und schon gar nicht in seinem Zimmer war.

Er war in Hogwarts. Aber die Himmelbetten hatten rote Vorhänge.

Langsam ließ er seinen Blick auf die Bettseite neben ihm wandern und erstarrte.

Hermine Granger lag friedlich schlafend neben ihm.

Erst träumte er von Granger, zumindest von ihrem Namen, und jetzt lag er plötzlich neben ihr? Wie viel hatte er gestern Abend getrunken? Was hatte er überhaupt gestern Abend gemacht?

Er wollte sich mit einer Hand durch die Haare fahren, erstarrte aber, als er seine Hand im Blickfeld sah.

Sie war weiß, schneeweiß, und seltsam leuchtend.

Nein, das konnte nicht sein.

Er sprang vom Bett auf und stolperte durch den zugezogenen Vorhang, den er nicht berührte, er glitt einfach so hindurch.

Nein, das konnte nicht sein.

Er lief zu dem ersten Spiegel, den er sah, und stellte sich davor.

Aber er sah nichts. Er hatte kein Spiegelbild mehr.

Schluckend streckte er seine Hand nach dem Glas des Spiegels aus, aber seine Finger glitten hindurch.

Scheiße, er hatte nicht geträumt.

Langsam drehte er sich wieder zu dem Bett von Granger um. Die Frau hatte gesagt, er sollte ihr helfen.

Aber sie hatte nicht gesagt wobei und vor allem wie.

Er wäre also erst einmal der persönliche und unsichtbare Geist von Granger.

Und wenn er ihr nicht irgendwie helfen könnte, würde er sterben.

Secret Ghost [Fanfiction Version]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt