Kapitel 1
Tag 1
Draco hatte sich im Schneidersitz neben Granger gesetzt und beobachtete sie. Er konnte nicht schlafen, das hatte er schon probiert, anscheinend mussten Geister nicht schlafen.
Ihre buschigen braunen Haare waren trotz Pferdeschwanz über ihrem gesamten Kopfkissen verstreut. Bestimmt musste sie das Chaos auf ihrem Kopf über eine Stunde lang bürsten, oder sie kannte einen guten Frisierzauber.
Benommen fuhr sich Draco durch die platinblonden Haare.
Er hatte nur einen Monat Zeit.
Doch mittlerweile hatte er sich einen groben Plan zurechtgelegt.
Er würde sie erst ein paar Tage beobachten und dabei feststellen, womit sie unzufrieden ist, wobei er ihr vielleicht helfen könnte.
Und danach ... er hatte keine Ahnung.
Er seufzte und konnte sehen, wie Granger sich zu regen begann.
Ihr Wecker ging los und Draco verschwand schnell von ihrem Bett. Er ging zu dem großen Fenster, an dem er jetzt schon einige Male gestanden hatte, und dachte nach. Viel zu viel hatte er schon gegrübelt und am Ende hatte es doch nichts gebracht.
Sein Blick glitt über die Ländereien von Hogwarts. Nichts erinnerte mehr an den furchtbaren Krieg.
Kurz überlegte er, was aus seinen Eltern geworden war. Hatten sie eine Verhandlung bekommen? War sein Vater vielleicht sogar in Askaban?
Er biss sich auf die Lippe und wurde dann von etwas mitgerissen.
Granger ging ins Bad und Draco musste ihr folgen, weil wohl die fünf Meter überschritten waren. Er setzte keinen Fuß vor den anderen, aber trotzdem folgte er ihr wie ein Schoßhündchen, bis der Abstand wohl endlich wieder erreicht war. Da dies vor der Badezimmertür passiert war, war er wirklich erleichtert.
Garantiert wollte er Granger nicht beim Pinkeln beobachten. Kurz wollte er sich umdrehen und an die Tür lehnen, bis ihm wieder einfiel, dass er dann nur hindurchgleiten würde.
Seufzend ließ er sich einfach auf den Boden nieder und starrte zum nächsten Himmelbett, wo sich etwas bewegte. Natürlich teilte sich Granger das Zimmer mit anderen Gryffindor Mädchen aus ihrem Jahrgang.
Ob er die Schule auch hätte zu Ende machen dürfen?
Und dann stand plötzlich Ginevra Weasley vor ihm. Oder eher vor dem Bad.
Aber sie blieb nicht stehen, sondern ging einfach durch ihn hindurch und er spürte verdammt noch mal nichts. Grimmig warf er einen Blick über seine Schulter. Nur um schnell wieder nach vorne zu sehen, denn er hatte Granger nur mit einem Handtuch bekleidet gesehen. Diesen Anblick würde er wohl nie vergessen.
Wenig später kam Granger in Schuluniform bekleidet wieder aus dem Bad. Nur ihre Haare sahen noch aus wie ein Vogelnest.
Sie seufzte und lief zu ihrem Bett. Auf dem Nachttischschränkchen hatte sie eine Bürste liegen.
Mit verschränkten Armen und hochgezogener Augenbraue beobachtete er ungläubig, wie Granger Strähne für Strähne kämmte. Also benutzte sie doch keinen Zauber.
Kopfschüttelnd ließ er sich auf ihr Bett nieder und schaute auf die anderen beiden Betten im Raum. Das eine gehörte eindeutig Klein-Weasley und aus dem dritten stand gerade Parvati Patil auf.
»Ich geh schon mal nach unten.«
Erschrocken dreht sich Draco zu Granger um, die damit fertig war, ihre Haare zu bürsten.
Er hatte keine Zeit mehr, sich noch weiter im Gemeinschaftsraum umzuschauen, da Granger sofort durch ein Portrait verschwand und er einfach hinterher gezogen wurde.
Verstimmt lief er lieber neben ihr, als einfach nur mitgezogen zu werden und ihr Weg führte ihn in die Bücherei. Was hätte es auch sonst sein können.
Granger ging geradewegs auf die Bibliothekarin zu und Draco verzog das Gesicht. Er würde auch gerne lesen, wenn sich Granger hier aufhielt, aber er konnte kein Buch halten, also würde er nur über ihre Schulter mitlesen können.
»Hier sind die Bücher, die sie bestellt haben.«
Granger bekam zwei Bücher, die sie in ihre Tasche gleiten ließ. Dann bedankte sie sich und verschwand wieder aus der Bücherei.
Er hatte leider keinen der Buchtitel lesen können, aber bestimmt war es etwas Langweiliges über die Schule.
Er lief neben ihr her, bis sie die große Halle erreicht hatten.
Granger ging direkt zum Gryffindor Tisch und setzte sich Harry Potter gegenüber hin.
Draco überlegte kurz und setzte sich dann einfach auf Potters Platz. So musste er ihn wenigstens nicht ansehen.
Es sah zwar schon gruselig aus, wie Potters Hand durch seine leuchtenden Körper hindurch nach seinem Glas Kürbissaft griff, aber er würde sich wohl daran gewöhnen.
Granger hatte sich ein Marmeladen-Brötchen gemacht und sich eines der beiden Bücher aus ihrer Tasche geholt. Krachend ließ sie es auf den Tisch sausen.
»Kopfverletzungen und ihre Folgen«, war der Titel. Draco runzelte seine Stirn. Warum sollte Granger so ein Buch lesen?
»Hermine, du machst dir immer noch Vorwürfe?« Potters Stimme ließ ihn zusammenzucken.
»Harry, wie oft noch, ich bin schuld daran, dass er im Koma liegt, also will ich wenigstens Versuchen ihm zu helfen. Um mein Gewissen zu beruhigen.« Granger biss von ihrem Brötchen ab.
»Es war doch nicht deine Absicht ihn zu treffen. Und du konntest auch nichts dafür, dass er so unglücklich gefallen ist.«
»Aber trotzdem bin ich schuld daran. Weil ich meinen Stupor zu unkontrolliert abgefeuert habe.« Granger blickte böse in seine Richtung und Draco brauchte einen Moment, eher er verstand, dass sie Potter so böse ansah.
»Naja, es ist ja nicht wirklich schlimm um Malfoy.«
Draco erstarrte. Sie hatten von ihm geredet.
Hermine Granger hatte ihn mit dem Fluch getroffen!
Sie war schuld an seiner Lage!
Wütend sprang er von der Bank auf und wollte weglaufen. Aber kaum hatte er sich etwas entfernt, wurde er zurück in ihre Richtung gezogen und stand wieder neben ihr.
Das durfte doch nicht wahr sein.
Er musste der Person helfen, die ihn fast getötet hatte!
»Harry verstehe das doch. Ich will nicht, dass er stirbt. Dann wäre ich eine Mörderin.« Draco schaute wieder zu Granger und biss sich auf die Lippe.
Er hatte etwas, wobei er ihr helfen könnte. Sie wäre keine Mörderin und er könnte wieder aufwachen.
»Er liegt doch schon seit einem halben Jahr im Koma. Wie groß ist die Chance dann, dass er überhaupt noch aufwacht?« Da Draco neben Hermine stand, konnte er Potter ansehen. Er hasste ihn, aber er hatte Recht. Seine Chancen standen wohl eher schlecht.
»Seit er in dem Muggelkrankenhaus ist, hat sich doch nichts an seinem Zustand geändert.« Potter schaute Granger mitfühlend an und griff nach ihrer Hand. Draco dagegen glaubte, sich verhört zu haben.
Was zum Teufel machte er in einem Muggelkrankenhaus? Warum war er nicht im St.-Mungo-Hospital?
Klein Weasley ging durch ihn durch und Draco hatte sich schon wieder etwas gefasst. Was immer er auch in einem Muggelkrankenhaus machte, er war sich sicher, dass seine Eltern für seine beste Versorgung gesorgt hatten.
Draco ließ sich wieder auf Potters Platz nieder und fragte sich, wo eigentlich Ronald Weasley war. Anscheinend nicht da.
Eine ätzende Person weniger, die er ertragen musste.
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Secret Ghost [Fanfiction Version]
Fanfic»Mister Malfoy, Sie befinden sich am Scheidepunkt Ihres Lebens.« Draco liegt seit der großen Schlacht um Hogwarts im Koma. Nicht richtig tot aber auch nicht richtig lebendig. Als Geist muss er beweisen, ob er es wert ist weiter zu leben. Und...