Kapitel 18
Kurz danach waren die drei gegangen und Draco kam sie wieder sehr einsam vor.
Die folgende Woche half er seiner Tante, wo er nur konnte, und versuchte alles wieder gut zu machen. Mit jedem Tag, der verstrich, kam seine Verhandlung näher und er wurde nervöser. Hermine hatte versprochen bei der Verhandlung anwesend zu sein und für ihn auszusagen.
»Draco?«, riss seine Tante ihn aus den Gedanken und er schaute fragend zu ihr. Er redete zwar wieder mit ihr, hielt sich aber trotzdem relativ knapp.
»Würdest du deinen Vater besuchen wollen?«, diese Frage traf ihn richtig und er schaute sie nur blinzelnd an.
»Ich darf ihn besuchen?«, fragte er schließlich mit heiserer Stimme. Als er damals während seines sechsten Schuljahrs in Askaban war, durfte er ihn nicht besuchen.
Seine Tante nickte nur.
Mit mulmigem Gefühl folgte Draco seiner Tante zum Ministerium. Dort mussten sie einige Zeit warten, bis sie über einen Portschlüssel nach Askaban reisen konnten.
Sein Herz schlug so schnell, dass er gar nicht mehr wusste, wo oben und unten war. Wenn er sich vorstellte, dass er nach seiner Verhandlung vielleicht auch hier landen würde, verzog sich sein Magen.
Bitter schluckte er, als sie durch die kalten feuchten Gänge liefen. Immerhin wurden keine Dementoren mehr eingesetzt.
Mit zittrigen Knien stoppte er, als der Wärter, dem sie folgten, auf eine Zelle zeigte. Der Wärter zog sich einige Schritte zurück und Draco trat langsam näher an das Gefängnis. Seine Tante gesellte sich zu dem Wächter, sie wollte ihn wohl nicht stören.
»Vater?«, rief er zögernd und schaute den Mann an, der sein Vater war. Seine langen blonden Haare waren ungepflegt und fettig. Sein Bart schien richtig gewuchert zu haben und seine Augen wirkten leer. Und in den abgetragenen Gefängnisroben wirkte er nicht mehr wie ein Malfoy.
»Draco?«, die Stimme von ihm klang schwach und ungläubig.
»Mein Sohn?«, setzte er hinzu und setzte sich von seiner Pritsche auf. Mit schwachen Schritten kam er zu dem Gitter, vor dem er stand und Draco konnte jetzt schon die Tränen in den Augen seines Vaters sehen.
Als er vor den Gitterstäben stehen blieb, umklammerte er die Streben mit seinen dünnen ausgelaugten Händen und starrte ihn immer noch an, als wäre er ein Geist.
Draco ging den letzten Schritt zum Gitter und umschloss die Hände seines Vaters mit Seinen.
»Ich dachte, ich hätte dich verloren, dich und Narzissa«, schluchzte sein Vater jetzt richtig auf und Draco wusste nicht, was er machen sollte. Er hatte seinen Vater noch nie weinen sehen. Allgemein erinnerte ihn nichts mehr an den Vater, den er kannte.
Schluckend ließ Draco seinen Blick auf ihre verschlungenen Hände wandern. Die seines Vaters waren ungewohnt rau, aber es machte ihm nichts aus, sie krallten sich regelrecht in Seine.
Es dauerte, bis sein Vater sich beruhigte und Draco fragte sich nur, wie lange er bleiben könnte.
»Als ich dich damals fallen sehen habe, war ich einfach nur geschockt. Deine Mutter hat viel schneller reagiert und ist zu dir gelaufen. Ich habe genau gesehen, wie sie von einem Avada getroffen wurde. Draco, mein Schock hat sich einfach nur in Wut, in unbändige Wut verwandelt. Ich konnte mich nicht mehr kontrollieren, habe alles angegriffen, was sich bewegt hat. Im Endeffekt wurde ich deswegen verurteilt.«
Draco lauschte der Erklärung seines Vaters. Teilweise stockte er und er hörte sich nicht wirklich sicher an. Er konnte sich gar nicht vorstellen, wie es für ihn gewesen sein müsste.
»Wenn ich gewusst hätte, dass du noch lebst«, kam es dann heißer und Draco ließ seinen Blick endlich wieder auf das Gesicht seines Vaters wandern.
»Ich war ohnmächtig und beim Fallen habe ich mir eine Kopfverletzung zugezogen, weswegen ich im Koma lag«, brachte er heraus und sein Vater nickte mit einem nachdenklichen Ausdruck.
»Wie lange musst du?«, Draco traute es sich nicht die Frage komplett auszusprechen.
»20 Jahre.« Sein Vater verstand ihn trotzdem und Draco verzog den Mund. 20 Jahre. Er sah nach einem halben Jahr schon so schlimm aus.
»Draco, es wird es mir einiges leichter machen, jetzt wo ich weiß, dass du am Leben bist. Ich habe wieder einen Grund mich nicht so gehen zu lassen und mittlerweile sind es nur noch neunzehneinhalb.«
»Die Besuchszeit ist vorbei«, kam der Wärter dazwischen. Unsicher löste Draco seine Hände von den Gitterstäben und den Händen seines Vaters.
»Ich werde dich wieder besuchen kommen«, sagte er zum Abschied. Er bildete sich wirklich ein, dass sein Vater schon etwas besser aussah.
»Ich werde hier auf dich warten.«
Mit einem schlechten Gewissen drehte er sich um und warf nochmal einen Blick über die Schulter. Sein Vater hatte die Hände immer noch im die Gitterstäbe gelegt und schaute ihm nach.
In Trance folgte er seiner Tante und hing in seinen Gedanken. Er wollte nicht nach Askaban.
»Draco, du hast niemanden getötet, dein Vater hat bei seinem Wutanfall gleich zwei Menschen getötet und mehrere verletzt. Du hast niemanden umgebracht und wirst deswegen auch nicht nach Askaban kommen«, seine Tante konnte jetzt wohl auch noch seine Gedanken lesen. Als sie im Wohnzimmer ankamen, hatte sie ihn einfach in eine Umarmung gezogen und Draco hatte das erste Mal seit langem das Gefühl sich fallen lassen zu können.
Er ließ seinen Kopf auf die Schulter seiner Tante sinken und schloss die Augen. Er genoss die Nähe und musste sich zusammenreißen, um nicht einfach loszuheulen. Es hatte ihn wirklich fertiggemacht seinen Vater so zu sehen.
»Du wirst sehen, morgen wirst du freigesprochen«, und damit hatte sie es wieder geschafft ihn nervös zu machen.
Morgen war seine Verhandlung, die über seine Zukunft entscheiden würde.
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Secret Ghost [Fanfiction Version]
Fanfiction»Mister Malfoy, Sie befinden sich am Scheidepunkt Ihres Lebens.« Draco liegt seit der großen Schlacht um Hogwarts im Koma. Nicht richtig tot aber auch nicht richtig lebendig. Als Geist muss er beweisen, ob er es wert ist weiter zu leben. Und...