Kapitel 9
Tag 8 – Teil 1
Den gestrigen Tag hatte Granger nicht reagiert. Sie hatte sich in ihr Bett verzogen, mit gleich zwei dicken Schmökern und war nur aufgestanden, wenn sich auf Toilette musste. Nicht einmal zum Abendessen war sie gegangen.
Dementsprechend langweilig war ihm gewesen.
Und jetzt am Montag stand sie schon um fünf Uhr in der Früh auf und griff nach dem Polaroid auf ihrem Nachtisch.
Sie sagte kein Wort, schaute einfach nur darauf.
Dann seufzte sie und nahm das Bild, welches sie Samstag von ihm gemacht hatte, und schaute es an.
Draco trat etwas näher und konnte sehen, wie sie ihre Stirn runzelte. War ihr etwas aufgefallen?
»Malfoy?«, fragte sie in den Raum hinein. Ihre Stimme klang ungewohnt kalt und er beeilte sich, die Lumos Kugel erscheinen zu lassen.
»Stell dich bitte wieder dorthin«, sagte sie einfach und zeigte auf die Stelle, wo er schon Samstag gestanden hatte, als sie das Foto gemacht hatte.
Wieder kam er ihrer Aufforderung nach und stellte sich an die Stelle.
Granger bediente das kleine Gerät und das Pergament kam wieder langsam oben heraus.
Diesmal blieb er auf der Stelle stehen und beobachtete Granger gebannt, wie sie das Pergament Abriss und darauf starrte, als ob es ihr alle Fragen beantworten könnte.
Plötzlich wurde sie aschfahl und griff nach dem Foto von Samstag und hielt es neben dem Neuen.
Schnell bewegte Draco sich jetzt und setzte sich neben sie.
Er konnte wieder sich selbst auf dem Foto ausmachen. Aber er war nicht alleine.
Jetzt sah er auch einen braunen Fleck auf dem Foto von Samstag. Auf dem Neuen hingegen war eindeutig ein dunkler Schatten hinter ihm. Die Silhouette einer Frau.
Ein eiskalter Schauer fuhr über seinen Rücken und er schaute hinter sich. Aber er konnte niemanden entdecken.
Wieder schaute er zu Granger, die immer noch geschockt wirkte und die Bilder zitternd nebeneinander hielt.
Dann sprang sie plötzlich auf und rannt auf das Bett von klein Weasley zu. Ohne Rücksicht riss sie den Vorhang zur Seite und rüttelte die schlafende Person einfach wach.
»Ginny«, meinte sie dann, als die arme verwirrt die Augen öffnete.
Sofort hatte sie die beiden Bilder unter der Nase und musste verwirrt blinzeln, um überhaupt etwas erkennen zu können.
»Malfoy ist nicht alleine. Siehst du das auch?«, fragte Granger aufgeputscht und klein Weasley setzte sich aufrecht hin. Ohne einen Kommentar nahm sie die Fotos und schaute sie stirnrunzelnd an.
»Das ist mir Samstag gar nicht aufgefallen«, sagte sie leise mit schlaftrunkener Stimme.
»Weißt du, wer das sein könnte?«, fragte Granger aber einfach weiter.
»Nein, aber es ist eindeutig eine Frau, man sieht hier eindeutig die ausgeprägte Hüfte und den Busen«, meinte sie nachdenklich und schaute dann zu Granger auf.
»Was machst du denn jetzt?«, fragte sie und gab ihr die Bilder zurück.
»Keine Ahnung. Aber dieser Geistaustreiber hat genau das Gegenteil gebracht, er hat mir einen Geist mehr gegeben«, schnaubte Granger und ging zurück zu ihrem Bett.
»Und dieser Geist scheint nicht so nett zu sein, wie Malfoy. Meinst du, sie hat Ron angegriffen?« Klein Weasley war aufgestanden.
»Ich denke es, vorher ist Malfoy ja noch nie gewalttätig geworden«, mit diesem Kommentar verschwand sie im Bad um wenig später in Schuluniform zurückzukommen.
»Ich gehe zu Professor McGonagall«, Granger nahm die beiden Bilder und wandte sich zum Ausgang des Schlafsaals.
»Gib mir fünf Minuten, dann komme ich mit«, rief klein Weasley und stolperte schnell ins Badezimmer.
Unruhig wartete Granger und sie sah genauso aus, wie er sich fühlte. Verwirrt verdammt hoffnungslos und auch etwas ängstlich.
Anstatt ihr zu helfen, bereitete er ihr nur noch mehr Sorgen und Probleme und er wusste nicht, ob sich das irgendwie auf seine Aufgabe auswirken könnte.
Draco wurde aus seinen Gedanken gerissen, als sich die beiden Gryffindor Mädchen eilig auf dem Weg zur Schulleiterin machten. So ganz wusste er nicht, was es bringen sollte.
Wenn dieser andere Geist wüsste, wie man ihn zurückschicken würde, würde er es doch sicher verhindern?
Ihm war schon etwas mulmig zumute, da er das Gefühl hatte, von dem anderen Geist beobachtet zu werden.
Als Granger das Passwort am Wasserspeier sagte und die Treppe regelrecht hochrannte, war ihm immer noch nicht klar, wie es um ihn stand.
Nervös starrte er einfach auf Granger, die schon das Büro der Schulleiterin betrat. Er schritt die wenigen Schritte, die der Abstand erlaubt hatte zu ihr hin, und musterte sie. Klammerte sich an etwas fest, was er kannte. Und ihre Gesichtszüge kannte er mittlerweile auswendig.
»Miss Granger?«, sichtlich verwirrt schaute Professor McGonagall Granger zu dieser frühen Stunde an.
»Und Miss Weasley?«, ergänzte sie, als klein Weasley auch ziemlich aus der Puste den Raum betrat.
»Was führt sie denn so früh zu mir?«, fragte die Schulleiterin und bot den beiden durch eine Geste an sich zu setzten, aber Granger ging die letzten Schritte zu ihrem Pult und legte die beiden Bilder darauf.
»Sehen sie den Schatten?«, fragte sie auch außer Atem und die Schulleiterin setzte sich ihre Brille richtig auf die Nase, ehe sie die Fotos in die Hand nahm und anschaute.
»Ein zweiter Geist? Ist das möglich?«, murmelte sie verwirrt und schob die Brille nochmal etwas mehr auf die Nase.
Die Portraits der ehemaligen Schulleiter schliefen noch. Einzig allein Severus Snape war wach und starrte gewohnt missbilligend auf die beiden Gryffindor Schüler.
»Severus, weißt du, was das zu bedeuten hat?«, Professor McGonagall stand auf und lief die wenigen Schritte zu dem Portrait von Snape, um ihm die Bilder zu zeigen.
Snapes Miene verfinsterte sich und Draco war kurz, also würde er seinen Blick auf sich spüren aber dann wanderten seine Augen suchend durch den Raum und er hatte ihn definitiv nicht gesehen.
»Draco wurde offensichtlich selbst von einem Geist befallen«, sagte er dann, mit einer neutralen Miene.
»Faszinierend«, auch Dumbeldores Portrait war auch aufgewacht und konnte einen Blick auf die beiden Bilder werfen.
Nervös glitt Dracos Blick wieder zu Granger, die hoffnungsvoll zu Dumbeldore sah.
»Anhand der Farbe würde ich sagen, dass es ein dunkler Geist ist, der durch negative Gefühle Stärke gewinnt«, fuhr Dumbeldore fort und bei Draco machte es klick.
Als er den Geistaustreiber angegriffen hatte, war er wütend auf ihn, weil er dachte, dass er an seinen Schmerzen schuld sei.
Als er das Marmeladenglas zerspringen lassen hat, war er wütend über Potters Aussage.
Und als er Weasley angegriffen hat, war er wütend, weil er erfahren hatte, dass er Granger betrogen hatte.
Auch wenn er immer noch nicht wusste, warum es ihn eigentlich so sehr störte.
Wieder glitt sein Blick zu Granger.
Theoretisch musste er nur positiv denken.
Dann konnte der Geist ihm nichts anhaben und er würde ihr nicht schaden.
Aber es war einfacher gesagt als getan, besonders für einen Malfoy.
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Secret Ghost [Fanfiction Version]
Fanfiction»Mister Malfoy, Sie befinden sich am Scheidepunkt Ihres Lebens.« Draco liegt seit der großen Schlacht um Hogwarts im Koma. Nicht richtig tot aber auch nicht richtig lebendig. Als Geist muss er beweisen, ob er es wert ist weiter zu leben. Und...