Kapitel 25

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Grübelnd liegt Jez unter seiner Bettdecke und starrt durch das Dachfenster über sich. Es ist Samstagmorgen und schon fast um elf, also könnte er theoretisch aufstehen, aber irgendwie halten ihn seine Gedanken in seinem Bett gefesselt. Graue, fette Regenwolken bedecken den Himmel - soweit es Jez aus seinem Dachfenster hinaussehen kann – und lassen dicke Regentropfen fallen, die ungleichmäßig auf das Glas des Fensters trommeln. Ein weiterer Grund nicht aufzustehen.

Leise seufzt Jez auf. Kann es vielleicht sein, dass Kimmy doch wirklich krank ist? Nachdem sie auch gestern nicht in der Schule war... Oder schwänzt sie einfach und hofft, dass die Gerüchte, dass sie mit Finn Schluss gemacht hat, nachdem die beiden das Eine getan haben, nicht wieder neu gereizt werden, wenn sie am Montag wieder in der Schule ist. Jez schiebt die Decke von seinen Armen und schließt für einen Moment die Augen. Die Gerüchte... Ohne zu wissen warum, Jez ist sich sicher, dass es nur Gerüchte sind. Er kann sich nicht vorstellen, dass Kimmy einerseits so verletzt reagiert, als sie dachte, er hätte mit ihr geschlafen und andererseits mit einem Jungen ins Bett geht, dem sie nur etwas vorspielt. Jez seufzt ein weiteres Mal leise auf und dreht sich dann auf die Seite. Vielleicht sollte er einfach zu Kimmy gehen... Ihr sagen, dass er nicht an die Gerüchte glaubt und ihr noch einmal ganz von vorne erklären, was am Big Blöpp passiert ist und dass der Kuss mit Romy keine Bedeutung hat. Vielleicht glaubt sie ihm ja jetzt, wo sie selbst den Schritt zurück gemacht hat. Jez zieht die Decke enger um sich. Vielleicht... Aber was, wenn sie ihm nicht glaubt? Wenn sie vielleicht eingesehen hätte, dass er nicht mit ihr geschlafen hat, bevor sie begonnen hat zu denken, dass da irgendetwas zwischen ihm und Romy laufen würde und jetzt wieder so verletzt ist, dass sie sich einredet, dass er doch mit ihr geschlafen hat? Nachdenklich streicht Jez mit einer Hand über den blauen Bezug seiner Decke, bevor er sie zur Seite schiebt und sich aufsetzt. Hör auf so etwas zu denken!, ermahnt Jez sich im Stillen selbst, bevor er sich aus seinem Bett erhebt und barfuß ins Bad tapst. Du gehst heute zu ihr! Und du redest mit ihr! Diesmal gibt es niemand mehr, der dich irgendwie davon abhalten kann!

***

Erleichtert seufzt Kimmy, als sie die letzte Seite für ihren GFS-Ordner ausdruckt. Den gesamten Morgen konnte sie sich damit ablenken, aber jetzt, wenn sie endlich all die Geschichtsdaten, die sie für das Projekt wissen muss, für einige Tage aus ihrem Gehirn verbannen kann, finden all die Fragen, die sie sich in den letzten beiden Tagen vermehrt begonnen hat zu stellen und die Gerüchte, die an der Schule über sie und Finn herumgehen und von denen Betty ihr berichtet hat, wieder Platz. Von wegen, sie hätte mit Finn geschlafen! Kimmy erhebt sich von ihrem Stuhl und nimmt die ausgedruckten Blätter aus dem Drucker. Einzeln schiebt sie sie in die Klarsichthüllen und heftet sie in den roten Ordner ein. Wie können eigentlich so viele Menschen an dieses Gerücht glauben?! Erstens, mehr als die Hälfte der Schule kennt sie vielleicht gerade mal vom Sehen her und zweitens, nach der Geschichte, dass Jez sie abgefüllt hat, nur, um danach mit ihr zu schlafen und sie ihm dafür einen Korb gegeben hat, müsste man doch eigentlich eins und eins zusammenzählen können, dass sie garantiert nicht dem einen Jungen einen Korb gibt und keine zwei Wochen später mit einem anderen ins Bett geht, nur, um diesem danach genauso wie dem anderen einen Korb zu geben! Enttäuscht über die Dummheit der Anderen, die sie selbst, obwohl sie die letzten beiden Tage zu Hause verbracht hat, teilweise sogar persönlich zu spüren bekommen hat, seufzt Kimmy leise auf, bevor sie beginnt die ganzen Sachen, die auf ihrem Schreibtisch herumliegen, einzusammeln. Nicht nur Neah und Romy haben sie darauf angeschrieben – wozu man sagen muss, dass Romy nicht direkt gefragt hat, ob das Gerücht stimmt, sondern Kimmy erst noch einmal erklärt hat, dass der Kuss, den es zwischen ihr und Jez gegeben hat, keine Bedeutung hat und dass sie mit ihrer Anschuldigung, dass sie teilweise auch zu ihrem eigenen Wohl das Ende von Kimmys und Finns Beziehung wollte, nicht ganz falsch lag – sondern auch zwei Mädchen aus ihren Parallelklassen, die sie eigentlich nur vom Sehen her kennt. Leise stellt Kimmy das Geschichtsbuch wieder zurück in das Regal und schiebt den Laptop zurück auf seinen Platz, bevor ihr Blick die blaue Jacke streift, die auf ihrem Bett liegt.

No tear flows without a reason!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt