Kapitel 6

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Die Digitalanzeige auf Jez Handy zeigt 00:31 Uhr an. Er liegt in seine Decke gerollt auf der Seite. Sein Zimmer wird nur durch das Licht seines Handydisplays erhellt. Jez Handy vibriert in seinen Händen, als er eine neue WhatsApp-Nachricht von Max empfängt.

Max: Komm schon... sag endlich wie du dein Handy zurückbekommen hast!

Jez muss grinsen, als er die Nachricht liest. Er spannt Max schon seit einer halben Stunde auf die Folter, aber Max gibt auch nicht nach.

Max: Bitte!

Jez dreht sich auf den Rücken, wird von seinem Handyladekabel allerdings wieder auf die Seite gezwungen, da es nicht lang genug ist. Seufzend dreht er sich wieder zurück und stopft sich ein zweites Kissen unter den Kopf. Soll er Max schreiben, dass Kimmy ihm sein Handy wiedergebracht hat? Oder soll er irgendeine Geschichte erfinden? Krampfhaft überlegt Jez, welche der beiden Möglichkeiten er nutzen sollte.

Jez: Naja...

Jez entschließt sich, die erste der beiden Möglichkeiten zu nutzen. Er tippt die Wörter, nur um sie keine 10 Sekunde später wieder zu löschen.

Max: ...?

Ein Grinsen kann sich Jez bei Max Bettelei nicht verkneifen.

Jez: Kimmy hat es eigentlich zurückgeholt... aber frag nicht wie, ich habe auch keine Ahnung...

Die Zeit, die Max zum Antworten braucht, kommt Jez wie eine halbe Ewigkeit vor.

Max: Ehrlich jetzt?!

Jez beißt sich auf die Unterlippe.

Jez: Nein... Ehrlich jetzt.

Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn er Max doch nicht gesagt hätte, dass Kimmy sein Handy zurückgeholt hat...

Max: Ich will es dir ja glauben aber ich glaub es dir nicht. Jeder könnte dein Handy zurückholen aber nicht Kimmy...

Jez setzt sich auf, stopft sich ein Kissen in den Rücken und seufzt leise.

Jez: Ich würde es irgendwie auch nicht glauben aber es ist wirklich so...

Jez ist beinahe erleichtert, dass Max ihm nicht so recht glauben will.

Max: Wenn du dein Handy schon wieder hast und Kimmy auch noch Schuld daran ist, kannst du sie doch auch anschreiben :D. Oder nicht?

Genervt verdreht Jez die Augen, weiß aber genau, dass Max sich jetzt gerade in diesem Moment dämlich einen abgrinst.

Jez: Halb eins Nachts... klar...

Ein wenig unsicher setzt er sich auf. Andererseits... eigentlich hatte er sich noch nicht wirklich bei Kimmy bedankt. Natürlich, er hat zweimal Danke gestammelt, als sie ihm sein Handy wiedergegeben hat, aber das zählt nicht. Unruhig lässt Jez seinen Blick durch sein dunkles Zimmer schweifen.

***

Immer noch seufzend liegt Kimmy im Bett und starrt an die Decke. Der allnächtliche Traum wieder... Sie dreht sich auf die Seite und rollt sich wie ein Igel zusammen. Das Licht, das von der Straßenlaterne durch die Jalousien in Kimmys Zimmer geworfen wird, reflektiert sich auf dem dunklen Display ihres Handys und blendet sie. Kimmy drückt ihr Gesicht in das Kissen, da das Licht zu grell für ihre Augen, die im Moment an die Dunkelheit gewöhnt sind, ist. Sie seufzt in das Kissen hinein und hebt den Kopf mit zusammengepressten Augen wieder. Mit der rechten Hand tastet sie blind nach ihrem Handy. Als sie die raue Hülle zwischen ihren Fingern spürt und das Smartphone zu vibrieren beginnt, lässt sie es vor Schreck fast fallen. Vorsichtig öffnet Kimmy die Augen, setzt sich auf und zieht die Hand mit dem Handy zu sich. Erschrocken hält sie inne, als das Ladekabel an dem Bild von Lennard und ihr hängen bleibt und es mit einem, für die Nacht, unerträglich lauten Ton umfällt. Mit hochgezogenen Schultern und halb offenen Augen lauscht Kimmy angestrengt. Als es still im Haus bleibt, atmet sie erleichtert aus und lehnt sich über die Bettkante, um das Bild wieder aufzuheben. Liebevoll streicht Kimmy über das Glas und seufzt leise. Sie legt das Bild auf ihren Schoß und greift nach ihrem Handy.

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