Sie war gerade dabei, das Baguette in dünne Scheiben zu schneiden, als sie einmal tief den Duft des frisch gekochten Essens einsog, das köchelnd auf dem Herd stand. „Das riecht so lecker, Robert." Sagte sie anerkennend, während er Teller und Besteck zusammensuchte, um den Tisch für zwei zu decken. „Dann warte mal, bis du's probiert hast. Du wirst es lieben. Apropos hast du irgendwo noch Servietten?" Nachdem sie sich ein paar Brotkrümel von den Fingern geklopft hatte, kramte sie ein paar Schränke weiter nach Stoffservietten, die sie nach einer kurzen Suche aus dem Schrank zog und ihm reichte. „Wunder dich nicht, die kamen im letzten Jahr nicht oft zum Einsatz, eigentlich gar nicht, deshalb waren sie so gut versteckt." Mit einem Alles gut-Blick nahm er ihr die Servietten aus der Hand und legte sie gefaltet zum Besteck hinzu. „Du bist sicher, dass du kein Glas Wein möchtest? Ich würde mir jetzt mal eins einschütten." Sie schüttelte mit dem Kopf. „Lieber nicht." Allein bei dem Gedanken rumorte es in ihrem Baum, sodass sie sich mit dem Wein nur das köstliche Essen verderben würde.
Zwanzig Minuten später saßen sie sich an ihrem Esstisch gegenüber. Die Vorspeise hatten sie längst verputzt und waren inzwischen bereits bei den Gnocchi mit Blattspinat angekommen, die sie sich Kartoffelklößchen für Kartoffelklößchen in den Mund schob, weil das gesamte Gericht so unfassbar lecker schmeckte. „Das ist so gut, wow." Kam es ihr zwischen zwei Gabeln gerade so über die Lippen, bevor sie sich die nächste in den Mund schob. Nur bedingt bemerkte sie, wie er sie beobachtete, von der anderen Seite des Tischs aus, ganz still und heimlich. Er ließ sich Zeit, beim Essen, beim nächsten Schluck Wein. Er war froh zu sehen, dass er ihr diese Bedenken eines einsamen Weihnachtsfestes hatte nehmen können, dass sie scheinbar eine schöne, eine entspannte Zeit hatte. Zufrieden nahm er einen weiteren Bissen. „Es freut mich, dass es dir schmeckt." Wenig später, legte sie ihr Besteck nieder, fuhr sich mit ihrer Serviette über die Lippen. „Danke übrigens, dass du hier bist, dass du einfach gekommen bist und diesen Abend mit mir verbringst. Ohne dich säße ich jetzt wahrscheinlich mit irgendeinem schleimigen Fertigessen und Taschentüchern auf der Couch." Bei dem Gedanken musste sie selbst schmunzeln und nahm einen erfrischenden Schluck Wasser. „Soll ich uns etwas Weihnachtsmusik anmachen? Ich hab da diese neue Bluetooth-Station, warte kurz." Bereits wenig später drang eine modernisierte Version von Last Christmas aus versteckten Lautsprechern und verwandelte ihr Wohnzimmer in ein weihnachtliches Epizentrum. Robert hatte seinen Teller inzwischen ebenfalls leergegessen und beobachtete, wie sie innerhalb weniger Schritte wieder am Tisch stand. „Ich räum mal ab, in Ordnung? Mach es dir gemütlich, auf der Couch, wo immer du willst. Ich kümmere mich noch ums Dessert." Sie war bereits dabei nach einem ersten Teller zu greifen, als er sie mit einem sanften Griff ums Handgelenk zurückhielt. „Nicht so schnell. Also, ich finde ja, zu Weihnachtsmusik muss auch getanzt werden." Sie schien völlig überrascht von seinem Vorhaben, weil sie wusste, dass Tanzen etwas war, dass er in der Regel zu vermeiden versuchte, nicht, weil er besonders schlecht darin war, sondern, weil er in dieser Hinsicht einfach nicht gerne im Mittelpunkt stand. Sie machte einen Schritt zurück, als er von seinem Stuhl aufstand, beobachtete stumm, wie er seine Hand nach ihr ausstreckte. „Darf ich bitten?" Inzwischen war aus Last Christmas eine langsame Pianoversion von All I want for Christmas geworden, zu der es sich zu seinem Glück ganz wunderbar zu zweit tanzen ließ, oder auf der Stelle schwanken, je nachdem. Zu seiner Erleichterung schob sie ihre Hand schließlich in seine und ließ sich von ihm auf den weichen Wohnzimmerteppich ziehen, der unter ihren Füßen ein wenig einsank. Die Chance ergreifend schlang sie ihre Arme um seinen Hals, während er seine Hände etwas zögerlich auf ihren Hüften ablegte. Draußen war es längst dunkel, was den Schein der vor Stunden aufgestellten Kerzen, noch intensiver, noch wohliger machte. Er war derjenige, der schließlich die Initiative ergriff und sie in eine leichte rechts-links Bewegung verwickelte, die mehr einem gemeinsamen Schwanken glich, in dem Moment jedoch mehr als perfekt war. „Weißt du, wann wir das letzte Mal so getanzt haben?" Murmelte sie über die Musik hinweg und schaute lächelnd zu ihm auf. Er schien nachdenken zu müssen, was sie nicht wunderte, als Frau behielt man solche Dinge einfach eher. „Nach dem letzten Parteitag, auf der kleinen Feier, erinnerst du dich?" Es schien tatsächlich Klick zu machen und er begann eifrig zu nicken, ließ gleichzeitig seinen Griff um ihre Hüften fester werden, was sie als sehr angenehm empfand. „Du hast recht. Ein sehr schöner Abend war das, danach konnte ich monatelang keinen Jägermeister mehr trinken, nicht mal riechen." Bei dem Gedanken kam ihr ein blubberndes Lachen über die Lippen, das sich wie ein Lauffeuer in seinem Inneren ausbreitete. „Kenn ich, das Gefühl." Erwiderte sie und grinste. Während sie so tanzten, einander berührten, ließ sie ihren Gedanken für einen Moment freien Lauf, ließ Gedanken zu, die lange tabu gewesen waren. Was wäre wenn?
Teil drei für euch. <3 Was wäre wenn? Das ist die Frage des Tages!
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One Shots & Short Stories (Annalena Baerbock x Robert Habeck)
FanfictionIhr findet hier eine Sammlung von One Shots und Short Stories, kleine Momente, Szenarien, die ich schriftlich festhalten wollte. Einen Ort, wo man für kurze Zeit eintauchen kann, in ein Allerlei unterschiedlichster Emotionen. :) Bitte beachtet, das...