Hallo ihr Lieben, heute habe ich eine weitere Fortsetzung zu "Bis wir uns wiedersehen" für euch. Ich hatte ja gesagt, dass ich daraus keine komplett eigene Geschichte machen werde, aber immer mal wieder Fortsetzungen dazu kommen werden, here you go. Ich hoffe es gefällt euch!
Wie immer freue ich mich über euer Feedback und wünsche euch ein schönes Wochenende! <3
Es war Sonntagabend. Allein saß sie zu Hause vor dem Fernseher, eingehüllt in eine warme Decke, während Daniel sich in der Küche um den Abwasch des Abendessens kümmerte. Sie hatte in den vergangenen Wochen häufig auch sonntags arbeiten müssen, deshalb waren diese ruhigen, stillen Momente inzwischen zur Seltenheit geworden. Ihr müder Blick klebte teilnahmslos an dem flackernden Bildschirm, der sie heftig schlucken ließ, als aus dem Nichts, völlig ohne Vorwarnung, sein Gesicht vor ihr auftauchte, lebendig und in Farbe. Sie spürte dieses unangenehme Kribbeln hinter ihren blauen Augen, spürte, wie sich ein dünner Tränenschleier darüberlegte und das Bild ein wenig verschwimmen ließ. Sie vermisste ihn so. Sie hatten seit der gemeinsam verbrachten Nacht in der Bundesgeschäftsstelle kaum noch gesprochen, hatten den Kontakt auf das Minimum reduziert, weil sie es sonst einfach nicht aushielt. Sie wischte sich bei dem Gedanken eilig ein paar kullernde Tränen von den Wangen und unterdrückte ein erstes Schluchzen, als Daniel unerwartet neben ihr auftauchte. Sie blinzelte ein paar Mal, bevor sie ihn das erste Mal ansah und doch kannte er sie nach all den Jahren gut genug, um sie zu durchschauen. „Hast du geweint?" Alarmiert schüttelte sie mit dem Kopf, stand vom Sofa auf. „Nein, wie kommst du darauf? Ich bin nur müde. Ich geh mich mal fürs Bett fertig machen." Sie wusste, dass er wahrscheinlich auf einen romantischen Abend gehofft hatte, vielleicht mit einem Glas Wein und etwas verloren gegangener Nähe, doch sie konnte das jetzt einfach nicht. Nicht, solange Robert so präsent in ihrem Kopf war, in jeder Faser ihres Körpers, in ihrem Herzen. Sie wusste, dass sie nicht für immer vor Intimität mit ihm davonlaufen konnte. Sie hatten in der Vergangenheit regelmäßig miteinander geschlafen, doch momentan tat es einfach noch zu weh.
Als er irgendwann zu ihr ins Schlafzimmer kam, lag sie bereits seit einer Weile im Bett, mit dem Gesicht zum Fenster, dem Rücken zur Tür. Sie spürte, wie die Federn der breiten Matratze unter seinem Gewicht einsanken und schloss eilig ihre erschöpften Augen, um einem möglichen Gespräch oder einem gemeinsamen Austausch von Zärtlichkeiten aus dem Weg zu gehen. Sie spürte aus dem Nichts seine Hand auf ihrem Oberarm, seinen warmen Atem in ihrem Nacken. „Annalena? Schläfst du schon?" Sie wusste, dass ihr Verhalten mehr als unfair war, dass er das nicht verdient hatte, doch sie tat das auch, um ihn zu schützen, ihre Familie. Sie konnten schließlich nichts dafür, dass sie sich in Robert verliebt hatte. Eine Weile hielt er inne. Sie versuchte gleichmäßig zu atmen, als wäre sie längst vertieft in einen schönen Traum, dabei war das Gegenteil der Fall. „Schlaf gut." Murmelte er schließlich und ließ zu ihrer Erleichterung von ihr ab.
Sie spürte ihre Hände zittern, als sie den großen Saal des Bundeskanzler*innenamts betrat. Ihre Augen überflogen innerhalb kürzester Zeit den gesamten Raum, suchten nach ihm, nach seinem Blick, der sie jedes Mal aufs Neue in die Knie zwang. Sie würden sich heute das erste Mal wieder gegenüberstehen, nach all den Wochen, nach allem, was passiert war. Das unangenehme Kribbeln in ihrer Magengrube löste in regelmäßigen Abständen eine undefinierbare Übelkeit aus, die sie sich nicht versuchte, anmerken zu lassen, genauso wie ihre Gefühle, die sie von innen auffraßen. Ein angespannter Atemzug verließ ihre Lippen, als sie kurz davor war, sich auf den Weg zu ihrem Sitzplatz zu machen. Doch, bevor sie zu einem ersten Schritt ansetzen konnte, spürte sie plötzlich eine warme Hand auf ihrer Schulter, seine Hand, vertraut, seinen Daumen, der scheinbar beabsichtigt wenige Male die weiche Haut ihres Nackens streifte, ohne, dass es jemandem auffallen würde. „Annalena." Ihr Herz begann kräftig zu schlagen, als seine Stimme den Weg in ihre Gehörgänge fand und drehte sich langsam zu ihm um. Er gab sein Bestes, sie mit seinen so vertrauten Augen anzustrahlen, doch sie sah die Müdigkeit darin, den Verlust, den sie beide noch lange nicht verkraftet hatten. Sie überkam der Drang ihn an sich zu ziehen, in seinen Armen zu versinken, in der Erinnerung, an das, was war, an das, was nicht sein konnte, doch sie wusste, dass das nicht ging, und er wusste das auch, obwohl es alles war, was er wollte. „Wie geht's dir?", fragte sie vorsichtig und nahm aus ihrem Augenwinkel die Fotografen wahr, die wie immer fleißig Bilder schossen. „Gut und wie geht es dir?" Nur kurz streifte sie seinen Oberarm entlang, warf ihm einen entsprechenden Blick zu. „Du musst mich nicht anlügen, Robert." Er machte schließlich einen Schritt auf sie zu, dämpfte seine Stimme, um ungebetene Zuhörer zu vermeiden. „Entschuldige. Wenn ich ehrlich bin, geht es mir ganz schön beschissen. Ich muss ständig an dich denken, krieg dich nicht aus meinem Kopf." Auf gewisse Weise erleichterte es sie, dass er ebenfalls nicht mit der Situation abgeschlossen hatte, dass sein Empfinden für sie weiterhin das gleiche war und sie nicht allein war, mit diesen kreisenden Gedanken in ihrem Kopf. Sie seufzte leise. „Geht mir genauso. Selbst wenn ich wollte, könnte ich dich nicht vergessen."
Während der Konferenz fiel es ihr schwer, sich auf irgendetwas Konkretes zu konzentrieren. Immer wieder wanderte ihr Blick wie automatisch zu ihm, immer wieder ließ sie ihre Fingernägel in einem ungleichen Rhythmus auf ihrem Tisch aufkommen. Es war, als wäre sie süchtig nach ihm, als wäre ihr Körper seit Wochen auf Entzug und jetzt, wo er wieder so greifbar war, wollte sie nichts mehr, als sich in dieser Sucht zu verlieren. Völlig geräuschlos erhellte sich aus dem Nichts der Bildschirm ihres Smartphones, das in greifbarer Nähe neben ihr lag. So unauffällig wie möglich, ließ sie ihren Blick über den Bildschirm gleiten, öffnete ihren Mund einen Spalt, schloss ihn wieder. Auf der Damentoilette, in 10 Minuten. Sie spürte ein sofortiges Kribbeln einsetzen, als sie jeden einzelnen Buchstaben seiner so verheißungsvollen Nachricht vollständig verarbeitet hatte und biss sich kaum merkbar auf die Lippe.
Bereits wenigen Minuten später war er der Erste, der so unauffällig wie möglich von seinem Sitzplatz verschwand und aus dem Raum flüchtete, nicht, ohne ihr vorher einen letzten Blick zuzuwerfen, der deutlicher nicht hätte sein können. Sie ließ daraufhin etwas Zeit verstreichen, spürte, wie sich eine kribbelnde Unruhe in ihr ausbreitete, je mehr Zeit verstrich. Irgendwann stand sie auf, ließ ihre Sachen zurück, als wäre sie jeden Moment wieder da. Leise verließ sie den Raum, lief den leergefegten Gang entlang, Schritt für Schritt, bis sie ihr ersehntes Ziel erreicht hatte. Sie klopfte leise, wollte ihn vorwarnen, schließlich wusste sie nicht, ob er tatsächlich allein war. Sie spürte ihren Herzschlag in ihrem gesamten Körper, ein Kribbeln, das kaum mehr erträglich war. Als er dann plötzlich vor ihr stand, entwich ein zittriger Atemzug und sie ließ sich von ihm hineinziehen.
Stürmisch drückte er sie mit ihrem Rücken gegen die geflieste Wand neben dem Waschbecken, platzierte seine Hände rechts und links neben ihrem Kopf. Es war offensichtlich, dass er mit sich kämpfte, dass er nichts mehr wollte, als ihr endlich wieder nah zu sein und doch schien ihn etwas aufzuhalten. „Ich weiß, wir dürfen das nicht." Seine Lippen waren von ihren nicht mehr weit entfernt, sie müsste sich nur vorlehnen, ein paar Zentimeter, um ihn zu schmecken, ihn zu fühlen, doch seine Worte hallte in ihr nach. „Du hast keine Ahnung, was..." Sie stoppte, biss sich feste auf die Unterlippe, um dann erneut anzusetzen. „Du hast keine Ahnung, was ich jetzt am liebsten mit dir tun würde." Oh doch, das wusste er, ganz genau, weil es ihm nicht anders ging. Auch wenn es nicht besonders schön oder romantisch war, wollte er am liebsten hier auf der Damentoilette über sie herfallen, sie spüren lassen, wie sehr er sie vermisst hatte, was sie in ihm auslöste. Anstatt in einem Kuss, versanken sie schließlich in einer innigen Umarmung, die intim war, die eng war. Sie spürte die körperliche Anspannung in seinen Berührungen, das angestaute Verlangen, das er, wie sie, seit Wochen mit sich herumtrug. Sie verweilten in dieser Position, versuchten zu kompensieren, was nicht sein durfte. „Erzähl es mir. Was würdest du tun, mit mir?" Murmelte sie ihm schließlich ins Ohr und hoffte auf eine Art Erlösung, ganz ohne Körperlichkeit. War das eine Grenze, die in Ordnung war? Mit der sie leben konnte? Mit der sie nichts gefährdete? Sie wusste es nicht, doch es war besser als nichts.
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One Shots & Short Stories (Annalena Baerbock x Robert Habeck)
FanfictionIhr findet hier eine Sammlung von One Shots und Short Stories, kleine Momente, Szenarien, die ich schriftlich festhalten wollte. Einen Ort, wo man für kurze Zeit eintauchen kann, in ein Allerlei unterschiedlichster Emotionen. :) Bitte beachtet, das...