Irgendwann, vielleicht (Oneshot)

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Hallo ihr Lieben, heute mal direkt zu Beginn ein paar Worte von mir. Ich komme momentan leider nicht so häufig zum schreiben, deshalb kann es im Moment immer mal etwas dauern mit den Updates und Uploads. Seid mir bitte nicht böse. :)

Dieser Oneshot ist endlich die Fortsetzung zu "Bis wir uns wiedersehen", weil sich einige von euch das gewünscht haben. Ich muss ehrlich sagen, dass ich echt etwas gestruggled habe. Ich fand die Idee der Fortsetzung total schön, habe nach der Hälfte aber neu angefangen, weil es mir überhaupt nicht gefallen hat. Inzwischen ist er einer meiner Lieblinge auch, weil er ziemlich lang geworden ist. Umso mehr würde ich mich dieses Mal über euer Feedback freuen. Es wird sad, spicy, sweet, eigentlich für jeden etwas dabei. Ich freue mich auf eure Meinungen und wünsche euch einen schönen Abend. <3 


Sie war müde. Berlin, USA, Italien. Die vergangenen Tage waren ganz schön anstrengend gewesen, noch anstrengend als die Wochen zuvor. Es war einfach verdammt viel zu tun, nicht nur in Deutschland, sondern überall in der Welt. Nichtsdestotrotz liebte sie das alles. Sie liebte ihren neuen Job, die Möglichkeiten, die sich auftaten, und die noch bedeutendere Stimme, die man ihr dadurch zugestanden hatte. Doch es zerrte auch an ihr, war manchmal einsam und kühl, auch wenn sie die meiste Zeit viele Menschen um sich hatte, die es nur gut mit ihr meinten. Es war eben nicht dasselbe, wie die klassische Parteiarbeit, die sie zuvor jahrelang gemacht hatte, mit Menschen, denen sie bis heute blind vertraute, ganz besonders Robert, doch das war ihr im Vorfeld klar gewesen. Robert. Viel zu oft hatte sie an diese einzige Nacht mit ihm zurückgedacht, kurz bevor sie zu ihrer ersten Amtsreise nach Paris aufgebrochen war. Es hatte sich in diesem Moment einfach so richtig angefühlt, so wichtig, nach allem, was sie gemeinsam erlebt hatten, und sie bereute es nicht, auch wenn sie sich immer wieder versuchte einzureden, dass sie genau das sollte. Viel zu tief hatten sich die Bilder, dieses Gefühl seiner zärtlichen Hände auf ihrer Haut, seiner Lippen auf ihren, in ihrem Kopf, in ihren ständig kreisenden Gedanken festgebrannt, dass sie diese im Leben nicht mehr loswerden würde. Ob sie wollte oder nicht, sie und Robert waren schon lange nicht mehr nur Parteikollegen, gute Freunde. Mehr als einmal hatte es diese unausgesprochenen Spannungen zwischen ihnen gegeben, Blicke, eine Anziehung, die sie sich lange strikt verboten hatte, ein Verlangen, das in dieser Nacht endgültig übergekocht war. Ein Abschied auf Zeit, von allem, was war. Er hatte ihr in diesem Moment genau das gegeben, was sie gebraucht hatte. Sie hatte nicht fragen, nicht bitten müssen. Er hatte sie blind verstanden, so wie auch sonst. Seitdem hatten sie lediglich die ein oder andere Textnachricht ausgetauscht, doch mit keinem Wort das erwähnt, was zwischen ihnen passiert war, was vielleicht auch besser so war, schließlich war sie trotz allem verheiratet und Mutter dazu. Sie hatte über diese Nacht kein Wort verloren, weder an Daniel noch sonst irgendjemanden. Es war ihr Geheimnis, das es ihr immer schwerer fiel, für sich zu behalten. Dass sie nicht viel zu Hause gewesen war in den letzten Wochen, sie nicht viel Zeit für Zärtlichkeiten gehabt hatten, hatte es leichter gemacht. Sie hatte Angst davor, Angst zu vergleichen, Angst, dass ihr Gedanken selbst dann um Robert kreisten, wenn sie es nicht sollten, Angst, dass das mit Robert plötzlich mehr war als das mit ihrem Ehemann. Vielleicht war es das schon längst und trotzdem würde sie bleiben.

Heute Abend würden sie sich zum ersten Mal wiedersehen. Sie war allein in ihrer Abgeordnetenwohnung, spürte eine Nervosität, die irgendwie angenehm und gleichermaßen unerträglich war. Von ihrer Wohnung aus war der Weg bis zur Bundesgeschäftsstelle ein deutlich leichterer, als wenn sie extra von Potsdam hinfahren müsste. An ihrem spiegelnden Kleiderschrank hing ein schwarzes Kleid, das sie tragen würde, am Boden standen passende Stilettos. Beides hatte sie in einer Boutique in den USA gekauft, unbemerkt, ohne, dass sie jemand dabei beobachtet hatte. Es sollte etwas Besonderes sein, etwas, das sie sonst nicht trug, das diesem Wiedersehen gerecht wurde, und sie war fündig geworden. Sehnsüchtig warf sie einen Blick nach draußen, durch den kleinen Spalt zwischen halb geschlossenem Vorhang und Fenster. Es war dunkel. Lediglich die kleine Lampe auf ihrem Nachtschränkchen spendete ihr etwas Licht, während sie mit baumelden Beinen auf der Kannte ihres Bettes saß. Sie hatte einen roten Lippenstift aufgetragen, für sich, aber auch ein bisschen für ihn. Rot, wie das brodelnde Feuer in ihr, dass er unwissend neu entfacht hatte, von dem sie fast vergessen hatte, dass sie es in sich trug und das es galt im Zaum zu halten, bevor die Flammen alles um sie herum niederbrannte. Sie fuhr sich einmal durch die gemachten Haare und stand schließlich auf, um sich umzuziehen. Es war bereits kurz nach sieben und sie wollte spätestens um halb acht im Auto sitzen und auf dem Weg sein. Vorsichtig hüllte sie ihre Beine in eine schwarze Strumpfhose und schlüpfte dann in das schicke Blazerkleid mit breitem Taillengürtel und V-Ausschnitt. Die passenden Stilettos waren höher als die Pumps, die sie sonst trug und doch passten sie so gut zum Kleid, dass sie nicht hatte nein sagen können. Ganz genau schaute sie sich im Spiegel an, überflog ihre eigene Silhouette und die roten Lippen. Ob es ihm auffallen würde, dass sie sich ganz schön aufgebrezelt hatte? Mit diesem Gedanken schlüpfte sie in ihren schwarzen Mantel, hing sich eine kleine Handtasche über die Schulter und machte sich schließlich auf den Weg.

One Shots & Short Stories (Annalena Baerbock x Robert Habeck)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt