Nach meiner Entdeckung auf der Gala, die ich den ganzen Abend nicht aus meinem Kopf bekam, waren Alexy und ich wieder in das Gebäude gegangen, um meinen Bruder und Violet zu suchen. Unseren Kuss hatte er nicht mehr angesprochen an diesem Abend, doch es war nicht so, als hätte ich den Elefanten im Raum nicht auch ignoriert. Auf der gesamten Rückfahrt, nachdem wir uns von all den Bekannten meines Vaters und den Bekannten der Bekannten und den Bekannten der Bekannten der Bekannten losgerissen hatten, versuchte Alexy meinem Blick auszuweichen. Ich hatte ihm den Grund nicht gesagt, weshalb ich ihn weggestoßen und danach so gut wie ignoriert hatte. Im ersten Moment, es war nichtmal böse gemeint, hatte ich nicht wahrgenommen, dass ich ihn verunsichert haben musste. Im zweiten Moment wusste ich dann nicht mehr, wie genau ich die Situation erklären sollte. Ich war nicht sicher, was ich überhaupt gesehen hatte oder ob mich irgendeine paranoide Ader in meinem Körper haluzinieren ließ.
Aus diesem Grund saß ich auf einer noch leeren Bank auf einem kleinen Podium, welches neben einem der Fußballplätze unserer Schule stand. In etwa einer Stunde spielten hier unsere Mädchenmannschaft, unter ihnen natürlich Vio, gegen die der Jungs, zusammen mit Alfie und Kenan. Violet hatte dafür gesorgt, dass die ganze Schule heute für sie jubeln würde, während sie nach ihrem Sieg stolz in Richtung Publikum winkte. In ihrer Realität würde sie Alfie und Kenan mitsamt ihrer Mannschaft in den Arsch treten und dabei noch aussehen wie eine Schönheitskönigin. Ich wusste, dass sie sich die Sache viel zu einfach vorstellte, denn ich hatte sie beide schon spielen sehen. Mein Bruder packte keinen seiner Gegner mit einem Samthandschuh an, auch nicht eine Mannschaft voller Mädchen.
"Und da starrte sie in die Ferne und wunderte sich, was in ihrem Leben falsch gelaufen war, dass sie einen traumhaften Samstag auf einem Fußballplatz verbringen musste". Chay griff sich dramatisch an seine Brust und wedelte mit seinem Arm vor meinem Sichtfeld herum. Esme, die direkt hinter im stand, lachte ein bisschen zu ausgelassen und beide ließen sich neben mir auf die Bank fallen.
"Schon bemerkenswert, wie du es geschafft hast nicht ein Wort mit uns beiden zu reden, seit du gestern nach Hause gekommen bist", meinte Esme und legte mir einen Arm um die Schultern.
"Und ebenso bemerkenswert ist es, dass Alexy unser Zimmer seitdem nicht mehr verlassen hat. Geschweige denn seine auffällig gekonnte Gleichgültigkeit, wenn jemand deinen Namen erwähnt", fügte Chay hinzu und ich wusste sofort, dass die beiden geplant hatte mich vor dem Spiel auszuquetschen. Esme kannte mich zu gut und Chay besaß die Menschenkenntnis eines FBI-Agenten. Der spürte regelrecht, wenn etwas passiert war.
"Das scheint meine Schuld zu sein", sagte ich an Chay gewandt, "das Alexy in eurem Zimmer bleibt, meine ich".
"No shit Sherlock. Was glaubst du, warum wir dich gesucht haben?". Esme zog ihren Arm von meiner Schulter, nur um ihn dann mit ihrem anderen zu verschränken. Ich fühlte mich wie in einem Polizeiverhör, was mir einen Schauer über den Rücken jagte. In jener Nacht....nach Irenes Tod hatte mich Komissarin Glenn auch verhört und es war kein angenehmes Vorgehen gewesen.
"Wenn ihr versprecht die Sache für euch zu behalten...? Ansonsten weiß es am Ende entweder die ganze Schule oder mein Bruder wird gewaltätig oder beides".
"Das klingt ernst. Schieß los", erwiderte Chay und rückte etwas näher an mich heran. Esme tat es ihm gleich, als ob jemand unter der Tribüne stehen und uns belauschen könnte.
"Es gab einen Kuss", begann ich vorsichtig und meine beiden Freunde atmeten scharf ein. Beide bissen sich auf die Unterlippe, um nicht irgendeinen Ton von sich zu geben.
"Er hat mir geholfen an Bay vorbeizukommen und aus irgendeinem Grund...es hat sich in dem Moment richtig angefühlt", erklärte ich weiter und beobachtete die Gesichtskirmes in Chays und Esmes Gesichtern. Chays Hand schoss in die Höhe und er meldete sich.
"Wer ist Bay?", fragte er, rutschte aber ungeduldig auf seinem Platz hin und her wie ein kleines Kind.
"So eine arrogante Kuh, die sich selber für die Queen von England hält. Meiner Meinung nach verringert sich neben Caprice ihr Selbstwertgefühl und dann wird die Gute bissig", erklärt Esme, die Bay natürlich nur aus meinen und Vios Erklärungen kannte.
"Ahhhhh", gab Chay nur von sich, aber ich wusste, dass Bay nicht wirklich das war, was ihn an meiner Erzählung interessiert hatte.
"Ich wusste Alexy und du würdet früher oder später zusammenkommen. Ihr würdet so wunderschöne Babys machen".
"Chay!", schrie ich und schlug ihn auf den Arm. Er lachte aber nur und zuckte mit den Schultern.
"Das erklärt aber nicht, weshalb er in seinem Zimmer sitzt und schmollt. Warum machte der keine Freundensprünge und klebt an deinem Arsch wie ein liebeskranker Welpe?", fragte Chay und zog misstrauisch seine Augenbrauen hoch. Eine kurze Pause folgte, in der ich nicht genau wusste, was ich für einen Grund nennen sollte. Es gab einfach keinen Guten, den ich als Ausrede für mein persönliches Versagen bringen konnte.
"Ich habe ihn eventuell weggestoßen, weil ich dachte etwas gesehen zu haben. Danach haben wir irgendwie nicht mehr drüber geredet". Ich fühlte mich wie ein Kleinkind, was von seinen Eltern ausgefragt wurde, nachdem es ein anderes Kind auf den Kopf gehauen hatte. Esme und Chay sahen aus wie ein mörderischen Duo, so wie sie beide sich vor mir aufbäumten und wütend auf mich hinabsahen.
"DAS ist der Grund? 'Ihr habt nicht drüber geredet'? Und du schmeißt einfach so deine Chance auf die wahre Liebe über den Haufen, weil ihr beide den Schwanz einzieht?". Chay war mal wieder sein dramatisches Selbst und regte sich mehr auf als Esme in ihrem ganzen Leben es je getan hatte.
"Hey. Ich weiß, ihr seid beide nicht wirklich die Spezialisten im Themengebiet Liebe, aber du solltest mit Alexy reden. Du kannst nicht einfach den armen Jungen küssen und die Sachen dann totschweigen Cap. Alexy muss denken, er hätte irgendwas falsch gemacht oder so", versuchte Esme mir ruhig zu erklären, als wüsste ich nicht selbst, was ich zu tun hatte. Der Grund, warum ich es nicht längst getan hatte, war lediglich der Zeitmangel und das ich den ganzen Morgen versuchte, Esme und Chay aus dem Weg zu gehen.
"Ich weiß, ich weiß. Werde ich nach dem Spiel auch sofort tun, aber mir war erst bewusst was ich getan hatte, als wir nicht mehr alleine waren. Vor Alfie und Vio hätte ich das Thema wohl kaum ansprechen können, oder?".
"Was tun können? Gibt es Geheimnisse, die du mir nicht erzählen willst, Cap?".
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~Rich and dead~
Romance"Sie ist tot. Ich habe es gesehen, gefühlt.....mir ist so kalt, dass kein Feuer der Welt mich wärmen kann". Caprice Celestine Middleton liebt das ruhige Leben an ihrem Mädcheninternat. Sie hat Freunde, Hobbies und gute Noten. Als ein Brand dafür sor...