Bekannte Gesichter

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 POV Cora

Cora schritt zum Empire hin. Das Zuhause von Rossende. Alte Erinnerungen kamen hoch, die Erinnerungen mit ihrem Cousin und ihrer Tante. Cora sah zum Himmel hinauf. Dämonen flogen ihre Kreise und kreischten grässlich.

Mit sicheren Schritten ging das Mädchen die Treppen des Schlosses hinauf und drückte die gewaltige Flügeltür auf. Ihre Schritte hallten durch die Mauern wieder. Cora hörte Schritte auf sie zukommen.

"Schön dich wieder zusehen, Corinne. Nach all der Zeit", erklang die Stimme von Rossende. Cora drehte sich zum Ursprung um und sah ihre Tante an der Wendeltreppe stehen. Diese lächelte dunkel in der Familienrobe, welche bei jedem Schritt den die blonde Frau nach unten tat hoch flog. Als Rossende bei Cora angekommen war legte sie ihre Hand auf die Wange von Cora und musterte sie.


"Du bist eine schöne junge Frau geworden, Corinne. Ich bin stolz auf dich." Mit einer fast zärtlichen Geste legte Rossende ihre Hand auf Coras Hinterkopf und zog sie dann näher zu sich. "Wo hat sich Lucien versteckt, Corinne? Von einem Tag auf den anderen verschwindet er, was heckt der Brusche aus?", zischte ihre Tante bedrohlich und Cora meinte die Kerzenflammen hätten sich daraufhin von selbst erlischt.

Cora zuckte mit den Schultern. "Woher sollte ich wissen, was dein Sohn anstellt? Ich bin nicht seine Mutter, du schon. Also solltest du doch immer über alles was er treibt Bescheid wissen oder nicht?" Cora legte einekurze Pause ein, um ihren Worten Wirkung zu verleihen, bevor sie wieder fortfuhr.

"Es sei denn, mein Cousin hält dich mit voller Absicht aus seinen Angelegenheiten raus. Sowie zum Beispiel in Bezug auf die Königin von Elysium, die du nur zu gerne töten möchtest, werte Tante. Aber sie ist nicht tot, irgendetwas muss du falsch gemacht haben", grinste Cora kopfschüttelnd und achtete auf jede noch so kleine Regung im Gesicht ihrer Tante. Aber es war keine einzige zu sehen. Ihr Blick und ihre Miene war ausdruckslos leer.

KLATSCH!!!

Coras Kopf peitschte zur Seite und wischte ihr damit das Grinsen aus dem Gesicht. Ein plötzlicher Schmerz zog sich über ihre Wange. Es pochte leicht. Cora legte ihre eigene Hand auf ihre Wange, welche zuvor Kontakt mit der Hand ihrer Tante hatte. Das Mädchen war geschockt und sah ihre Tante fassungslos in die Augen.

"Wag es niemals wieder so mit mir zu reden, Corinne! Denn sonst wird es dir genauso ergehen wie den anderen. Blut hin oder her. Und jetzt komm!" Rossende zog ihre Nichte am Arm hinter sich her, ohne Anzeichen von Gnade oder desgleichen.

Ihr Weg führte Cora in eine Art Keller, welches in einer Art von improvisiertem Versuchslabor umstrukturiert wurde. An den Wänden befanden sich Schränke und Regale mit verschieden Zutaten. Cora erspähte im Vorbeigehen Zungen, Gehirne, Augen und Blut in Gläsern gefüllt. Ein eiskalter Schauer in Mischung von Ekel und Angst durchfuhr ihren Körper.

Dämonen rüttelten an den Gittern ihres Käfigs, je nachdem wie groß die Viecher waren und de Käfige in denen sie gefangen waren. Es gab die Dämonen in jeder Größe und Form, aber was alle gemeinsam miteinander hatten, war das einer immer grässlicher aussah als der nächste an dem Cora und Rossende vorbeigingen.

Von den Decken hingen ebenfalls noch Käfige, aber ohne Dämonen im Inneren. Den Schreien zu urteilen waren es Menschen. Die Ketten an denen die Käfige hingen klackerten. Die Gefangenen rüttelten an ihrem Gitter oder sprangen in ihnen auf und ab. Wahrscheinlich in der Hoffnung das irgendwann die Ketten brechen würden, aber das werden sie niemals zu tun.

"Ich will dir ein paar Bekannte von mir vorstellen, Corinne. Tu allen einen Gefallen und sei artig", sagte ihre Tante nach einer Weile der Stille. Im Hintergrund schrie jemand. Anscheinend ein Kind, der hellen Stimme nach zu urteilen, aber Cora interessierte dies nicht groß.

Das Mädchen gab kein Ton von sich, sie lief einfach ihrer Tante durch die vollgestellten Gänge hinterher, hin und wieder an Gefangenen vorbei, die sie aus ausdruckslosen Augen  ansahen. Ihre Gesichter und Körper waren ausgefallen. Sie waren scheinbar schon Jahre hier oder wurden gefoltert. Cora tippte auf beides.

Auf einmal blieb Rossende stehen. Vor ihnen lag eine Kerkertür. Rossende nickte zur Tür. "Aufmachen!" Cora folgte dem Befehl und nahm die Schlüssel ihrer Tante entgegen und steckte den Schlüssel ins Schloss. Laut und geräuschvoll quietschte die Tür auf und gab den Blick auf zwei Gefangene in Ketten frei.

Blut des DrachensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt