Ein Zweiglein brach...

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POV Kaylee

Corinne befahl Cleo und Kaylee sich rund um den Blutkessel zu stellen. Sie wollte einen Golem aus dem Blut erschaffen. Aber wofür?

"Wozu brauchst du einen Golem, Corinne?", fragte Kaylee, als sie in den Blutkessel über dem Feuer hinab blickte. Das Blut blubberte und dampfte. Es stank nach faulen Eiern, auch Cleo schien der Geruch nicht zu gefallen, denn sie blähte ihre Backen auf und hielt die Luft an. Kaylee meinte eine leichte grün Färbung in ihrem Gesicht erhaschen zu können.

Corinne spielte, währenddessen mit einem Dolch in ihrer Hand, als sie antwortete: "Als Ablenkung, es kommt etwas auf uns zu und der Plan musste angepasst werden. Ich hoffe, du weißt diese Änderung zu schätzen, Kaylee, denn du wirst dich über sie freuen."

"Und welche Gestalt soll dieser stinkende Golem haben? Denn sonst bekommst du nur einen lebenden Blutklumpen heraus, wenn man ihn ohne Vorstellung formt", merkte Cleo an mit einem Gesichtsausdruck, als würde sie sich liebend gerne übergeben wollen. Kaylee ging es nicht anders, aber sie riss sich so gut es ging zusammen.

"Er soll wie Grace aussehen, die Drachenkönigin. Wie gesagt, als Ablenkung und vielleicht auch mehr..." Corinne versteckte den Dolch mit dem sie zuvor gespeilt hatte in ihre Robe.

"Legt die Hände übereinander, über den Kessel und fangt an die Formel zu sprechen. Denk an Grace, Kaylee. Nur wegen ihr, hast du meinen Deal angenommen und ich werde mein Versprechen nicht brechen, solange du es nicht tust! Dasselbe gilt auch für dich Cleo, ich tu das nicht aus gutem Willen, sondern um mir einen Vorteil im Spiel zu verschaffen."

"Also bist du eine Schummlerin", sagte Cleo in einem Ton, was es mehr nach einer Tatsache, als einer Frage klingen ließ. Corinne kicherte gehässig. "Wir Bösen spielen nicht fair, das tun nur die Guten und die sind schwach, sowie auch langweilig in ihren Spielzügen."

Das Rossende-Mädchen klatschte in die Hände. "Fangt an, wir haben nicht viel Zeit!", spornte sie Cleo und Kaylee an, welche nun die Formel zur Golem Erschaffung von Corinne aufsagten.

Nach und nach verformte sich das dickflüssige Scheinblut und nahm die Form eines Menschen an. Der Kessel war nun entleert, ohne Überbleibsel.

Jetzt fehlten nur noch die Details, welche zur Vollendung des Golems fehlten. Die Silhouette wurde definierter, bis hin zur Kopie der Drachenkönigin. Aber ohne Gesicht, Kleidung und Leben. Der Golem stand nun auf eigenen Füßen und Kaylee und Cleo senkten die Arme. Corinne ging zu der Schöpfung der beiden Mädchen und stach den Dolch, der zuvor noch in Corinnes Robe verweilt hatte in die Brust des roten Golems.

Was sollte das jetzt?

Aufeinmal strahlte Licht aus der Stelle, wo der Dolch steckte und Kaylee und Cleo hielten sich die Hände vor die Augen. Das Licht blendete sie und genauso schnell wie es kam ging es wieder. Der zuvor noch rote, definierte Golem, sah nun exakt genauso aus wie Grace. Von Außen stimmte einfach jedes Detail. Es war erstaunlich.

"Nun lebt sie, ihr habt gute Arbeit geleistet. Lasst uns gehen, wir haben noch ein Treffen mit einem Freund von mir und du Grace, wirst dich den Wachen stellen und uns Zeit verschaffen, berichte mir genau was in Elysium vor sich geht. Hast du verstanden?", fragte Corinne den Golem Grace, welche lächelnd nickte und aus der Tür verschwand.

"Woher weiß sie, wohin sie muss?", fragte Kaylee und Corinne antwortete ihr bloß mit einem: "Sie wird ihren Weg finden, auch wenn ihr Hirn nur aus Matsch besteht."

...

Kaylee, Cleo und Corinne benutzten ein Portal zum sogenannten Treffpunkt. Weshalb sollte sich Kaylee auf eine Planänderung von Corinnes Seit's freuen? Was führt sie im Schilde?

"Wen treffen wir hier?", fragte Kaylee abermals, als die Mädchen durch den Wald schlenderten. Cleo schloss sich Kaylees Fragerei an, weshalb Corinne sie einfach weiter ignorierte und dann aufhielt weiter zu laufen. Sie legte ihren Zeigefinger auf ihre Lippen und deutete mit einer Kopfbewegung an in eine bestimmte Richtung zu schauen.

Kaylee sah eine Gruppe Männer und Frauen. Sie waren alle zwischen ungefähr siebzehn bis vierzig Jahre alt und bis auf die Zähne bewaffnet. Ihre Klingen blitzten gefährlich im Licht des Vollmonds. Ein Heulen erklang aus naher Ferne.

"Werwölfe", wisperte Cleo und Kaylee nickte ihr zu. "Sie sind Asassinen, habe ich recht?", fragte die Druidin an Corinne gerichtet. Das Rossende-Mädchen erwiderte nichts auf ihre Frage, denn diese Tatsache war selbsterklärend.

"Sie suchen nach meinem Cousin und mir und auch Rossende. Sie wollen uns umbringen, schon seit etlichen Generationen. Aber das ist eine andere Geschichte. Sie suchen nach deiner Freundin, Grace, werte Kaylee."

"Ich habe Asassinnen noch nie hautnah gesehen", berichtete Cleo flüsternd und lehnte sich gegen Kaylee, um die Gruppe besser erkennen zu können. "Wir folgen dem Befehl des Königs", sagte ein älterer Mann autoritär und inspizierte den Waldboden nach Spuren.

"Welchem König denn? Blackthrone oder Arragon? Wer von denen hat das Kommando?", fragte ein Mädchen und spannte ihren Bogen mit einem Pfeil auf die Sehne. Sie alle waren vermumt, unkenntlich für Cleo, Kaylee und Corinne, die noch immer auf der Stelle von vorhin verharrten.

"Blackthrone, Xenia. Die Elysianer können nicht zulassen, das einer aus Meridian alleinmächtig ihr Königreich führt, dessen Königin verschollen und die Auserwählte ist. Sie soll uns von Rossende befreien, dann müssen wir uns nicht mehr um die normal Sterblichen wie zum Beispiel die aus der Lounge kümmern", sagte ein Junge zu der Asassinnen mit dem gespannten Bogen, deren Name Xenia war.

"Das sagst du bloß als Elysianer, Robin. Ihr fühlt euch noch immer wie die Allmächtigen hier in den jetzt vier Welten, obwohl wir Meridianer nun auch zu euch gehören", entgegnete Xenia abfällig und gab Robin einen starken Schulterstoß, der ihn taumeln ließ.

Robin purzelte über den Waldboden und landete in der Nähe von der Mädchengruppe. Diese hielten die Luft an vor Schreck und Cleo trat versehntlich auf einen Zweig hinter ihr, der unter ihrem Fuß brach und nun die Aufmerksamkeit der restlichen Asassinnen auf sie lenkte. Robin wandte sich um und sah direkt in die Gesichter der Hexe, der Druidin und dem Rossende-Mädchen.

"Schnappt sie euch!", rief der ältere Asassin, der zuvor die Fährten gelesen hatte. Und dann rannten sie los.

Die Jagd war eröffnet.

Blut des DrachensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt