Die Wahrheit

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Valentine & Hayley

Es waren nicht mal zehn Minuten vergangen, nachdem Rossende den Kerker verlassen hatte, da öffnete sich erneut die Kerkertür. Octavia Alister kam elegant im blutroten, knielangen Kleid hereinspaziert. Die Absätze ihrer Schuhe hallten bei jedem Schritt und ihr schwarzes Haar floss wie flüssiges Obsidian über ihre schmalen Schultern.

"Wir sollten reden, Valentine, Hayley", sagte ihre Mutter mit weicher Stimme, die Valentine und Hayley noch von früher kannten, als sie beide noch Kinder waren. Die azurblauen Augen von Octavia Alister sahen Valentine und Hayley abwechselnd an in der Hoffnung, dass nur einer von ihnen sie eines Blickes würdigte.

"Wir haben dir nichts zu sagen", presste Valentine hinter zusammengebissenen Zähnen hervor. Was hätten sie dieser Frau denn sagen sollen, die die beiden einfach im Stich gelassen hatte und allein mit ihrem Vater hatte aufwachsen lassen in dem Glauben, dass sie tot wäre?

"Du hast uns im Stich gelassen. Ganze elf Jahre lang hast du uns glauben lassen wir hätten dich verloren, doch du warst die ganze Zeit bei ihr", untermauerte Hayley die Aussage ihres älteren Bruders und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Es tut mir leid, was ihr durchmachen musstet meinetwegen, ehrlich" sagte die Familienmutter kniend vor ihren beiden Kindern. Valentine schüttelte den Kopf. "Nein, das tut es nicht, sonst wärst du nicht ohne weiteres über die Überreste unseres toten Vaters gestiegen!"

"Und du wärst zu uns, deiner Familie zurückgekehrt und wärst nicht bei ihr geblieben. Hast du Rossende bei ihrem Vorhaben über die Jahre geholfen?", fragte Hayley in der Hoffnung, dass ihre Mutter einmal ehrlich zu ihnen beiden sein konnte.

Octavia nickte bejahend. "Ja, ich habe ihr und ihrem Sohn bei ihren Plänen geholfen, sowie auch damit ihre Nichte zu verstecken", antwortete sie und Hayley bekam nur ein Nicken zustande.

 "Warst du schon immer gegen die Lounge und somit auch gegen uns?", fragte die Tochter ihre Mutter und nahm dieses Mal Blickkontakt mit ihr auf. Hayley wollte die Wahrheit in ihren Augen lesen, damit sie sich versichern konnte, dass ihre eigene Mutter, wenn sie sie überhaupt noch so nennen konnte, sie nicht anlog.

Octavia Alister faltete die Hände in ihren Schoß und began zu erzählen.

"Am Anfang habe ich die Lounge unterstützt, sieben Jahre lang, ohne meine eigene Loyalität in Frage zu stellen, aber als Rossende mich entführt hatte und zwar wirklich, da erkannte ich wie die Lounge wirklich war. Heuchlerisch, sage ich nur, ihr kennt ja den Vorsitzenden Steiner. Schweigt alles tot, solange der Schein gewahrt werden kann, sowie auch der gute Name, es ist ihm egal ob seine eigenen Leute dabei vor die Dämonen und somit in den Tod gehen.

Deshalb habe ich Rossende meine Treue geschworen, wenn ich bei euch geblieben wäre, hätte ich eurem Vater erklären müssen warum die Lounge schlecht und Rossende die Gute in diesem großen Spiel wäre. Aber ich kenne euren Vater, wenn er einem seine Loyalität geschworen hätte, kämpft er bis zu seinem Lebensende für ihn oder sie. Egal auf welcher Seite.

 Aber ihr beide wart zu klein, um den wirklichen Unterschied von Gut und Böse zu verstehen, ich hätte euch damit den Traum zerstört Helden zu sein, wenn ich versucht hätte euch beide zu dem angeblich Bösen konvertieren zu lassen, und das wollte ich nicht.

Nachdem ich viele Jahre bei Rossende verbracht hatte, freundete ich mich mit ihrer Sichtweise dieser Welt an. Es war eine gerechte Sichtweise, so bestimmten keine Heuchler, wie die Lounge oder die Königsfamilien der Fünf Welten mehr die Schicksale von Unschuldigen, sondern die Gerechten und razionalen Denker.

Ich war nie gegen euch beide, das müsst ihr mir glauben, aber ich wollte euch nicht wehtun, indem ich euch offenkundig verlasse. Die Tötung durch einen Dämon war eine sanfterer Abschied von euch beiden, als der Verrat an euch." Octavia verfiel wieder ins Schweigen und wartete auf die Reaktion ihrer Kinder.

"Es gibt weitere aus der Familie Rossende?", fragte Valentine und verbarg dabei nicht sein Erstaunen. Octavia nickte: "Ganz Recht und ihr kennt diese beiden Familienmitglieder. Ihr habt eine gewisse Zeit mit ihnen zusammen verbracht. Euch sagen bestimmt die Namen Castiel und Cora etwas, nicht wahr? Aber ihre echten Namen sind Lucien und Corinne Rossende. Sohn und Nichte von Maria Rossende", erklärte die Frau mittleren Alters.

POV Kaylee

Kaylee konnte es nicht fassen ihre Feundin Grace nach so langer Zeit endlich wiederzusehen, dazu auch noch unversehrt, aber leider auch mit diesem Castiel aus dem Haus der Schöpfer indem Grace eine Zeit lang untergekommen war. Die Druidin freute sich wieder bei Grace sein zu können, aber was machte Castiel bei ihr?

"Wir sollten weiter diese Asassinnen schauen uns schon mordlustig an", knurrte Corinne missmutig, als sie auf das Rudel der Asasinnen blickte, die die Gruppe anstarrten. Grace zuckte die Achseln. "Ja, das sollten wir, aber vorerst muss ich noch was erledigen." Grace packte in einen Beutel, den sie mit sich trug.

"Spannt eure Waffen!", befahl einer der Asassinnen, wahrscheinlich ihr Anführer und seine Gefolgsleute folgten seinem Befehl. Pfeile und Dolche sausten in die Richtung der Gruppe von Teenangern, zeitgleich umwaberte nun silberener Nebel die Asassinen, die nun wie umgestoßene Spielfiguren von den Füßen kippten und reglos liegen blieben.

Kaylee blickte erschrocken zu Grace, welche das Pulver von ihrer Handfläche gepustet hatte. Grace bemerkte den Blick der Druidin. "Ist bloß Schlafpulver nichts schlimmes und von kurzer Dauer. Sie werden vergessen, dass wir hier waren", erklärte die Drachenkönigin. "Lasst uns gehen, bevor sie aufwachen", sagte ihre Freundin und ging neben Corinne voraus tiefer in den Wald.

Cleo, Castiel und Kaylee folgten den beiden wohin auch immer. Eine von beiden hatte bestimmt einen Plan.

Blut des DrachensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt