Blut des Drachens

Schlupfloch

Grace & Castiel

"Was machen wir jetzt mit den beiden? Grace und Kaylee, jetzt wo sie wieder vereint sind?", fragte Corinne ihren Cousin, als sie Grace die Führung an der Spitze ihrer Gruppe überlassen hatte. Castiel versenkte seine Hände in den Taschen, worin noch immer die Silberreifen steckten. Er holte sie hervor.

 "Gib diese Cleo, nicht, dass die Hexe auf dumme Ideen kommt und abhauen will. Wir brauchen sie schließlich noch." Castiel reichte seiner Cousine die Silberreifen, welche diese annahm und Cleo um die Handgelenke legte, als sie die junge Hexe eingeholt hatte.

Cleo drehte sich um und gab protestierende Laute von sich als sie versuchte die Silberreifen aus ihrer Haut rauszureißen. "Nur zur Sicherheit, denk an unsere Abmachung", meinte Corinne bloß und ging dann rüber zu Grace, die an einem Baum stehen geblieben war und sich daran anlehnte. Die Drachenkönigin starrte in den Himmel hinauf.

"Hallo Grace", sagte Corinne im vorsichtigen Ton zu ihr, denn der Ausdruck in Graces Augen war trüb. "Was ist mit Cora Roberts passiert, Corinne Rossende?", fragte die Königin von Elysium direkt, ohne jegliche Emotion in der Stimme.

"Sie ist tot, Mayestät. Seitdem ihr nach Elysium zurückgekehrt seid", entgegnete Corinne förmlich und umfasste den Griff ihres Dolches fest mit ihrer Hand. "Also habt ihr mir das Mal von Feuer beschert?", fragte Grace weiter. Corinne schüttelte den Kopf. "Das Mal war Zufall, Majestät. Ein gelegner Zufall für den Plan."

"Was ist euer Plan?"

"Ihr fragt ziemlich viel, Majestät. Weshalb das?", fragte nun Corinne und drehte den Spieß im Frage-Antwort-Spiel um. "Ich brauche Antworten, deshalb", entgegnete Grace stumpf und stieß sich vom Baum ab. "Was brachte euch der Tod von der Fürstentochter Cora Roberts?"

"Euer Vertrauen, Majestät. Ich musste einen Zugang zu euch finden, um euch einschätzen zu können und ich muss zugeben, ihr seid in keiner schlechten Liga. Aber euch fehlt noch etwas um eine gute Königin zu sein."

"Und was ist es deiner Meinung nach?"

"Stärke, Grace. Du bist zwar intelligent, aber dir fehlt einfach die Stärke diese zu nutzen. Du bist Grace Blackthrone, Tochter eines Königs, die auf Drachen fliegt, aber bloß ein Name allein macht keinen Menschen aus."

Grace nickte. "Ich versteh. Es ist nicht einfach, wenn man in eine Welt hineingeworfen wird, die man nur aus Büchern kennt, welche dann Realität ist und dann lernen muss in ihr wirklich zu leben. Und dazu noch das Schicksal dieser Welt auf den Schultern zu tragen."

Corinne legte mitfühlend ihre Hand auf Graces Schulter, was für sie untypisch war, denn so eine Art Zuneigung hatte Corinne nie empfunden und wollte es auch nie, außer für ihren Cousin Lucien oder eben Castiel.

"Ich weiß, wie du dich fühlst. Weißt du es ist genauso misslig, wenn man auf Grund seines Familiennamens gejagt wird, immer mit dem Wissen, dass man irgendwann deswegen getötet wird", sagte Corinne und Grace nahm ihre Hand von ihrer Schulter weg.

"Denk aber jetzt nicht nur wegen unseren Gemeinsamkeiten vertrau ich dir und Castiel. Ihr habt mich und Kaylee und dieses Mädchen dort entführt für eure Zwecke. Mich interessiert es gerade nur nach Hause zu meiner Familie zukommen... und zu Valentine", fügte das dunkelrotbraunhaarige Mädchen letztlich hinzu und wandte den Blick von Corinne Rossende ab.

"Rossende hat die Alister-Geschwister in ihrer Gewalt", sprach Corinne ihre letzten Worte zu Grace, ehe sie sich von ihr abwandte und zu ihrem Cousin lief, der das für Grace fremde Mädchen wohl beaufsichtigte.

Kaylee kam auf Grace zugelaufen und Grace kam ihr entgegen. "Hey", sagte die schwarzhaarige Druidin und zusammen liefen sie an der Spitze der Gruppe durch den Wald. Es wurde langsam Tag. "Hey", antwortete Grace den Blick zum Boden gesenkt.

"Was bedrückt dich Grace? Du weißt doch, du kannst immer mit mir reden, auch wenn wir nicht oft die Gelegenheit dazu hatten", sagte Kaylee mit einem winzigen Schmunzeln.

Grace zuckte die Achseln. "Es ist Valentine. Ich vermisse ihn, seit der Schlacht in Elysium weiß ich nicht, was mit ihm Geschehen ist und wenn ich Corinne mal Glauben schenken sollte, hält Rossende Valentine und Hayley gefangen. Wer weiß, ob die beiden überhaupt noch leben."

"Sie leben, Grace. Wenn Corinne das sagt, dann wird es stimmen."

"Vertraust du ihr, Kaylee?"

"Ich muss ihr vertrauen, genauso wie du Castiel vertraust. Wie bist du eigentlich das Mal losgeworden?"

"Mit Castiels Hilfe. Er hat mich zu den Schwestern der Finsternis gebracht, einer der zwei Clans der Fünf oder jetzt eingewachsenen Vier Welten. Ich musste einen Blutschwur leisten, als Gegenleistung. Jeder Zauber hat seinen Preis, das weißt du genauso gut wie ich", erklärte Grace und ließ einen Feuerball in ihrer Handfläche erscheinen und  wieder verschwinden, als sie ihre Hand zu einer Faust ballte.

"Du hättest den Blutsschwur nicht leisten müssen, Grace. Du hättest weitergelebt mit jemand anderem der sein Leben mit dir teilen würde und leider du teilst du mit Castiel dein Leben", sagte Kaylee bedrückt und strich sich die langen Haare hinter die Ohren.

"Jetzt lebe ich mit ihm, da alles was ihn verletzt auch mich verletzt. Kennst du eine Möglichkeit den Verkettungszauber aufzuheben?", fragte Grace. Kaylee schüttelte den Kopf. "Man kann diesen Zauber nicht aufheben, der Zauber ist ziemlich stark und der Preis wäre dann euer beider Tod, wenn ich das Medalion zerstören würde, welches als Anker dient."

"Aber ich bin nicht gestorben, Kaylee. Ich hänge nicht an seiner Lebenskraft indem Sinne, dass ich ohne Castiel nicht leben kann, also ist der Zweck des Zaubers unerfüllt. Rein theoretisch könntest du den Zauber aufheben, da du diesen gesprochen hast."

Kaylee kaute auf ihrer Unterlippe. Sie schien über das Gesagte zu grübeln. "Rein theoretisch betrachtet, könnte dies aufgehen, denn jeder Zauber hat bekanntlich ein Schlupfloch und das ist ein solches. Was verlangt der Blutschwur von dir?", fragte Kaylee.

"Ein ewig währendes Leben an der Seite des Sohns des Clanführers Rio. Was brauchst du für den Zauber, Kaylee?"

"Die Frage ist nicht was ich brauche, sondern wen."