Merlin - Die neuen Abenteuer - Im Bann des Greifen

6. Der Albtraum

Widmung an MerlinCamelot

Ich hoffe sehr, dass auch dieses Kapitel dir gefällt ;)

Sunny <3

Merlin sah sich selber, wie er durch die Flure des Schlosses rannte und dabei verzweifelt "Arthur!" rief, während er von einer gewaltigen Angst ergriffen wurde, die ihm den Atem raubte.

Er versuchte die Türen zu Arthurs Gemächern mit aller Kraft zu öffnen, doch sie waren fest verschlossen. Merlin hörte, wie der König auf der anderen Seite der Tür überraschend aufschrie und begann zu brüllen, dass Es  verschwinden solle. Doch nichts geschah. Stattdessen hörte er das Reißen von Stoff und Fleisch und das Schaben von etwas scharfem. Wahrscheinlich eine Klinge auf dem Marmorboden.

Merlin konnte dem nicht mehr tatenlos zuhören, also rief er "Allìnæn!" und sprengte somit die Türen aus den Angeln. Das erste was er sah, war ein am Boden liegender Arthur mit einer tiefen Fleischwunde, die sich über seinen gesamten Oberkörper erstreckte. Es schien, als hätte ihn eine  vierarmige krallenartige Waffe so zugerichtet.

Arthur schien bewusstlos zu sein, wahrscheinlich sogar schon an der Schwelle des Todes. Er atmete nicht. Merlins Angst wich dem Schmerz, der Trauer und dem Hass, der nun seine Gedanken beherrschte und ihn blind für die Gefahr machte, die sich hinter ihm aufbäumte und zu Boden riss.

Mit einer geschickten Handbewegung schleuderte er seinen Angreifer von sich weg und rappelte sich wieder auf, wobei er - als er seinen Angreifer sah - zu überrascht war, um zurückzuschlagen.

Vor ihm stand ein riesiger Greif, mit Augen so blau wie das Meer und riesigen schwarzen Krallen, die aus dessen Pranken herausragten.

Doch das war noch nicht einmal das skurrile, dass sich ein solches Wesen im Schloss befand, sondern die beiden gewaltigen fedrigen Schwingen die die Flanken der Kreatur bestückten, und Merlin in Ehrfurcht ließen. Ein Wesen mit dem Körper eines Löwen und dem Kopf und den Flügeln eines Adlers, dass kam ihm Bekannt vor, denn er war schon einmal einem solchen Tier begegnet.

Allerdings machte Merlin das gerade eher wenig aus, denn das riesige Tier kam direkt auf ihn zu und attackierte ihn erneut. Doch er wich dem gekonnt aus und schleuderte ein weiteres mal seinen Feind von ihm weg, sodass es gegen die steinerne Wand schlug und vor Wut bebte.

Doch Merlin ritt die blanke Wut. Er dachte nicht einmal daran Gnade walten zu lassen.

Über dem Greif war ein großes Fenster, umrahmt von Rote Stoffvorhängen. Sofort schoss Merlin ein Gedanke in den Kopf. Seine Augen leuchteten für einen kurzen Moment wieder golden auf und ließen die Fensterscheiben zerbersten, die daraufhin mit drohender Geschwindigkeit auf die Kreatur herab fielen und sich die messerscharfen Seiten in dessen Fleisch bohrten, was es vor Schmerz aufschrien ließ.

Im selben Moment, leuchteten Merlins Augen ein weiteres Mal auf, und sofort flatterte der rote Vorhang auf das Tier herab, sodass es völlig davon bedeckt wurde. Merlin schnappte sich Arthurs Schwert und bewegte sich bedrohlich langsam auf das hilflose, am Boden liegende Geschöpf zu.

"Du wirst büßen für das, was du Arthur angetan hast. Du widerliches Monstrum!" rief er und zog mit der Schwertspitze einen Teil des Vorhangs weg, um seinem Feind das letzte Mal in die Augen zu sehen. Beim Anblick der Kreatur ließ er das Schwert mit zittriger Hand sinken. Starr stand er einfach nur da, nicht im Stande ein Wort zu sprechen.

Doch selbst jetzt, wo er doch so voller Zorn war, vergaß er seinen Rachedurst für diesen kurzen Moment und starrte ungläubisch auf das blutende und hilflos am Boden liegende Mädchen, das weinend im roten Vorhang eingewickelt war und es nicht wagte, selbst ein leises Wimmern von sich zu geben. 

Um sie herum verstreut lagen einige restliche Greiffedern und Blutreste klebten an ihren Fingernägeln. Merlin konnte sich nicht bewegen, war unfähig etwas zu sagen. Er sah sie einfach nur mit vor schreck geweiteten Augen an und tat nichts.

Erst als einige Sekunden der Stille vergangen waren, löste sich seine Starre und er Sprach den einen Namen aus, den er nie wieder vergessen würde.

"Lorella...!"