12. Der Einsiedler

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Linn öffnete die Augen. Grelles Licht blendete sie, sodass sie ihre Augen gleich wieder schließen musste. Wo war sie? Sie könnte sich nur noch an den unruhigen Angel erinnern und ein schwarzes Loch, in das sie gefallen war. War sie tot? Wenn sie tot war, würde sie Mary bestimmt sehen können, oder?
Linn richtete sich auf. Ihr ganzer Körper schmerzte als wäre sie von einer Klippe gefallen. Sie lag in einem Bett, welches in einem gemütlich eingerichteten Raum stand. Ein alter Mann stand am anderen Ende des Raums und fuchtelte mit einer Tasse herum. Linn wollte gerade die Beine aus dem Bett strecken und aufstehen, als der Mann sich umdrehte.
„Nein, nein", mit erschrockenem Gesichtsausdruck kam er auf sie zu. „Was ist passiert?"! fragte Linn etwas aufgekratzt, „Wo ist Angel?" Der Mann stand jetzt direkt vor ihr. „Dein Pferd steht im Stall und, naja", er kratzte sich am Hinterkopf, „So seltsam wie es klingt, aber du bist von einer Klippe gefallen."
Linn musste ihn sehr erschrocken angesehen haben, denn er fügte schnell hinzu: „Du bist direkt ins Wasser gefallen... Hattest echt Glück!... Ich hab dich aus dem Wasser gezogen und hier in mein Haus gebracht."
„Ich bin also nicht tot?", sie lächelte, „Super!"
„Ja, du bist noch am Leben", Der Mann seufzte, „Aber ich wäre gerne tot." Er drehte sich um und machte sich wieder über der Teekanne an die Arbeit. „WAS, sie wären gerne tot?", Entsetzt sah Linn den Mann an. Doch der nickte nur trübselig. „Wie heißt du?", wechselte er das Thema und kam mit einem Tablett wieder au sie zu. „Ich bin Linn und sie?", Linn richtete sich im Bett auf. Der Mann stellte das Tablett neben sie aufs Bett und setzte sich auf einen Stuhl neben das Möbelstück. „Ich habe viele Namen. Über die Jahre habe ich leider die meisten vergessen. Die meisten nennen mich einfach den Einsiedler", der Mann nahm sich einen Keks aus der Schale und bot Linn mit einer Handbewegung an, es ihm nach zu tun. Diese sah den Einsiedler aber nur an. Schließlich brachte sie auch ein Wort heraus: „Sie sind der Einsiedler. Zu Ihnen wollte ich, da... Naja... Meine Freundin ist... tot oder im Koma." Wie schwierig es doch war, es über die Lippen zu bringen. „Wir brauchen Ihre Hilfe", sie sah den Einsiedler blinzelnd an, „Sie wissen doch, wo die Quelle ist, oder? Sonst wären sie ja nicht so alt."
Der Mann seufzte: „Ichhabe als junger Erwachsener immer leben wollen. Ich habe damals nicht begriffen, dass der Tod zum Leben gehört. Mittlerweile feiere ich sogar meine Geburtstage nicht mehr und Weihnachten schon gar nicht."
„Wird Mary, wenn sie das Wasser trinkt, dann auch unsterblich?", fragte Linn und nahm sich ebenfalls ein Keks. „Wer sagt denn, dass ich unsterblich bin? Ich kann sehr wohl sterben, aber nicht wie normale Menschen. Und was deine Freundin betrifft, so könnte sie wieder leben, wenn sie das Wasser trinkt. Allerdings braucht sie ein Opfer, um unsterblich zu werden", der Mann seufzte als er Linns Blick sah. „Ich habe Dinge getan, auf die ich nicht stolz bin. Aber dir nicht sagen wo die Quelle ist, wäre ein weiterer Fehler. Ich verrate dir wo sie ist, allerdings erst, wenn du wieder gesund bist." Das Mädchen mit den langen braunen Haaren lächelte müde: „Danke." Der Einsiedler stand auf und nahm das Tablett mit. „Ruh dich jetzt aus", sagte er über die Schulter.

* * *

„Wir danken Ihnen", Lindas Stimme drang undeutlich zu Linn herüber. Linn schlug die Augen auf. Linda? Alex? Waren sie hier? Tatsächlich saßen zwei Gestalten mit dem Rücken zu ihr am Tisch. „ Linda?", Linn hörte ihre Stimme selbst kaum, doch die zwei Gestalten schön sie gehört zu haben, „Alex?" Linda und Alex drehten sich um. „Du bist wach!", Lächelnd kamen sie auf Linn zu und setzte sich neben sie auf die Bettkante. „Mann, du siehst aus als wärst du von einer Klippe gefallen", tauchte Alex hinter Linda auf. „Bin ich ja auch", lachte die Angesprochene. Trotz dass ihr ganzer Körper weh tat, ließ sie es sich nicht nehmen mit ihren Freundin zu lachen. „Wie lange seid ihr schon hier?", Linn richtete sich auf. Linda strich sich eine schwarze Strähne hinters Ohr: „Noch nicht lange. Aber wir wissen wo die Quelle ist und Lisa und Anne kommen mit Mary dorthin." Linn freute sich. Sie würden Mary retten und alles würde wieder gut werden. „Die Sache hat nur einen Haken", Alexs Stimme hört sich mehr an wie ein Flüstern, „Du bist verletzt und reiten kannst du ganz sicher nicht."
Linn liest den Kopf hängen. Ihre Freundin hatten recht. Aufstehen konnte sie nicht, da die Schmerzen zu stark war waren. Wie sollte sie denn dann reiten? „Dann müsst ihr ohne mich aufbrechen", sie hob wieder den Kopf und sah Linda und Alex an. „Ich kann ja auf sie aufpassen", meldete sich der Einsiedler zu Wort. Er stand vom Tisch auf und machte sich mal wieder an einem seltsamen, altmodisch aussehenden Küchengerät zu schaffen, das Linn noch nie zuvor gesehen hatte. „Ist das für dich wirklich okay?", fragte Linda und sah sie fragend an, als könnte sie nicht glauben, dass ihre Freundin wirklich bei dem Einsiedler bleiben wollte. Linn nickte: „Wir haben doch keine andere Wahl, oder?"
Alex stand auf und wischte sich die Hände an der Hose ab. „Na gut, dann müssen wir aber mal los, Linda", meinte sie mit einem Lächeln und jedem im Raum war bewusst, wieviel an Alexs Worten dran war.

Die Kraft der Freundschaft/ Star Stable/ SoulriderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt