7. Elsbeth

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„Ich will nicht mehr, lass uns eine Pause machen", stöhnte Lisa schon wieder. Anne hätte ihr den Hals umdrehen können. Wie oft Lisa dies schon gesagt hatte. Schon die letzten Male hatte sie nur das Gleiche geantwortet: „Wir reiten die Nacht durch." Doch dieses Mal drehte sie sich im Sattel um und zügelte Concorde. „Ich würde auch gerne eine Pause machen", meinte sie, als StarShine neben ihr zum Stehen kam, „Aber wir müssen uns beeilen und die Nacht durchreiten."
Lisa nickte, sie wusste, dass Anne recht hatte, ganz tief in ihr. Aber eigentlich wollte sie nur noch ins Bett. Die Sonne war schon lange untergegangen und der Himmel war von grauen Wolken bedeckt. Nur ihre beiden Taschenlampen spendeten noch Licht und warfen gruselige Schatten auf den Waldboden. „Aber dann können wir doch absteigen und den Pferderücken entlasten", meinte Lisa. Sie wusste, dass sie spätestens in einer Stunde auf dem schaukelnden Pferderücken eingeschlafen wäre.
„Ja", Anne nickte, obwohl Lisa dies in der Dunkelheit bestimmt nicht sehen konnte. Sie schwangen sich aus dem Sattel und setzten ihren Weg fort. Das Schnauben der Pferde neben ihnen und die Hand des anderen fest in der eigenen.

Endlich. Am frühen Nachmittag des nächsten Tages ritten die Mädchen erschöpft in Valedale ein. Ihre Pferde hatten sie schnell versorgt und auch die Formel, die sie zum Steinkreis bringen würde hatten sie so schnell wie möglich aufgesagt. Nun standen sie vor dem Platz, an dem noch vor wenigen Tagen Marys lebloser Körper gelegen hatte.
„Wo ist sie?", Anne hatte den Satz bestimmt schon tausendmal gesagt, aber keiner der Druiden hatte ihnen eine brauchbare Antwort geben können. Selbst Avalon war ratlos gewesen.
Anne und Lisa ließen sich wieder auf einen der Baumstämme fallen. „Ich verstehe das nicht", murmelte Lisa, „Mary ist weg, genau wie Elsbeth und Fripp. Obwohl ich glaube, dass Fripp noch irgendwo in Valedale ist. Er würde die Druiden nicht alleine lassen." Anne nickte: „Und die Druiden wussten von gar nichts. Wollen wir den anderen schreiben? Oder Josh anrufen, ob er was weiß?"
„Josh soll wissen was hier los ist? Das halte ich für ein Gerücht", lachte Lisa, „Aber wir können es versuchen." Anne zog ihr Handy aus der Hosentasche, doch als Joshs Mailbox dran ging schüttelte sie den Kopf.
„Nur die Mailbox", murmelte sie, „Komm. Schreiben wir den anderen und fragen sie was wir tuen sollen." Lisa nickte: „Gut. Aber warum Elsbeth weg ist verstehe ich nicht. Erinnerst du dich daran, als sie uns versprochen hatte auf Mary aufzupassen? Gehalten hat sie ihr Versprechen dann ja nicht." Anne sah von ihrem Hady auf und blickte Lisa alarmiert an. „Du hast recht", meinte sie, „Es passt nicht zu ihr. Sie würde uns niemals im Stich lassen."

***

Eine dunkle Gestallt stand auf einer Plattform hoch oben in den Bergen. Ihre schwarze Kapuze war ihr tief ins Gesicht gezogen und ihr Mantel wehte im Wind. Ihre schmalen Hände umklammerten das Geländer und ihr Atem stieg als kleine Wolken in den Himmel.
Plötzlich öffnete sich eine Tür und ein Mann mit einem dunklen Gesicht und roten Haaren trat heraus. „Wie ich sehe, bist du schon zurück", Darco trat ein paar Schritte ans Geländer heran. §Ja, bin ich. Leider...", antwortete eine Frauenstimme. „Hast es wohl nicht länger bei den SoulRider ausgehalten", Darco lachte, „Die denken vielleicht sie haben gewonnen, aber wenn wir erstmal das Quellwasser haben, kann uns nichts mehr aufhalten." Jessicas Stimme überschlug sich: „Ich werde es dir nicht bringen. Dieses Wasser hat Kaja das Leben gekostet."
„Ich weiß", Darco malte mit seinen Fingern ein Muster in das Geländer, „Du bist aber die Einzige, die dort hin kann." Jessica fuhr herum, als Darco sie leicht an der Schulter berührte. „Fass mich nicht an", zischte sie, „Ich hole das Wasser. Aber nicht für dich sondern für Garnock."
Darco lachte als er die blitzenden grünen Augen und die langen blonden Haare sah. „Keine schlechte Idee, dich zu einem Druiden zu verwandeln", meinte er. „Das ist nicht irgendeine Druidin", meinte Jessica schnippisch und wickelte sich eine blonde Haarsträhne um den Finger, „Das ist Elsbeth, die beste Freundin von Fripp und den SoulRider. Ihr werden sie vertrauen."
„Noch besser", Darco lachte hämisch. Seine feuerroten Haare fielen ihm dabei ins Gesicht.

Elsbeth war gefangen und zwar nicht in einem Käfig mit Stäben und Metall, sondern in ihrem eigenen Körper...

Die Kraft der Freundschaft/ Star Stable/ SoulriderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt