Erklärungsversuch

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Zwei Wochen später und drei Tage vor Weihnachten hatte ich grade meine Maschine vom Lackierer abgeholt und fuhr damit ein wenig durch die Stadt. Ich hielt bei Starbucks, holte mir einen Kaffee und fuhr mit Musik im Ohr Motorrad. Das das verboten war, war mir einfach egal. Die letzten zwei Wochen hatte ich sowieso eine gewisse 'Leckt mich alle am Arsch-Haltung' angenommen. Louis liess mich in Ruhe, aber wenn ich ihn brauchte war er immer für mich da. Ich hatte in diesen zwei Wochen mehr als einmal nachts bei ihm angerufen, nur um mit ihm zu reden. Er ertrug meine Launen ohne zu Murren. Liam und Niall hatten vergeblich versucht, mit mir in Kontakt zu treten, ich wollte nicht mit ihnen sprechen. Meist fuhr ich alleine in der Stadt rum, sah mir all die glücklichen Touries an, und hasste sie gleichzeitig. Ich sehnte mich danach, Harry's Lachen zu hören, fürchtete mich aber auch davor ihn zu sehen. 

Als ich jetzt also mit dem Kaffee wieder rauskam, legte ich mich auf meine Maschine, die Füße auf den Lenker, hörte Musik von Lorde und mit rollten die Tränen die Wangen hinab. Das passierte mir in letzter Zeit öfter, dass ich anfing zu weinen, ohne offensichtlichen Grund. Ich hatte eine Sonnenbrille an und wischte mir die Tränen darunter weg. "Was glotzt du so?" herrschte ich einen Typ an, der mich eine Spur zu lange musterte. Er lief schnell davon und ich dachte: na toll Speedy der Passantenschreck - gut gemacht Sammy! Ich setzte mich auf und sank in mich zusammengesunken auf der Maschine, und starrte vor mich hin. Der Kaffee in meiner Hand wurde langsam kalt, hin und wieder nippte ich daran. Ich sah die Straße entlang und sah plötzlich Harry's dunkelblaue Maschine auf der anderen Seite. Im gleichen Augenblick sah er mich und bremste. "Oh scheiße!" stiess ich aus, warf den Becher einfach auf die Straße, vor die Füße eines Fußgängers. "Hey!" rief der jetzt und ich rief, während ich hastig meinen Helm anzog, zurück. "Tschuldigung - tut mir leid!" Ich schmiss die Maschine an, Harry war auf der anderen Straßenseite stehen geblieben und wollte gerade absteigen, da drehte ich rum und fuhr schnell davon. Im Rückspiegel konnte ich sehen, dass er schnell wieder aufstieg und mir hinterher fuhr. Du willst Rennen fahren? dachte ich - Na gut, dann werden wir sehen wer wen besiegt! Ich fuhr, als wäre der leibhaftige Teufel hinter mir her. Überholte rechts, links, fuhr bei Rot über die Ampel, es war nur eine Frage der Zeit, bis mich die Bullen schnappen würden. Aber Harry ließ nicht locker. Er fuhr volles Risiko, ich konnte ihn aber manchmal die Faust drohend erheben sehen, wenn ich wieder was ganz gefährliches gemacht hatte. Hinter mir hörte ich auf einmal Sirenen und dachte, kalt lächelnd, na toll...das war's dann. Ich liess mich ausrollen, stellte die Maschine auf den Ständer und hob dann die Hände in die Luft. Der Bulle legte mir sofort die Handschellen an, ich liess mich widerstandslos festnehmen. Ich sah Harry hinter uns anhalten und schüttelte, in seine Richtung blickend, sofort den Kopf. Ich wurde jetzt in den Streifenwagen gesetzt und sah kalt zu Harry hinüber. Er hatte sein Handy am Ohr und ich vermutete er würde sofort Louis anrufen.

Man brachte mich auf die Wache und ich mußte meine Personalien angeben. Der Bulle schaute mich überrascht an: "Oh...Miss Walker...ich habe sie gar nicht erkannt." Ich lächelte und zuckte mit den Schultern: "Kommt vor" sagte ich. Ich merkte, dass ich ihm leid tat, sah ich denn so mittleiderregend aus? "Geht's Ihnen nicht gut ?" fragte er mich jetzt nochmal und ich antwortete lächelnd. "Ich hatte schon bessere Tage!" Ich mußte mich nochmal hinsetzen, aber ich durfte Musik hören und wählte wieder das gleiche Lied: Lorde. Die Geschehnisse aussenrum, die ganzen, wirklichen Verbrecher, alles verlor irgendwie seinen Schrecken. Ich lehnte mich an die Wand und schloss die Augen. Das hast du jetzt davon, dass du abgehauen bist - warum redest du auch nicht mit ihm? Wenn das so einfach wäre gab ich mir selbst die Antwort. Mir kam das Kotzen, wenn ich an Harry und an diese Nutte dachte, das konnte ich nicht vergessen. Ich erschrak, weil mir jemand über die Wange streichelte. Es war Louis und er lächelte mich an. "Tut mir leid" flüsterte ich, aber er schüttelte den Kopf und küsste mich kurz auf den Kopf. Ich sah dass er mit dem Polizist sprach der hin und wieder nickte. Dann zückte Louis seinen Geldbeutel und als er fertig war, winkte er mir: "Los du darfst gehen". Er brachte mich zurück zu meiner Maschine, Gott sei Dank stand sie noch unversehrt da. Ich stieg auf und wollte wegfahren aber Louis legte die Hand auf den Lenker. "Speedy, es geht dir beschissen, denkst du nicht du solltest mit ihm reden?" Ich sah in die Ferne, strich mir die Tränen weg und schüttelte den Kopf. "Ich will das einfach nur vergessen" sagte ich leise. "Vielleicht hab ich Glück und renne mir den Schädel ein" lächelte ich kalt. "Hör auf so zu reden Speedy" sagte Louis wütend. Ich nickte, zog meinen Helm an und machte jetzt endlich die Maschine an. "Speedy bitte!" sagte Louis flehend. Ich schüttelte den Kopf und fuhr nach Hause. 

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