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"Du musst mich verstecken", flüsterte ich Leóndre zu und sellte mich zwischen seinen Rücken und die Wand, in der Hoffnung, dass ich nicht auffallen würde.

"Hast du nicht gleich Englisch mit ihm?", hackte mein Bruder unbeeindruck nach und zeigte nicht einmal das kleineste Bisschen Anteilnahme.

"Ja, aber keine Sorge, ich habe schon einen Plan", verkündte ich ihm freundig, wärend ich ihm mit dem Finger in die Seite piekste, was meinen Zwillig augenblicklich zusammenzucken ließ, da er dort furchbar kitzelig war. "Ach wirklich?", wollte er mehr oder weniger interessiert wissen und drehte seine Hand so, dasser mit mit dem Finger in den Bauch piekste, was nun widerum mich zusammenzucken ließ.

"Mhm, ich werde einfach zu spät kommen und die Erste sein, die verschwindet", erklärte ich, woraufhin Leóndre anerkennend die Brauen hob.

"Beeindruckend. Und das willst du für den Rest des Jahres in jedem Fach, dass du mit Adrian hast, machen?"
Darauf hatte ich keine Antwort und zuckte deshalb nur mit den Schultern.

Zweifelnd begann ich auf meiner Unterlippe zu kauen, während ich mit gerunzelter Stirn zu meinem Zwillig sah. "Wäre es vertretbar, ihn zu Verprügeln, sodass er nicht mehr in die Schule kommen kann?", hackte ich nach und konnte nicht verhindern bei dem Gedanken daran zu grinsen.

"Er kennt dich und könnte dich wegen Körperverletzung anklagen", gab Leóndre zu bedanken, woraufhin ich ihm lachend auf den Rücken schlug.
"Du bist ganz schön genial, dafür, dass du dir vorgenommen hast, alle deine Gehirnzellen noch vor deinem fünfundzwanzigsten Lebensjahr zu zerstören."

Missbilligend verzog er den Mund, doch ich wusste ganz genau, dass er damit nur sein Grinsen verbergen wollte.

"Hey, Siérra!", begrüßte mich jemand im Vorbeigehen, woraufhin ich mich zu der Person umdrehte, jedoch niemanden entdeckte.

"Sie bleibt dich nicht stehen, bis du dich zu ihr umgedreht hast", murmelte Leóndre belustigt vor sich, woraufhin ich verwirrt zu ihm sah und noch immer nicht die Person entdecken konnte, die mich begrüßt hatte.

"Wer?", wollte ich wissen, woraufhin mein Zwilling nur mit den Schultern zuckte. "Ihr Name ist in einer meiner abgestorbenen Gehirnzellen gespeichert", witzelte er und lächelte mich kurz halbherzig an, bevor er zu seiner Klasse ging, da es soeben geklingelt hatte.

Dann würde ich eben niemanden zurück grüßen.

Seufzend ging ich in die Pausenhalle und setzte mich dort auf eine der Bänke, bis sich der Trubel langsam lichtete und es bereits zum zweiten Mal schellte.

Ein Blick ein mein Handy reicht, um festzulegen, dass ich in genau zwei Minuten losgehen würde, damit ich auch sicher sein konnte, dass meine Lehretin selbst sich nicht verspätete.

Etwas wurde neben mir auf die Bank geknallt, was mich grimmig hoch sehen ließ, ehe ich stirnrunzelnd einen Kaffeebecher von Bäcker nebenan erkannte, der von seiner großen, sehnigen Hand umgriffen wurde.

Und als ich weiter hoch blickte, entdeckte ich Adrian, der mich schief angrinste. "Hey", murmelte ich mit gerunzelter Stirn und sah wieder auf mein Handy, ehe ich schnell aufstand und Richtung Klassenraum lief, doch der Idiot folgte mir.

"Hey", begrüßte er mich zurück, wobei seine Stimme um einiges anzüglicher als meine klang.

Ob er irgendwie komisch rüberkommt, wenn ich ihn frage, ob er das nochmal sagen kann, damit ich ihn aufnehmen und als meinen Wecker einstellen kann?

Wahrscheinlich. Aber die Idee klang genauso verlockend, wie Adrians tiefes Lachen, dass nun neben mir erklang und durch den leeren Gang schallte.

"Es würde weniger komisch rüberkommen, wenn du mich das direkt fragst, aber du kannst natürlich jederzeit dein Handy raus holen und die Aufnahme starten", grinste er süffisant, während mir im selben Moment klar wurde, dass ich das soeben laut gesagt hatte.

"Mierda", murmelte ich in mich hinein, ehe ich sein breites Grinsen erwiderte und zu ihm hoch sah.

"Perfekt, ich wollte schon immer mal von der Stimme eines Esels geweckt werden", zwinkerte ich noch, bevor ich meine Schritte beschleunigte und ziemlich sauer auf mich war, dass mein Plan nicht funktioniert hatte.

"Charmant", kommentierte Adrian das ganze Augenrollen und hatte mich in Windeseile eingeholt, während er mir den Kaffeebecher hinhielt. "Hab ich für dich mitgebracht."

Mit erhobenen Augenbrauen sah ich ihn an ehe ich misstrauisch auf den Becher blickte und den Kopf schüttelte. "Keine Chance."

Adrian verdrehte genervt die Augen, nahm den Deckel ab und trank einen kleinen Schluck daraus, bevor er alles wieder verschloss und schluckte.

"Wie du siehst, ist der nicht vergiftet", witztelte er schwach und hielt ihm mir hin. "Nimm ihn an, sonst habe ich ein schlechtes Gewissen wegen gestern", bat er uns sah mich ernst was, woraufhin ich den Kaffebecher dann doch seufzend an mich nahm, gerade als wir vor den Klassenzimmer ankamen.

Ich klopfte einmal und öffnete dann die Tür, während ich mit einem zerknirschten Lächeln herein kam.
"Entschuldigen Sie die Verspätung."

Unsere Lehrerin wollte gerade abwinken, als Adrian noch hinterher warf: "Siérra wollte noch ihr Getränk von meinem Oberkörper ablecken."

Einige der Jungs in der Klasse prusteten los, während die Lehrerin und verdattert ansah und ich spürte, wie meine Körpertemperatur stieg.

Ay dios mio.

"Verwechsel deine unerfüllten Wünsche mal lieber nicht mit meinen", haute ich raus ohne groß vorher darüber nachzudenken. Schließlich war ich mit zwei Brüdern groß geworden und ganz sicher nicht auf den Mund gefallen.

Einige, die zuvor gelacht hatten, gröhlten jetzt auf, während ich nur kopfschüttelnd einen Schluck aus dem Kaffeebecher nahm und es sofort ausspuckte.

Und wie es der Zufall wollte, spuckte ich Adrian an, der sich gerade an mir vorbeidrücken und zu seinem Platz gehen wollte, und versaute ihm damit schon das nächste Oberteil.

Fassungslos sah das Arschloch auf sein Pullover, bevor er amüsiert zu mir sah, während ich nicht fassen konnte, dass ich tatsächlich so dumm gewesen war, aus einem Getränk, dass Adrian mit anbot, zu trinken.

In diesem Kaffeebecher war nämlich kein Kaffee, wie man vielleicht bei dem Namen angenommen hätte, sondern Alkohol.

Um genauer zu sein, hatte Adrian mit einen Sex on the Beach untergejubelt. Ebenjenes Getränk, dass ich gestern über ihn geschüttet hatte. Um fucking acht Uhr morgens.

"Estás muerto, chico", grummelte ich mit mahlendem Unterkiefer, bevor ich ihn mit meinem Blick erdolchte und – Adrian ignorierend – auf meinen Platz ging.



With just you and meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt