Kapitel 16

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Gin scheint sie wirklich zu lassen nur wo steuert der Mann sie hin? Sie gehen über einen so dünnen Weg über einem brodelnden Lavabecken, dass sie regelrecht seitwärts gehen müssen um nicht zu fallen. Währenddessen hält Lara ständig Körperkontakt. "Woher weißt du wo wir lang müssen?", fragt sie nach einer Weile, als 2 Meter vor ihr der Weg zu bröckeln beginnt.
"Ich...weiß nicht wo hin.", hört sie ihren Partner in Schwarz antworten.

"Ok.", nimmt Lara es einfach so hin. Es ist ihr eigentlich auch egal. Solange sie bei Gin ist, ist ihr alles andere nicht wichtig. Nur kurz nachdem sie losgelaufen sind hatte sich gezeigt, dass die endlosen Flammen doch nicht ganz so endlos sind. Seit sie jedoch auf dieses Lavabecken und den einzigen dünnen Weg darüber getroffen sind, hat sich die Landschaft nicht mehr verändert. Ihre Gedanken beginnen abzuschweifen.

"Was meine Verwandschaft im Himmel wohl denkt? Ob sie mich suchen? Hoffentlich glauben sie, dass ich reinkarniert wurde oder so. Ich will nicht, dass sie mich und Gin stören.... Ich vermisse mein Handy. Asami und Kaja würden mir sicher kaum glauben was ich hier erlebe. Wie es ihnen wohl geht?" Sie erinnert sich an den Zettel den sie im Himmel bekommen hat, und dass dort Nachrichten erscheinen sollen, wenn eine der eingetragenen Personen in den Himmel kommen würde. Aber ist schon so viel Zeit vergangen, dass die beiden gestorben sind? "Ich habe ja ein ziemliches Chaos veranstaltet, also ist ihnen vielleicht etwas passiert..." Der Zettel befindet sich in ihrer Hosentasche. Sie braucht nur einen Griff um nachzusehen, aber...
Noch bevor sie ihren Gedanken beendet hat, verliert sie plötzlich den Halt unter den Füßen und klammert sich instinktiv fester an Gin.

Lara klammert sich an Gin, welcher dadurch selbst ausrutscht und wegrutscht. Er landet auf dem Rücken und stöhnt vor Schmerz. Lara landet auf seinem Bauch und der Mann streichelt aus irgendeinem, nicht wirklich wissentlichen Grund, ihre Wange.
"Du bist wunderschön.", kommt es aus seinem Mund, was ihn innerlich wieder verwirrt. Sind es wirklich seine Worte? Ist das wirklich er? Wer ist er überhaupt?
Nachdem er sagte, dass er Lara mag, schüttelt er hektisch den Kopf. "Verdammt nochmal..."

"Ich bin wunderschön." Dieser Satz hallt in Laras Ohren und kurz hat sie Gänsehaut. Sie wendet sich um, sodass sie nun bäuchlings auf Gin liegt und umklammert mit beiden Händen sein Gesicht. So hält er wenigstens still und sie kann ihn küssen. Ihre Lippen berühren sich und da von Gin keinerlei Widerstand erfolgt, er den Kuss im Gegensatz sogar leicht erwidert, explodiert Lara vor Glück. "Ich will, dass das niemals endet!"
Alles um sie herum ist vergessen. Selbst, dass sie gerade auf einem sehr schmalen Pfad liegen. Verträumt und überglücklich betrachtet Lara Gin unter sich, welcher sie wiederum verwirrt mustert. Die Hand, welche zuvor über Laras Wange gestrichen war, befindet sich nun in ihrem Haar. Sie genießt das Gefühl. Und die Tatsache, dass Gin nichts unternimmt, um etwas an der Situation zu ändern. Er scheint nach Worten zu suchen und Lara wartet (un)geduldig, was er sagen würde. "Hat ihm der Kuss auch gefallen? Oder wird er verlangen, dass ich aufstehe? Das ist wahrscheinlicher, aber selbst dann... solange er nicht sagt, dass es ihm nicht gefallen hat, mochte er den Kuss.... Ob ich nochmal...?"
Kurz bevor Lara sich entschließen kann, Gin erneut zu küssen, öffnet dieser doch den Mund um etwas zu sagen. Wie gebannt hängt Lara an seinen Lippen und traut ihren Ohren nicht, als Gin fast schon fragend sagt: „Ich... liebe... dich...?"

"Er... liebt... mich? Mich? W-wirklich mich?" Sie kann ihr Glück kaum fassen. Nie hätte sie geglaubt diese Worte aus Gins Mund zu hören und erst recht nicht, dass er sie tatsächlich zu ihr sagt!
"Ich dich auch!", flüstert Lara vorsichtig zurück. Fasziniert beobachtet sie, wie sich ein glückliches Lächeln in Gins Gesicht ausbreitet. Kurz darauf befinden sie sich im nächsten Kuss.

"Ich könnte kotzen!" Die laute und sehr harsche Stimme lässt die Umgebung beben. Lara klammert sich umso fester an Gin, den das Auftauchen des Teufels nicht zu erschrecken scheint.

"Du?!", sagt Gin und richtet sich auf. Lara bemerkt, dass sie sich nicht mehr auf dem schmalen Pfad befinden und bleibt eingeschüchtert neben ihm liegen. "Lass mich in Ruhe!"

Dem Teufel scheint Gins Antwort nicht zu gefallen. Er grummt und die komplette Umgebung bebt wie bei einem starken Erdbeben. "Jetzt nur noch einen ordentlichen Tornado wie in ...", denkt Lara, ihre Gedanken werden allerdings von dem Anblick von Gin über ihr unterbrochen. Die komplette Umgebung gerät in Flammen und im Gegensatz zu den bisherigen Flammen brennen diese sehr heiß. Aber das ist egal. Bis Gin nach einem Blick des Teufels plötzlich schreiend zusammenbricht.
Lara weiß nicht, welche Erinnerungen mit aller Macht auf ihn einstürmen. Dass es die Erinnerungen an die Folter und Qualen seiner Opfer sind. Sie bemerkt nicht, wie die fast vergessene Frage erneut in den Vordergrund von Gins Gedanken drängt. "Wer bin ich?"
Lara sieht nur wie ihr Geliebter zusammenbricht und versucht umgehend sich schützend vor ihn zu stellen. Im Gegensatz zu zuvor bemerkt sie die Hitze der Flammen jetzt aber auch.
"Lass Gin in Ruhe!", schreit sie den Teufel an und beobachtet verzweifelt, wie die Flamen beginnen an Gins Körper empor zu wachsen. Sie wirft sich, die Hitze ignorierend, auf ihn und versucht die Flammen zu ersticken, doch das Einzige was es bewirkt ist, dass der Teufel sie mit kalter Stimme direkt anspricht: "DU hast hier NICHTS zu suchen!"

"Oh, doch! Ich bin für meinen Gin hier!", brüllt Lara und ist erstaunt über ihren Tonfall. So hatte sie noch nie mit jemandem gesprochen.
"Geh in die Bar, da hast du Gin!", sagt der Teufel.
Das irritiert Lara für einen kurzen Moment.
"Geschüttelt, nicht gerührt kannst du dort sogar bekommen.", redete der Teufel weiter.
„Wovon redet der denn plötzlich?", fragt sich Lara. Nur langsam erinnert sie sich daran, wie sie ihre Sehnsucht nach Gin teilweise ausgelebt hatte, bevor sie ihrem Angebeteten begegnet war. Umgehend schüttelt sie den Kopf. "Das ist nicht der richtige! Ich will nur meinen Gin hier! Den echten!"
"Der existiert schon lange nicht mehr. Sieh ihn dir doch an. Alles was du noch vor dir hast ist nichts als ein zerbrochenes Gefäß. Geh zurück in den Himmel wo du hingehörst!"
"NEIN! Ich bleibe bei Gin!" Wild mit dem Kopf schüttelnd klammert sich Lara nur noch fester an Gin und plötzlich wird diese Umarmung erwidert. Vorsichtig öffnet sie die Augen, welche sie unbewusst geschlossen haben musste und sieht in das dankbare Gesicht des Mörders. Voller Zärtlichkeit blickt er sie an. "Ich bleibe auch bei dir."
Umgehend breitet sich ein breites Lächeln auf Laras Gesicht aus. Gin beugt sich vor und ungeachtet der Flüche vom Teufel küssen sie sich erneut.

"Widerlich! Einfach unerträglich!", sagt der Teufel. "Ist das hier noch die Hölle oder was wird das?!"

Völlig in ihre eigene Welt vertieft sind der Teufel, die Hölle, der Himmel, ja das komplette Jenseits und selbst das Leben an sich für die Beiden belanglos geworden. Entsetzt bemerkt der Teufel, wie ihm die Kontrolle über sie entgleitet und kurz bevor er keinerlei Einfluss auf sie mehr hat trifft er eine Entscheidung.
"Da es euch egal zu sein scheint, wer und wo ihr seid, habt ihr hier nichts mehr verloren.", versucht er noch seine Handlung würdevoll zu erklären und wirft sie kurzerhand aus seinem Reich in das einzige zu dem er noch bedingten Zugang hat: Das reich der Lebenden.

Erst als sich Laras und Gins Lippen nach langer Zeit wieder voneinander lösen, werden sie sich der veränderten Umgebung bewusst. Überrascht sehen sie sich um. Am Rand einer leeren Straße sitzen sie im Gras.
"Wo sind wir hier?", fragt Lara.
Gin erinnert sich an die letzten Worte des Teufels. "Ich bin mir nicht sicher... aber nicht in der Hölle."
"Im Himmel auch nicht.", erklärt Lara.
Gin runzelt die Stirn und betrachtet sie nachdenklich.
"Was ist Geliebter?" Eine leichte Röte schleicht sich beim letzten Wort in Laras Gesicht und lässt sie noch mehr strahlen.
"Nichts... lass uns gehen und herausfinden wo wir hier sind." Er verschweigt ihr, dass seine Erinnerungen zurückgekehrt waren. Nicht länger unter dem Einfluss des Teufels kann er sich wieder an seine Identität erinnern. Und was er diesem Mädchen zuletzt angetan hatte. Wie sie gestorben war. "Und dennoch liebt sie mich..."
Er kann es kaum glauben. "Und ich.... liebe sie auch.." Das war noch unglaublicher. Doch diese Gefühle welche in der Hölle in ihm für sie erwacht waren, befanden sich noch in ihm. Es war überraschend angenehm.
"Ok.", sagt Lara fröhlich und greift nach seinem Arm.
Instinktiv weicht Gin zur Seite, doch bevor Lara etwas seltsames bemerken kann, korrigiert Gin seine Geste und ergreift ihre Hand. "So können wir besser laufen."
"Stimmt...", sagt Lara und gemeinsam folgen sie der Straße wahllos in eine Richtung.

ENDE

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Autoren in diesem Kapitel:

- Shadow (Wölfchen)
- KajaSeagate
- Nadja
- Asami

geschrieben im Zeitraum vom 04.07.2021 – 21.01.2022

2 Welten - 1 LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt