Kapitel 4

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Ende April 2015

Mittlerweile arbeitete ich seit zwei Wochen als Praktikantin bei Interscope Records und hatte gleich mehrere Aufgaben von Crystal übernommen, die sie letztendlich nur noch abnickte.

Heute war ich Freitag, den ich normalerweise in meinem Bett mit dem Schauen einer Serie verbringen würde, jedoch hatten Ashton und die drei anderen mir einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Sie hatten mich zu einem DVD-Abend eingeladen. Crystal war ebenfalls eingeladen worden. Also duschte ich, kaum hatte ich mein Wohnheimzimmer erreicht, im Gemeinschaftswaschraum der Mädchen auf dem Gang. Ich hasste es, dass die Wohnheimzimmer keine eigenen Badezimmer besaßen.

Anschließend schlüpfte ich in frische Unterwäsche, die schwarze Jeans, die die Jungs mir als Entschuldigung für die kaputte gekauft hatten und in ein T-Shirt mit verwaschenem Guns n' Roses Aufdruck. Ich föhnte meine Haare trocken und band sie zu einem unordentlichen Dutt zusammen. Meine Wimpern tuschte ich etwas mit Wimperntusche, bevor ich in meine ausgelatschten schwarzen Chucks schlüpfte.

Ich schulterte meinen Rucksack, nahm mein Handy und die Schlüssel an mich und verließ das Zimmer. Mein Weg führte mich zu meinem Bike, als ich hinter mir Crystals Stimme hörte, wie sie meinen Namen rief.

Überrascht drehte ich mich in ihre Richtung und sah sie mit einem breiten Grinsen winken. Einige Kommilitoninnen, die ihr entgegenkamen, musterten ihre lila gefärbten Haare argwöhnisch, bevor ihre Blicke auf mich fielen.

Unwillkürlich hob ich meine Schultern, so als würde ich mich gerne verstecken. Warum fühlte ich mich mit einem Mal, wie, als wäre ich eine Außerirdische? Was war falsch mit mir? Warum trafen mich immer seltsame Blick?

Crystal erreichte mich und umarmte mich zur Begrüßung. „Ich dachte mir, dass ich dich mit zu den Jungs nehmen kann, dann brauchst du nicht mit dem Fahrrad zu ihnen radeln." Im Gehen zum naheliegenden Parkplatz, legte sie mir einen Arm über die Schulter und drückte mich für einen kurzen Moment an mich.

„Alles in Ordnung?" Sie warf mir einen besorgten Seitenblick zu.

„Geht schon!" Ich versuchte ein Lächeln. Wir hielten vor einem klapprigen alten Golf, der schon einmal bessere Tage gesehen hatte. Seine Farbe war an manchen Stellen abgeblättert, Kratzer und Beulen zierten den Lack.

„Verkauf mich nicht für blöd!", bat sich mich und öffnete das Auto. Ich sank auf den durchgesessenen Sitz auf der Beifahrerseite und schnallte mich an. Crystal tat es mir nach.

„Die Leute an der Uni halten mich für einen Freak, der keine Freunde hat, sich lieber Bücher vergräbt, als auf Party zu gehen!", flüsterte ich leise und vergrub meine Hände in meinem Schoss. Sie fühlten sich feuchtnass an.

„Du bist doch kein Freak!" Crystals Stimme klang bestürzt. Sie legte mir sanft eine Hand auf den Unterarm.

„Schau mich an!", bat sich mich. Anstelle ihrer Bitte senkte ich den Kopf, sodass sie zwei Finger an mein Kinn legte und mich somit zwang sie anzusehen.

„Du bist kein Freak! Okay! Du bist ein sehr nettes, vielleicht manchmal verschüchtertes Mädchen, dass nicht weiß, wie toll sie ist, verstanden?" Ihre lieben Worte ließen mich ergriffen schlucken. So etwas hatte noch niemand zu mir gesagt. Ich spürte, wie Tränen mir in die Augen stiegen. Meine Umgebung und somit Crystal verschwamm.

„Komm her!" Sie beugte sich über die Mittelkonsole und umarmte mich fest. Ihre Hände strichen mir beruhigend über Hinterkopf und Rücken. Sie schenkte mir Liebe und Wärme mit ihren Worten.

Kaum hatte ich mich beruhigt, fuhren wir los. Ich wusste nicht, wo die Jungs wohnten. Sie wohnten ja eigentlich nicht wirklich hier in Los Angeles, sie waren ja nur fürs Songwriting für einige Wochen im Lande. Sie lebten normalerweise in Sydney bei ihren Familien.

Broken Home - Die fünf Sekunden meines SommersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt