Kapitel 9

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Der Herbst zieht in die Lande ein. Gähnend werde ich vor der Fanfare wach und schleiche mich mit Schutzkleidung aus dem Zelt, damit ich die anderen nicht wecke.

Die Morgendämmerung zieht langsam über die Baumwipfel hinweg. Im Arsenal nehme ich mir einen der Schlagstöcke und marschiere los in Richtung des kleinen Wäldchens.

Ich trainiere gerne alleine und am liebsten in der Natur. Das tägliche Training mit den Anderen ist auch super lehrreich, verbessert mich aber in keinster Weise.

In schneller Abfolge knallt der Schlagstock gegen einen der Bäume. Mein Körper hat sich im Laufe der letzten drei Monate stark verändert. Ich bin kräftiger und vor allem sehniger geworden. Überflüssiges Körperfett hat sich sozusagen auf ein Minimum reduziert. Beinahe täglich befinden wir uns im Kampftraining oder müssen uns untereinander messen. Auch die Trainingsflüge sind eine Herausforderung für den Körper.

Schwindelfrei sind wir alle geworden, aber im Flug von A nach B klettern und das auf Zeit, fordert mich enorm.

Keuchend halte ich kurz ein und analysiere schnell die Natur. Renne flink und ohne einmal aus dem Tritt zu kommen einen Abhang aus Felsen hinauf und bleibe auf der Anhöhe stehen.

Hier oben gibt es den traumhaftesten Ausblick auf den Stützpunkt und das Drachenlager, abgesehen von einem Drachenrücken natürlich. Ich kann mich noch gut an den ersten Flug erinnern, den ich ohne Kameraden unternommen habe.
Oberstleutnant Ahrend hat damals jeden von uns eine Runde auf Flamme drehen lassen, um mögliche Kapitänsqualitäten herauszufiltern. Die Kräfte, mit denen der Wind an mir gezerrt hatte, spüre ich noch immer an meinem Körper und ich schließe die Augen, um mich wieder daran zu erinnern.

Ich setze mich hin und lausche auf die Geräusche rings um mich herum. Obwohl die Drachen in der Nähe sind haben sich die Wildtiere daran gewöhnt. Die Vögel zwitschern fröhlich vor sich hin und kleineres Getier huscht durch das Unterholz.

Die Sonne steigt immer weiter auf. Der Himmel verfärbt sich aus dem tristen Grau in ein wunderschönes Rosa. Genauso, wie ich es die letzten Morgen beobachtet habe.
Es wird Zeit, wieder zurückzugehen. Ich mache mich geschickt und schnell an den Abstieg, immer darauf bedacht nicht aus Versehen zu stolpern. Auszufallen wegen einer Verletzung, das würde mich um Monate zurückwerfen.

Ich komme gerade am Lager an und sehe, dass meine Teamkameraden am Steinhaus auf mich warten. „Frühstück!“, Tom jubelt und grinst, als ich die letzten Meter im Laufschritt überbrücke.

„Training beendet?“. Ich nicke grinsend und schnaufe einmal kurz durch. „Geht ruhig schon mal rein und reserviert mir einen Platz, ich ziehe mich kurz um!“.

Ich eile zurück zu unserem Zelt und lege die Schutzkleidung ab. Als ich auf dem Rückweg bin, höre ich ein Stöhnen.

Erschrocken bleibe ich stehen und schaue mich um, vielleicht ist jemand verletzt?
Doch als ein weiteres Stöhnen ertönt, senke ich schnell den Blick und eile weiter. Die Zeltwände sind nicht besonders dick und natürlich hört man allerlei … Aktivitäten und eigentlich sollte ich daran gewöhnt sein. Aber es kommt eindeutig aus dem Zelt von Julia, Ben usw. und bevor ich ihnen nicht mehr unter die Augen treten kann, will ich lieber gar nichts mitkriegen.

Im Steinhaus hole ich mir schnell mein Frühstück und setze mich zu den Anderen. „Wo warst du solange?“. Während Tom die Frage stellt, fliegt ihm gefühlt wieder alles aus dem Mund und Emma verdreht die Augen.

„Mund zu oder Mund vorher leer machen“, knurrt sie und Tom schneidet ihr eine Grimasse.

„Jetzt ehrlich Tom. Das ist ekelhaft“. Rebecca schüttelt sich und Tom schluckt hörbar den Bissen herunter.

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