Der weitere Flug verläuft reibungslos. Zuli muss sich kaum anstrengen, so gut ist die momentane Luftdynamik.
Der finnische Luftblitz ist laut Flamme einer der besten Flieger unter den Drachen. Wenn Zuli ausgewachsen ist, kann sie doppelt so weite Strecken zurücklegen wie andere Rassen, ohne eine Pause machen zu müssen.
Wir fliegen gerade etwas hinter der Formation her und Zuli dreht den Kopf ein wenig zu mir, damit wir uns unterhalten können.
„Wieso haben sich die beiden Kapitäne eben geschlagen?“. Ihre gelben Augen mustern mich interessiert.
„Sie sind beide Hitzköpfe und geraten schnell aneinander“, erkläre ich ihr und sie schnaubt leicht.
„Wie ihre Drachen. Die wären beinahe dazwischen gegangen und hätten damit ein Chaos ausgelöst“.
Das kann ich mir gut vorstellen. Ich ziehe die Jacke etwas enger zu und klopfe ihr auf den Nacken. Fühlt sich wahrscheinlich wie ein kleiner Klaps an.
„Was bin ich froh, dass du so ruhig bist“, sage ich neckend und Zuli knurrt. „Greift jemand dich an, reiße ich ihm den Kopf ab“.
„Ich weiß Süße, ich weiß“. Ein Horn ertönt und wir schauen schnell nach vorne. Niklas Flaggenkommandant gibt das Signal für eine Sichtung.
„Feindliche Drachen?“. Zuli spannt sich sofort an und ich presse die Lippen aufeinander. Wir sind noch nicht einmal die Hälfte der Strecke geflogen, die wir noch brauchen. Liegen wir mit der Lage des Nests so falsch?
Zuli holt wieder etwas auf und reiht sich wie einstudiert hinten als Spitze ein. Matteo fliegt rechts vor uns, Leyla links.
Als Niklas Flaggenmann unsere Vermutung bestätigt, ziehe ich meine Sturmhaube über. Sollten Feuerspucker unter den Drachen sein, wäre ich wenigstens etwas geschützt. Im Kampf gefallene Drachen des Korps dürfen mit deren vorherigem Einverständnis aufgeschnitten und die Haut zu Kleidung verarbeitet werden. Der effektivste Feuerschutz.
„Zuli, hör mir zu!“, sage ich und sie legt nur leicht den Kopf schief. Ihr gesamter Körper ist eingestimmt auf volle Konzentration.
„Egal was passiert, du schützt die Flanken. Auch wenn mit mir etwas sein sollte …“. Ihr wütendes Brüllen lässt mich zusammenzucken.
„Du schützt die Flanken. Das ist deine Aufgabe!“. Zuli schüttelt sich und ich klopfe ihr wieder auf den Nacken.
„Versprich es mir“. Ich selbst greife in eine der Satteltaschen und zücke mein Gewehr. Mir fehlt natürlich das Training, aber falls uns ein Drache zu nahekommt, könnte ich wenigstens die empfindlichsten Stellen versuchen, zu treffen. Der Bauch ist selten von Schuppen übersät und damit empfindlich. Alle Patronen, die das Korp herstellt, laufen spitz zu.
Zuli knurrt. „Da kommen sie!“. Tatsächlich erkenne ich nur kurze Zeit später die kleinen Punkte, die sich uns rasant nähern.
„Wie viele sind es?“, frage ich und Zuli brummt. „Dreimal so viele wie wir!“. Angstschauer durchlaufen mich und ich lade schnell meine Waffe.
Es dauert gefühlt nur wenige Sekunden. Flamme setzt ein markerschütterndes Brüllen ab und versucht so, unsere Angreifer einzuschüchtern.
Doch als dieser und der erste Drache aufeinandertreffen, hört es sich an wie zwei riesige Felsen, die gegeneinanderprallen. Gewehrschüsse werden abgegeben und die Kampfgeräusche erfüllen die Luft.
Die wilden Drachen scheinen einfach drauflos zu kämpfen. Während Flamme, Meg und Cletos sich an dem Kampf beteiligen, drehen Marc und Frosti sowie Noah und sein Drache Amore nach oben ab. Amore ist ein italienischer Wasserdrache.
Die wilden Drachen beachten die Beiden gar nicht. Und es dauert keine Minute, da greifen Frosti und Amore an. Wolfgang fliegt mit Rokoko einen riesigen Bogen, um dann von der Seite mit dem Feuer anzugreifen.
Zuli fliegt knurrend von rechts nach links und wartet. Zwar ist die Zahl der Drachen dreimal so groß wie unsere Formation, aber sie kämpfen total planlos. Die Teams auf den Drachenrücken feuern entsprechende Salven an Kugeln auf die gegnerischen Drachen ab.Ein Brüllen lässt mich herumfahren und ein spanischer Teufel greift uns von hinten an. Diese Rasse hat zwar keine spezielle Fähigkeit, dafür aber umso gepanzerter und längere Klauen.
Zuli geht sofort in den Sturzflug und taucht unter dem Angreifer hinweg. Blitzschnell dreht sie sich auf den Rücken und jagt ihre Klauen in den Bauch hinein.
Der Drache brüllt vor Schmerzen auf und Zuli dreht sich in der Luft wieder herum. Dann landet sie mit einem Brüllen auf seinen Rücken und verbeißt sich im Nacken. Ich behalte die Umgebung im Auge und hoffe, dass Zuli den Drachen schnell vertreiben kann.
Doch ich höre ein Knacken und der Kopf des spanischen Teufels sackt herab. Zuli löst sich und der Drachenkörper rauscht mit atemberaubender Geschwindigkeit in die Tiefe.
„Er wollte uns töten“, knurrt Zuli nur und wendet sich wieder dem Kampf zu. Viele der feindlichen Drachen sind abgedreht und nur noch Flamme ist in einen Kampf verwickelt.
Doch irgendetwas stimmt nicht. Ich höre Niklas Befehle brüllen, doch ich erkenne das Blut, welches in Strömen aus der Flanke tropft. Flamme ist verletzt.
Doch keiner unserer Kameraden kann ihm gerade helfen. Ich überlege schnell hin und her.„Zuli. Hilf ihm!“. Sofort legt Zuli die Flügel an und schießt voran. Als der feindliche Drache seinen Kopf hebt und die Zähne bleckt, passiert etwas, womit ich nicht gerechnet hätte.
Zulis Körper fängt an zu beben. Die Luft um uns herum beginnt zu flimmern, es knistert und knackt hörbar.
Meine Haare beginnen plötzlich, sich aufzustellen und mit einem gewaltigen Knall entlädt sich ein Blitz aus Zulis Maul. Mit ungeheurer Geschwindigkeit schlägt dieser in den Drachenhals ein und hinterlässt ein riesiges Loch. Blut strömt mit einem gewaltigen Schwall hinaus und wie eben fällt der Drachenkörper wie ein Stein in die Tiefe.
Mit panischem Gebrüll drehen die feindlichen Drachen sofort ab und fliegen in alle Richtungen davon.
„Niklas“. Leyla fliegt an Flammes Seite und Meg beginnt sofort, Flamme zu stützen. Cletos hilft auf der anderen Seite und Zuli dreht den Kopf.
„Nordwestlich, kein Kilometer. Eine riesige Lichtung“.
Wir fliegen so schnell wie möglich in die angegebene Richtung und Flamme sackt sofort in sich zusammen.„Ausbrennen, schnell!“. Cletos flammender Strahl trifft auf die Wunde und Flamme brüllt auf.
Die Wunde ist erstmal notdürftig versorgt. Dennoch braucht Flamme nun sehr viel Ruhe. Marc und Wolfgang fliegen sofort los und besorgen Fressen für Flamme, während Noah einen nahegelegenen See sucht, um die Wasservorräte zu füllen.
Ich klettere von Zuli und schaue jeden Winkel von ihr an. Keine Verletzung. „Mir geht es gut!“, sagt Zuli und senkt den Kopf, um mich zu begutachten. „Dir auch“, stellt sie fest und eilt dann zu den anderen Drachen.
Ich helfe Niklas und den anderen, um Flamme ein bequemes Lager herzurichten. Alle scheinen unverletzt, auch bei den Teams gibt es keine Verluste. Die Unteroffiziere beginnen, die kaputten Geschirre zu flicken und ihrer Arbeit nachzukommen.
„Zuli hat also ihre Fähigkeit entdeckt“. Matteo tritt an meine Seite und ich nicke. „Und es ängstigt mich gewaltig“.
Niklas schaut grimmig drein. „Dieses riesige Loch. Sie ist eine absolut tödliche Waffe!“.
Leider. Und genau das, macht mir Angst.
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Love on fire
FanfictionWas wäre, wenn die Schauergeschichten wahr werden würden? Was wäre, wenn die Wirklichkeit nicht so schön ist, wie Geschichten es vermittelt haben? Was wäre, wenn die uns bekannte Zivilisation nicht mehr existiert? Drachen haben die Erde in ein Fl...