Okay, ich nehme alles zurück. Als ich am nächsten Morgen auf Zulis Rücken klettere, schmerzen meine Oberschenkel doch ganz schön. Sie hebt zusammen mit Frosti und Amore ab und beginnen in der Luft zu kreisen. Flamme, immer noch geschwächt von seiner Wunde, schafft es, sich in die Luft zu erheben und sackt dann gestützt von Meg und Cletos auf ihnen zusammen.
Wir bilden wieder die Nachhut. Der Flug dauert deutlich länger wie angenommen, doch keinerlei Angriffe überraschen uns dieses Mal.Ich döse ein wenig im Sattel vor mich hin und schrecke hoch, als Zuli mich mit einem Stupser ihrer Schnauze weckt.
„Dort vorne liegt die Stadt“, sagt sie und ich greife nach meinem Fernglas. Doch die aufsteigenden Rauchsäulen verheißen nichts Gutes.
„Das sieht nicht gut aus“, flüstere ich und wir fliegen nach vorne, um mit Marc und Noah zu sprechen.
„Sollen wir vorausfliegen und aus der Luft die Lage abchecken?“, frage ich und Marc nickt.
„Das wäre das Beste. Zuli ist schneller wie wir und falls es zu einem Angriff kommen sollte, haben wir noch etwas Zeit um Flamme in Sicherheit zu bringen“.
Zuli fackelt nicht lange und spannt ihren Körper an. Ich lege mich flach in den Sattel und setze die Ohrstöpsel ein.
Als sie immer schneller und schneller wird, spüre ich das Zerren und Reißen des Windes an meiner Kleidung. Zuli ist mit Abstand der schnellste Drache unserer Formation und wir überbrücken die mehreren Kilometer in wenigen Minuten.
Mit einer Wolke zusammen verschwinden wir in den oberen Himmel. Kleine Wassertropfen bilden sich in meinen Haaren und auf meiner Haut, meine Kleidung wird nasser und nasser.
Sie dreht sich auf den Rücken und fliegt so nah an den Rand der Wolke, dass ich kopfüber einen Blick auf die Stadt werfen kann.
Völlige Zerstörung erwartet uns. Fast alle Gebäude sind in Flammen aufgegangen, ich sehe keinen einzigen Menschen über die Straßen laufen. Einzelne Drachen liegen faul auf den Plätzen herum, tote Körper in riesigen Haufen neben ihnen aufgetürmt.
Doch schnell mache ich das Übel der Kontaktstörung aus. Ich erkenne die Rasse sofort und auch Zuli knurrt leise, als wir den riesigen Drachen am Rathausplatz ausfindig machen.Ein asiatischer Elektroschocker. Der Name ist wirklich Programm, denn er sendet elektrische Ströme aus, die absolut tödlich wirken können. Die Drachen sind immun dagegen, doch wir Menschen absolut machtlos. Jeder Stoß setzt natürlich alle elektrischen Geräte in der Umgebung außer Gefecht und seine Präsenz alleine wirkt wie ein EMP. Keinerlei Verbindung zur Außenwelt.
Insgesamt zähle ich fünfzehn Drachen. Zuli dreht schließlich wieder ab und fliegt mit einem Affenzahn zurück zu unserer Einheit.
„Es ist ein asiatischer Elektroschocker“, platzt Zuli direkt heraus, als wir unsere Einheit erreichen.
Schockiert schauen Marc und Noah uns an. Sie sind ein Stück vorgeflogen und Noah eilt sofort zurück, um den Rest zum Landen zu bekommen. Mit Flamme brauchen wir gar nicht bis dorthin fliegen, sie würden ihn nur in Fetzen reißen.
Meg und Cletos schnaufen, als sie Flamme endlich absetzen können und alle treten nah zusammen, damit wir Kapitäne uns mit den Offizieren beraten können.
„Die Teams müssen hierbleiben“. Alle erkennen den Ernst der Lage und was dieser Drache für die Sicherheit der Menschen bedeutet.
„Aber dann sind die Drachen ungeschützt, wenn sie gegeneinander kämpfen. Sie sind ja eindeutig in der Überzahl“.
Natürlich steht allen die nackte Angst ins Gesicht geschrieben. Mit so einem Exemplar haben wir noch nie zu tun gehabt. Wie ist dieser überhaupt hier heruntergekommen? Es ist äußerst selten, dass asiatische Elektroschocker am Rande von Europa auftauchen.
„Haben wir überhaupt die Ausrüstung, um uns gegen so einen Drachen zur Wehr zu setzen? Wenn er seine Schocks auslöst und wir sind in Reichweite, dann sterben wir“.
Die Drachen murren protestierend. „Wir lassen euch hier nicht schutzlos zurück“. Cletos wütendes Brummen wird zustimmend unterstützt.
„Sie sind nicht schutzlos!“. Flamme zieht die Aufmerksamkeit auf sich und hebt seinen Kopf an.
„Auch, wenn ich zu schwach zum Fliegen bin. Feuer kann ich noch abgeben“. Niklas auf seinem Rücken tätschelt ihm liebevoll den Hals. Sofern es bei diesem riesigen Tier als Tätscheln ankommt.
„Und wenn wir die Bomben und alles in den Krallen mitnehmen und abfeuern? Sie lösen doch bei Kontakt aus“.
Leyla schüttelt den Kopf. „Die Bomben müssen per Fernsteuerung aktiviert werden. Wenn wir sie hier aktivieren und ihr sie in eure Pranken nehmt, gehen sie sofort hoch“.
Cletos schüttelt sich. „Also ist es beschlossen. Wir fliegen“. Zuli schaut liebevoll zu mir und stupst mich sanft an.
Ich weiß, sie haben Recht.Langsam mache ich den Anfang und klettere herunter. Die Teams der Kapitäne sind bereits dabei, die Geschirre abzunehmen. Wenn die Drachen alleine kämpfen müssen, dann mit voller Bewegungsfreiheit.
Jeder gibt sich einen kurzen Moment. Ich nehme, so gut es mir möglich ist, Zulis Kopf in meine Arme.
„Sei jetzt still!“, flüstere ich ihr zu und tatsächlich bleibt sie sofort ruhig. Ihr Ohr dreht sich ein wenig.
„Es wird dir nicht gefallen, aber du weißt, ich habe Recht. Ich bin die Einzige, an denen nicht mehrere Leben hängen. Ich kann wenigstens versuchen, euch ein wenig zu helfen“.
Zuli sagt nichts, aber sie schaut mich finster an. Doch dann blinzelt sie einmal, als ob sie einverstanden ist.
„Drachen. Kommt uns ja alle heile wieder!“. Leyla tritt sehnsüchtig zurück und die Kapitäne versammeln sich alle bei ihren Drachen. Mit genügend Abstand, um nicht aufgehalten zu werden. Die Drachen erheben sich nach und nach in die Lüfte und steigen immer weiter hoch in den Himmel.
„Kaia“. Matteos Stimme lässt mich kurz innehalten und ich werfe einen Blick nach hinten.
„Es tut mir leid!“, flüstere ich und ich greife nach Zulis Stacheln am Kopf. Mit Schwung hebt sie mich auf ihren Rücken und steigt schnell in die Luft, bevor Matteo uns erreicht.
Matteos entsetztes ‚Kaia‘ hallt noch in meinen Ohren nach und ich schaudere leicht. Cletos neben uns schnaubt.
„Es wird ihm das Herz brechen, wenn dir was passiert“, sagt er und zum ersten Mal erlebe ich Cletos nicht freundlich oder verständnisvoll. Zum ersten Mal erkenne ich so etwas wie Wut in seinen Augen auf einen Menschen.
„Aber es ist richtig. Sie kann uns helfen“. Meg denkt etwas klarer und Zuli brummt. „Ich werde aufpassen, dass ihr nichts passiert“.
Cletos knurrt. „Das will ich für dich hoffen“. Die Drachen schrauben sich höher und höher in die Luft, um wieder mit den Wolken zu verschmelzen.
Oberhalb der Stadt halte ich den Atem an. Die Anspannung ist zum Greifen nahe.
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Love on fire
FanfictionWas wäre, wenn die Schauergeschichten wahr werden würden? Was wäre, wenn die Wirklichkeit nicht so schön ist, wie Geschichten es vermittelt haben? Was wäre, wenn die uns bekannte Zivilisation nicht mehr existiert? Drachen haben die Erde in ein Fl...