Kapitel 7: Algerische Spezialitäten (2)

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Den Weg zurück ins Hotel legten sie zu Fuß zurück. Onkel Quentin hatte entschieden, dass ein Nachtspaziergang anstatt eines teuren Taxis nach einem so reichhaltigen Essen genau das Richtige sei. In den gut beleuchteten Straßen der alten Hafenstadt wehte ein warmer Sommerwind, mit dem würzigen Geruch des Meeres angereichert. Anne nutzte die Gelegenheit um Julian zur Seite zu nehmen. Es gab da nämlich etwas, was ihr beträchtliches Unbehagen bereitete: »Julian, ich fühl’ mich nicht besonders wohl bei dem Gedanken noch eine Nacht in der Suite zu verbringen, aus der die Gangster bereits Hamid entführt haben. Ich meine, die brauchen doch nur in der Nacht zu kommen und wir sind die Nächsten, die spurlos verschwinden. Dick meint auch, dass das ziemlich riskant wäre.«

»Ja, daran habe ich auch schon gedacht. Und ich glaube, ich habe auch eine Lösung für das Problem. Wir müssen ja sowieso bald raus aus dem Hotel...«

»Wieso?«

»Weil wir eine Spur haben, die nach Vaupière führt. Und im Interesse von Hamid und Sylvain sollten wir der so schnell wie möglich nachgehen.«

»Ja, aber doch nicht heute Nacht!«

Ohne Anne zu antworten beschleunigte Julian seinen Schritt um zu seinem Onkel und Dick aufzuschließen, die immer noch in ihr höchst wichtiges Fachgespräch vertieft waren. »Onkel Quentin«, unterbrach Julian den Meister­ingenieur, der gerade höchst wissenschaftlich den Zeigefinger gehoben hatte, »willst du nicht mal in unserem Zimmer schlafen?«

»Wie bitte?« Der angesehene Technik-Experte drehte sich verwirrt zu seinem Neffen um. »Wieso denn das? Habt ihr Angst alleine?«

»Nein. Wir gehen dafür in deins.«

»In meins? Aber das ist doch viel zu klein für euch drei und es gibt auch nur ein Bett.«

»Das ist es ja gerade. Wir wollen doch demnächst auf Wandertour gehen. Es wäre eine gute Vorbereitung, wenn wir statt in gemütlichen Betten einfach mal auf dem Fußboden nächtigen könnten. Aber dafür brauchen wir ja unsere Luxus-Suite nicht. Das wäre reine Verschwendung! Und dir gönnen wir von Herzen, dass du es dir in unserer Drei-Zimmer-Suite mal so richtig gemütlich machen kannst – mit all dem Luxus! Genau genommen ist es doch ein Unding, dass du, der du ja eigentlich die Hauptperson bist, unseretwegen in so einer billigen Ein-Mann-Bude hausen musst, während wir bei uns jeden Luxus haben.«

»Ach was, das macht mir doch nichts. Und Luxus brauche ich auch nicht.«

»Wir noch viel weniger!«

»Wir hatten ja auch schon genug davon!«, sprang Dick ihm bei.

»Naja, so gesehen...«, sagte Onkel Quentin nachdenklich.

»Später können wir dann ja wieder tauschen«, setzte Julian hinzu.

»Also, wenn ihr meint... Aber nur für eine Nacht!«

»Abgemacht!«, rief Julian.

»Also, Julian, ich bewundere es immer wieder an dir, wie du es fertig­bringst, die Wahrheit zu verdrehen ohne auch nur ein einziges Mal zu lügen«, sagte Anne, als sie später in dem kleinen Zimmer des Professors unter sich waren und die Matratzen ausrollten.

Fünf Freunde ... im Rachen des LöwenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt