Kapitel 8: Strandrecherche (1)

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Dick kam endlich wieder aus dem Badezimmer. Er reckte und streckte sich und betrat, immer noch im Pyjama, halb schlafwandelnd den Hauptraum der Suite, wo Julian und Anne bereits Pläne für den Vormittag schmiedeten. »Es ist gleich neun!«, meckerte Julian. »Wird Zeit, dass du mal in Schwung kommst!«

»Bin doch keine Schaukel!«, erwiderte Dick. »Ich bin eher so etwas wie eine hochsensible Maschine. Wenn man die nicht ordentlich pflegt, fängt sie an zu quietschen.«

»Also, das möchten wir lieber nicht hören!«, rief Anne lachend. »Dann ölen wir dich lieber mit Limonade. Sie steht da auf dem Schrank neben den Keksen.«

»Aber keine Kekse!«, warnte Julian mit übertriebener Besorgnis. »Sonst verkrümeln wir noch das Getriebe und die Maschine fängt an zu knirschen.«

»Macht ihr nur eure Witze«, sagte Dick mit seitlich erhobenem Haupt und griff nach der Brauseflasche. »Ich weiß schon, warum ihr so ungeduldig seid: Ihr braucht mich.«

»Stimmt«, gab Julian zu, »ohne dich sind wir wie'n Funkgerät ohne Antenne.«

»Oder wie'n Fisch ohne Flossen.«

»Ein Schlüssel ohne Schloss.«

»Ein Fenster ohne Rahmen.«

»Ein Ball ohne Luft.«

»Ein Tiger ohne Zähne.«

»Ein Himmel ohne Wolken.«

»Ein Gewitter ohne Blitz.«

»Ein Sommer ohne Mücken.«

»Danke, reicht«, unterbrach Dick das Wort-Wettspiel, das Julian und Anne unaufgefordert begonnen hatten, »ich hab' schon kapiert. Also, was liegt an?«

»Während du den tiefen Schlaf des Selbstgerechten geschlafen hast, haben Anne und ich beschlossen die erste Hälfte dieses wunderschönen Tages ganz im Zeichen von Schreibtisch-Recherchen stehen zu lassen.«

»Hm. Mit anderen Worten, ich soll mal wieder für euch die Kastanien aus dem Datenfeuer holen.«

»Gleichzeitig würden wir aber gerne endlich an den Strand.«

»Schreibtischrecherchen ohne Schreibtisch sozusagen«, erläu­terte Julian.

»Und wie soll ich da -?«

»Na, das ist eben die Frage. Aber mit deinem hypermodernen Icony mit Internetzugang, da müsste man doch -«

»Kannst du nicht schnell was basteln, dass wir mit deinem Laptop auch am Strand ins Netz können?«, fuhr Anne Julian ins Wort.

»Ohne Router und mobilen Hotspot? Bin ich Einstein?«

»Das nicht, aber ich finde, du bist auf einem guten Weg«, erwiderte Julian regelkonform. Das war nämlich die zum Ritual erstarrte Standard­antwort auf Dicks Lieblingsfrage.

»Also, unmöglich ist das natürlich nicht, aber in der Sonne wird man auf dem Bildschirm kaum was lesen können. Ich habe eine bessere Idee.«

»Wir sind ganz Ohr«, sagte Julian.

»Wird Zeit, dass George endlich mal was zu unseren Recherchen beiträgt.«

»Du meinst, wir lassen George für uns arbeiten, während wir faul am Strand liegen?«

»Genau. Und hören uns dann via Skype die Ergebnisse an.«

»Klingt gut.«

»George langweilt sich doch ohne uns sowieso nur.«

Auch Anne hatte nichts dagegen.


Um halb elf lagen Julian und Dicks nagelneues Icony auf dem Rücken in der Sonne. Von Dicks Icony führte ein dunkles Kabel zu seinem Laptop. Und auf dem Laptop in Großaufnahme: George. Ab und zu fiel ein Schweißtropfen von seinem Gesicht auf die Tastatur.

Fünf Freunde ... im Rachen des LöwenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt