Kapitel 5: Da für dich

117 10 5
                                    

Freudig lächelnd beobachtete Jimin Yoongi dabei wie er an seinem Kaffeebecher nippte. Mittlerweile war es so ein Ding, dass er zu ihren Treffen etwas mitbrachte. Möglicherweise versuchte Jimin insgeheim ja, den Älteren zu bestechen, damit dieser ihn nicht gleich aus seiner Anwesenheit verbannte.

Aber generell hatte sich seit Yoongis Entschuldigung einiges zwischen ihnen gebessert. Yoongi schien viel über seine Wortwahl in Jimins Nähe nachzudenken, bevor er etwas sagte. Seine Persönlichkeit hingegen wirkte noch immer ziemlich abweisend. Es verwunderte Jimin nicht wirklich. Yoongi schien eine Mauer um sein Herz errichtet zu haben und er hoffte wirklich, irgendwann ein Stück von dem Ich sehen zu können, was sich dahinter verbarg.

Hinter dieser harten Fassade musste noch viel mehr stecken. Seine Lieder waren gefüllt mit den verschiedensten Emotionen, die einen tief im Herz berührten. Es war angenehm seinem Spiel zu lauschen, beflügelt von Gefühl und Seele. In einem Künstler steckte noch viel mehr als das, was er nach außen preisgab. Vielleicht brauchte er auch ein wenig mehr Zeit, um sich anderen Menschen zu öffnen. Auch wenn es bisher nicht so schien, ging es Jimin eigentlich genauso. Er wusste selber nicht so recht, warum er so aus sich herauskam. Lag es wirklich nur daran, dass Yoongi ihn so beeindruckt hatte?

Zwar war er nicht der gesprächigste Typ – eigentlich redete er nie, sondern eher nur Jimin – doch sie versuchten mehr auf eine Ebene zu kommen. Jimin testete wahrscheinlich noch mehr die Grenzen von ihm aus als andersherum. Momentan traute sich Jimin auch nicht tagtäglich vorbeizusehen, da er ihn wirklich nicht wieder nerven wollte. Eigentlich würde er ja gerne Gras über die ganze Sache wachsen lassen. Die Erinnerung lebte jedoch ständig in seinem Kopf auf. Er mochte es nicht, wenn Leute auf ihn sauer waren.

Also blieben ihre Treffen eine wöchentliche Angelegenheit. Wenn sich Jimin abenteuerlustig fühlte, guckte er auch zwei Mal in der Woche vorbei. Er freute sich trotzdem immer wieder darauf, Yoongi wiederzusehen. Ab und an kam es ihm auch so vor, als würde der Ältere ihn erwarten. Sein Gesichtsausdruck erhellte sich dann kaum merklich und er setzte sich etwas mehr auf.

„Jimin?" Der Jüngere sah aufmerksam auf. „Ja?" Yoongi sah zu dem Kaffeebecher in seinen Händen. „Du solltest dein Geld nicht für mich verschwenden", sagte er schließlich geradeheraus. Jimin sah ihn stumm an und zog eine leichte Schnute. „Darf ich nicht für mich selbst entscheiden, ob es Geldverschwendung ist? Ich möchte das von mir aus machen... und dir eine kleine Freude bereiten."

Yoongi ließ die Schultern etwas hängen. „Es reicht auch ein Kaffee aus der Kantine", murmelte er. Jimin schnaubte leise. „Einen sonderlich großen Preisunterschied zu irgendeiner der großen Markenketten gibt es nicht. Unsere Uni macht der freien Wirtschaft in dieser Hinsicht schon ziemlich gute Konkurrenz." Der Ältere nickte schließlich. „Danke... Ich schätze, ich habe das bisher nicht wirklich gesagt", erwiderte er leise. Als Antwort erhielt er ein breites Lächeln. „Gern geschehen."

Nach einer Weile stellte er seinen Becher zur Seite und wandte sich wieder dem Klavier zu. Seine Finger glitten über die Tasten. Er schien noch immer unschlüssig darüber zu sein, was er überhaupt spielen sollte. Jimin ließ sich mit dem Drehstuhl mit den Rollen, welchen er in der Ecke des Raumes gefunden hat, ein Stück weit durch das Zimmer gleiten. „Keine Fortschritte mit dem Liebeslied?", fragte Jimin schließlich.

Ein Schmunzeln bildete sich auf seinen Lippen, als er sich leicht mit dem Stuhl im Kreis drehte. Das weckte Kindheitserinnerungen. „Du solltest es mal mit ein paar Dates versuchen, Hyung. Vielleicht würde dir die Inspiration dann regelrecht in den Schoß fallen." Mit einem kleinen Grinsen wandte er sich Yoongi zu und wackelte verschwörerisch mit den Augenbrauen.

Dieser schenkte ihm nur einen Seitenblick. „Ich halte davon nichts", erwiderte er nur stumpf. Jimin summte leise und ließ sich wieder im Kreis drehen, während er die Beine von sich streckte. „Keine guten Erfahrungen, was? Ich habe gar keine. Man wollte ohnehin schon nichts mit der Hamsterbacke zu tun haben. Das Tanzen toppte das noch alles. Wäre wohl schlimm genug gewesen, wenn sich dieser Junge noch als homosexuell geoutet hätte." Er pustete sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Nicht, dass sie es bereits vermutet hätten..."

Da Capo al Fine - Yoonmin (Sidestory zu Perfectly Imperfect)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt