Die Strahlen des Abends schienen sanft in den langen Gang. Tauchten diesen in ein warmes Orange. Das leise Tappen von Fußschritten hallte durch die Leere, gelockt von der zarten Melodie. Jimin fühlte sich ein wenig in die Vergangenheit zurückversetzt, als er dem gleichen Weg zu dem Raum folgte, in dem alles begann.
Seitdem hatte sich so viel geändert. Er hatte sich geändert. Wenn auch nicht sehr. Doch er konnte sich im Spiegel ansehen und stolz auf sich sein. Auf das was er erreicht hatte... auf die Person, die er nun war. Er war bereit, sich ein Stückchen weit mehr selbst zu lieben.
Die Tür zu dem Zimmer stand offen. Ermöglichte den perfekten Blick auf den Flügel in der Mitte. Die altvertraute Gestalt eines schmächtigen Mannes darüber gebeugt. Schwarze Haare fielen in leichten Locken in sein bleiches Gesicht. Das Licht verlieh ihm einen sanften Schimmer. Es hatte nahezu etwas Magisches an sich. Wie er dasaß... Den Tasten eine liebliche Melodie entlockte... als wäre er von einer anderen Welt.
Mit einem verträumten Lächeln lehnte sich Jimin gegen den Türrahmen und lauschte den sanften Tönen, die in ihm das gleiche Gefühl auslösten wie eine warme Umarmung eines Geliebten. Yoongi wendete den Kopf in seine Richtung und fixierte ihn mit seinen dunklen Augen. Es brauchte keine Worte, um seinen Blick zu deuten.
Jimin tappte an seine Seite und blieb neben ihn stehen. Für keine Sekunde hatte Yoongi den Blick abgewandt. Die letzte Note verklang in der Stille, als Jimin zärtlich seine Finger über die Konturen seines Gesichts gleiten ließ. Vorsichtig drückte er seinen Daumen gegen die leicht brüchige Unterlippe, bevor er sie zwischen seinen eigenen Lippen fing.
Selbst der Kuss konnte nicht ausdrücken, wie dankbar er ihm war. Für seine Liebe und seinen Beistand. Für die letzten Wochen, die er an seiner Seite verbringen durfte... und auch für dieses Meisterwerk. Es war das vollendete Stück, was er für seinen Professoren und viel mehr für Jimin geschrieben hatte.
Zum Zeitpunkt des Wettbewerbs war es noch nicht vollkommen fertig und für diese Zwecke mit einem alten Werk verbunden worden. Doch nun konnte es seine wahre Schönheit entfalten. Dieses Stück würde immer mehr aussaugen als jedes Wort. Yoongi hatte so viel Arbeit, Herzblut und Gefühle hineingesteckt. Es bedeutete Jimin unendlich viel.
Eine große Hand legte sich an seine Wange. Er schmiegte sich mit geschlossenen Augen dagegen und lächelte zufrieden. „Hey Baby", wisperte Yoongi und drückte einen letzten Kuss auf seine Lippen. Jimin schauderte leicht. Der Kosename mit Yoongis angenehmer, rauer Stimme waren eine gefährliche Kombination.
„Wie war das Training?", fragte er nachdem sie sich leicht voneinander gelöst hatten. „Überraschenderweise... entspannt." Jimin grinste etwas. „Meine Trainerin wollte aber auch nur, dass ich einen Gang zurückschalte, nach den ganzen intensiven Proben für den Wettbewerb." Yoongi musterte sein Gesicht. „Solltest du auch. Du hast eine Pause verdient. „Hoseok hat mir geschrieben, dass du es bei eurem letzten Training wieder etwas übertreiben wolltest."
Jimin lächelte unsicher. „Jaa.... Vielleicht ein wenig. Aber das Tanzstudio will neue Kundschaft anlocken und deswegen haben wir bald eine kleine Aufführung und ich will keinen enttäuschen." Yoongi seufzte nur. „Jimin. Du kannst keinen enttäuschen, weil du immer dein Bestes gibst. Ich möchte nur, dass du mehr Acht auf dich selbst und deinen Körper gibst."
„Tu ich doch", entgegnete Jimin, woraufhin Yoongi ihn nur mit hochgezogenen Augenbrauen ansah. „Gut. Vielleicht nicht. Ich denke trotzdem, dass ich mich in dieser Hinsicht gebessert habe." Jimin verengte verspielt seine Augen. „Außerdem weiß ich auch, dass ein gewisser jemand bis tief in die Nacht an seinen Stücken arbeitet, was auch nicht gerade seine Gesundheit fördert." Yoongi wandte sich schnell ab. „Es fördert meine Kreativität."
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Da Capo al Fine - Yoonmin (Sidestory zu Perfectly Imperfect)
Romance„Ich habe jemanden kennengelernt... Obwohl das ist das falsche Wort... Er hat sich einfach unerwünscht in mein Leben gedrängt" - Yoongi pflegte seine Einsamkeit. Sie war ruhig und konnte ihn nicht verletzen. Doch da hatte er nicht mit einem gewissen...