Kapitel 6: Offenes Herz

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„Wo steckst du eigentlich immer in letzter Zeit? Da denkt man, man könne dich beim Training auffinden, aber nichts. Du bist wie vom Erdboden verschluckt." Jimin saß mit ein paar seiner Mitstreiter seines Studienfaches an einem Tisch in der Kantine. Er konnte nicht sagen, dass er vielen von ihnen in irgendeiner Weise nahestand, geschweige denn sonderlich mochte.

„Ja... Ich habe... jemanden etwas Gesellschaft geleistet?" Er wusste nicht so recht wie er es formulieren sollte. Immerhin wollte er ihn so oft sehen. In ihm baute sich immer so viel Ungeduld auf, wenn er ihn mal für ein paar Tage nicht besuchen konnte. Seine Nähe wirkte so erfrischend. Wahrscheinlich würde er es nicht laut zugeben, aber Yoongi war ein kleiner Motivationsbooster für ihn.

Klar. Er war nicht sonderlich gesprächsfreudig und auch nicht die offenste Person. Oftmals fühlte Jimin sich jedoch von seinen vielen Proben so ausgelaugt. Seine Lust voranzugehen war kaum vorhanden. Die Leidenschaft nur ein glimmendes Flämmchen. Er war einfach erschöpft. Yoongi war in diesen Momenten der stille Zuhörer... der stumme Beistand. Ein Nachmittag mit ihm, gab ihm den nötigen Anstoß.

Trotzdem fühlte er sich manchmal wie eine Motte, die vom Licht angezogen wurde und auf Gefahr lief, sich zu verbrennen. Nach allem wusste er immer noch nicht so recht, was Yoongi von ihm hielt. Ihre erste Begegnung war alles andere als schön. Vielleicht empfand er seine Anwesenheit tatsächlich noch als störend. Jedoch war Yoongi ein sehr direkter Mensch... Er würde es ihm bestimmt sagen, wenn auch etwas netter verpackt als zu Beginn.

„Du darfst dich nicht ablenken lassen, Jimin! Training ist das A und O. Du solltest es nicht einfach schleifen lassen, sonst hängst du nur wieder hinterher." Jimin presste leicht die Lippen zusammen. Kyungjae hatte selten nette Worte für ihn übrig. Diese konnten dann auch gerne doppeldeutig ausgelegt werden.

„Ach was. Unser Jiminie arbeitet doch hart. Er kann sich ruhig ab und an mal eine Pause gönnen." Sein Sitznachbar legte einen Arm um seine Schultern und lächelte breit. Taemin war bereits im letzten Jahr und so ziemlich sein größtes Vorbild hier. Er war ein atemberaubend guter Tänzer. Sein Talent konnte man kaum in Worte fassen.

Es bedeutete ihm so viel, dass Taemin damals auf ihn zugekommen war und ihn unter seine Fittiche genommen hatte. Mit der Zeit hatten sie eine relativ enge Verbindung miteinander aufbauen können. „Ich würde trotzdem gerne wissen, wer in den letzten Tagen von Jimins Aufmerksamkeit beehrt wurde." Ryujin stützte grinsend ihr Kinn auf ihre Handfläche. Ein junges Mädchen mit sehr viel Elan. Sie setzte sich gerne hohe Ziele und kämpfte mit allem, um diese auch erreichen zu können. Außerdem nahm sie ungerne ein Blatt vor den Mund. Abgesehen davon war „Jimin ärgern" ihr zweiter Vorname.

Ein kleiner Rotschimmer bildete sich auf Jimins Lippen und er schluckte leicht. „Ähm... Sein Name ist Yoongi. Er studiert Musik hier", gab er leise preis. Ryujin hob leicht eine Augenbraue. „Yoongi?" Ein verschwörerisches Grinsen bildete sich auf ihren Lippen. „Stehst wohl auf sehr mystische Typen, was? Kleine Herausforderung?"

Jimin räusperte sich etwas und wich ihrem Blick aus. „Ich habe nicht gesagt, dass ich auf ihn stehe." Doch auch Taemin fiel ihm einfach in den Rücken. „Du brauchst nicht so tun, als würdest du nicht auf ihn abfahren. Der Jimin, den ich kenne, lässt sich nicht so leicht auf andere ein. Da sieht er einmal seinen Traumtypen und er ist nie wieder auffindbar."

„Ach lasst mich in Ruhe", protestierte er. Die anderen lachten lautstark. Er nahm einen Schluck aus seiner Wasserflasche und ließ seinen Blick durch den Raum gleiten. So konnte er wenigstens den anderen ein wenig ausweichen. „Rate mal, wer dich gerade ansieht", säuselte Ryujin mit einem unterdrückten Kichern in der Stimme.

Sofort erstarrte Jimin auf der Stelle und verschluckte sich deutlich am Wasser. Leicht hustend sah er über seine Schulter. Und tatsächlich. Yoongis Augen waren auf ihn fixiert. Sein Ausdruck wirkte ein wenig abwesend. Jimins Wangen färbten sich nochmal um einige Nuancen dunkler. Es war komisch so eingängig von ihm betrachtet zu werden.

Da Capo al Fine - Yoonmin (Sidestory zu Perfectly Imperfect)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt