Da Capo al Fine - Yoonmin (Sidestory zu Perfectly Imperfect)

Kapitel 10: Erinnerungen - Verlorene Freundschaft

Es war komisch kein Wort aus seinem Mund zu hören. Stetig dieses stumme Starren. Ein trübes Glänzen in seinen Augen. Als verfolgte er eine alte Erinnerung. Yoongi saß in der trostlosen Stille. Hin und wieder ertönte die sanfte Melodie des Klaviers, wenn er eine neue Klangreihenfolge ausprobierte, gefolgt von dem leisen Kratzen des Bleistifts auf Papier.

Lange konnte er jedoch nicht an sich halten. Normalerweise hatte er ständig einen motivierten Flummi um sich herum. Außerdem schien Jimin in letzter Zeit glücklicher geworden zu sein, nachdem sie sich noch einmal ein Stück nähergekommen waren.

Jedes Mal, wenn er daran zurückdachte, fühlte es sich so unrealistisch an. Für ein paar Tage hatte Yoongi sich selbst dabei erwischt wie er verträumt ins Leere geblickt hatte. Mit der Hand an den Lippen. Er hatte nicht erwartet von ihm geküsst zu werden. Jetzt verfolgte es ihn wie ein ewig andauernder Traum. Egal, was er wohl tun würde, er könnte seinen Gefühlen nicht mehr entfliehen und musste sich wohl eingestehen, dass er sich in Jimin verliebt hatte.

Daher deprimierte es ihn schon selber, ihn so zu sehen. Also gab er seine Arbeit für heute auf und ging zu ihm hinüber. Er legte sich auf die Couch und bettete seinen Kopf aus Jimins Schoß. Dunkle Augen spähten zu ihm hinab. Ein schwaches Lächeln legte sich auf seine Lippen. Die erste Regung seinerseits, seitdem er den Raum betreten hatte.

Jimin kämmte mit seinen Fingern durch seine Haare. „Du solltest sie nachfärben...", murmelte er, „Die Haarfarbe wäscht sich allmählich raus." Yoongi schloss nur entspannt die Augen und murrte: „Mach ich, wenn ich irgendwann die Lust dazu aufbringen kann." Damit schwiegen sie wieder und Jimin ging weiter seiner Tätigkeit nach.

„Willst du mir sagen, was los ist?", fragte Yoongi schließlich nach ein einer Weile. Jimin stockte leicht. Er öffnete den Mund, schüttelte dann jedoch nur den Kopf. „Nichts. Alles gut." Yoongi zog seine Augenbrauen etwas zusammen. „Ich weiß, ich bin nicht das beste Beispiel, aber es wird nicht besser, wenn du es in dich hineinfrisst."

Jimin seufzte leise und sah für einen Augenblick zur anderen Seite des Raumes bis er sich wohl doch dazu durchringen konnte, etwas zu sagen. „Es ist nur... Ab und an... wenn mich der ganze Unistress nicht allzu sehr verfolgt, bleibt der Platz für alte Erinnerungen... und unschöne Gedanken."

Yoongi wartete geduldig, bis er seine Worte gesammelt hatte. „Ich glaube, ich hatte es nur einmal kurz angeschnitten. In einer dummen Brabbelei meinerseits. Dieser Junge, der damals einige Zeit mein heimlicher Schwarm war... Naja. Er wurde mein bester Freund... und durch mein Anmaßen habe ich ihn auch wieder verloren."

„Durch dein Anmaßen?", hakte Yoongi nach, verwundert über seine Aussage. Jimin zuckte nur mit den Schultern. Er schien ein wenig unschlüssig zu sein. „Ich..." Seufzend ließ er die Schultern hängen. Seine Augen glänzten wässrig. „Es ist meine Schuld... es muss meine Schuld sein."

Yoongi hob eine Hand und stupste ihm mit dem Zeigefinger gegen die Stirn. „Bist du dir sicher oder redest du es dir nur ein? Ich meinte... Am Anfang wärst du sicherlich nicht meine Freundeswahl Nummer 1 gewesen, aber es gibt nichts an dir, was man verabscheuen könnte." Es war vielleicht ein dämlicher Versuch, die Stimmung etwas aufzulockern. Aber besser konnte er es nicht.

Jimin war wieder verstummt. Er vermied es tunlichst in die Augen des Älteren zu sehen, während er weiter an seinen Haarsträhnen zauste. Für einige Minuten musterte er Jimins Gesichtsausdruck. Dieser war geprägt von Unsicherheiten und stillem Schmerz. Doch die Augen entließen stur keine Tränen.

„Willst du mir die Geschichte erzählen? Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, sich das Alles einmal von der Brust reden zu können", meinte er schließlich. Er wollte ihm helfen. Dafür musste er ihn nur verstehen können. Jimin stockte. „Ich weiß nicht..." Verunsichert nibbelte er an seiner Unterlippe, ehe er nickte. „Also gut."