"Wie soll es den jetzt weitergehen?" breche ich die Stille und starre geradeaus auf eine Wand, nicht wirklich eine Antwort erwartend, die Frage ist eher an mich gerichtet, trotzdem antwortet Simone mir nach ein paar Sekunden. "Du kannst erstmal bei mir bleiben, also wenn das für dich ok ist." fügt sie noch unsicher hinzu. Etwas geschockt sehe ich sie an, doch sie schaut in eine andere Richtung. Eine Weile verharren wir so, ein Lächeln gleitet auf meine Lippen. "Das wäre wirklich sehr nett, aber..." fange ich an. "Es ist ok, wenn du nicht hierbleiben willst, ich dachte nur..." unterbricht mich Simone schnell und etwas peinlich berührt. "Nein, nein ich würde gern, aber macht es Ihnen, ich meine dir und deiner Familie den nichts aus." unterbreche ich sie jetzt wieder und schaue sie fragend an. Ehrlich gesagt bin ich noch keinem Mitglied ihrer Familie begegnet, was ich ziemlich komisch finde, aber vielleicht ist es auch einfach nur Zufall, dass sie gerade alle nicht da sind. "Ehm, das geht schon in Ordnung, ich lebe allein." erklärt sie stumpf, schaut mich dabei aber nicht an. "Darf ich fragen wieso?" frage ich leise und schaue sie immer noch an. "Ich bin geschieden, seit zwei Jahren, meine Kinder sind zu ihrem Vater gegangen." erzählt sie monoton. Ich habe das Gefühl, dass es sie sehr belastet, dass sie von ihrer Familie alleingelassen wurde. Einerseits freue ich mich grade unglaublich, dass sie Single zu sein scheint aber irgendwie macht es mich gleichzeitig auch unendlich traurig sie so zu sehen. Vorsichtig lege ich meinen Teller beiseite und lege meine Arme um sie ganz zaghaft, als könnte sie sonst zerbrechen. Erst spannt sich ihr ganzer Körper enorm an, doch dann merke ich wie sie sich langsam entspannt und sich auf die Umarmung von mir einlässt. Ein Schluchzer entweicht ihr und kurz darauf kullern ihr die Tränen aus den Augen. Ich drücke sie noch etwas fester und murmel ihr leise beruhigend zu. Sie dreht sich nun zu mir und erwidert die Umarmung whärend ihr Schluchzen heftiger wird. Ich spüre wie meine Schulter ganz nass wird aber mir ist das egal, Hauptsache Simone kann alles rauslassen. "Lass alles raus, ich bin bei dir." flüstere ich. "Möchtest du mir mehr darüber erzählen?" frage ich irgendwann vorsichtig, als sie sich wieder etwas beruhigt hat. Ich muss unbedingt wissen, ob sie ihrem Mann hinterher trauert oder wegen ihren Kindern weint. In beiden Fällen würde ich sie unterstützen und ihr trotzdem weiter halt geben aber ich wüsste dadurch auch, ob ich überhaupt eine Chance bei ihr habe. Sie nickt langsam und richtet sich auf. Wir schauen uns gegenseitig in die Augen. "Danke." murmelt Simone und ich meine sogar ein kleines Lächeln wahrgenommen zu haben. "Also, es ist so...Ich habe vor zwei Jahren gemerkt, dass ich für meinen Mann einfach nichts mehr empfinden kann und habe es ihm erzählt. Er war richtig sauer, und dann hat er mich einmal mit einem Arbeitskollegen von mir erwischt, da lief nichts, absolut gar nichts aber er wollte ihm und mir nicht glauben. Er hat es dann den Kindern erzählt und zwar so glaubhaft, dass sie, ihm auch geglaubt haben. Jetzt hassen sie mich, Sie haben mich alle verlassen..." erzählt sie und wieder rollen einige Tränen ihre Wangen entlang. "Es ist ok, glaub mir irgendwann werden sie zur Vernunft kommen, bis dahin werde ich für dich da sein..." versichere ich, um sie zu beruhigen. "Nein, das geht nicht. Du, ich kann dich da nicht mit reinziehen, das ist meine Sache, damit muss ich alleine klarkommen." wehrt sie plötzlich ab und steht ruckartig auf. Sie wischt sich die Tränen aus dem Gesicht und will sich schon umdrehen. Ich springe auf, was zwar sehr schmerzhaft ist aber ich unterdrücke diesen Schmerz, in diesem Moment einfach mal. "Simone, bitte du musst da nicht alleine durch. Ich würde dir gerne zur Seite stehen." sage ich entschlossen. "Wieso?" fragt Simone verwirrt. "Weil, weil ich...also." stammel ich. "Ach egal, ich sage es dir jetzt einfach." entscheide ich laut. "Was, was sagst du mir?" fragt Simone und schaut mich jetzt fragend an. "Können wir uns dafür bitte wieder hinsetzen." frage ich nun unsicher. ~fuck, ich bin gar nicht vorbereitet...~ Sie nickt langsam und setzt sich wieder zu mir.
"Also..."
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Ich Liebe Dich!
RomanceZwei Frauen und ein paar Hindernisse, können die beiden trotzdem ein gemeinsames Leben führen? Aus Schmerz und Leere im inneren entstanden... #4 lesben #1 lesben 10.04.22