Gebrochen

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Simone ist schon weg, in der Schule unterrichten. Schnell packe ich all meine Sachen zusammen. Nach einer halben Stunde bin ich fertig. Dann rufe ich meine Schwester an und frage sie, ob ich für einen kurzen Zeitraum bis ich selbst was gefunden habe, bei ihr wohnen kann. Sie freut sich von mir zu hören und meint das sie mich gerne aufnimmt und das ich ihr alles erklären kann, wenn ich bei ihr bin. Erleichtert lege ich auf. Traurig schaue ich mich nochmal um und verweile einen Moment in der Mitte des Wohnzimmers. „Es tut mir leid, Simone." flüstere ich. Dann setze ich mich ein letztes mal an den Küchentisch und fange an einen Brief zu schreiben. Als ich fertig bin, bemerke ich dass ich viel mehr geschrieben habe, als ich eigentlich vorhatte. Ich wollte kurz und knapp erklären dass es mir leid tut, was passiert ist und es nicht so weitergehen kann, dass ich mit der Situation nicht klarkomme und sie nicht verletzen will, doch ist es viel mehr geworden, was mir deutlich macht, wie schwer es mir doch fällt. „Es ist besser so." sage ich entschlossen, falte den Brief zusammen und nehme meine Sachen. Noch einmal schaue ich an der Tür zurück, eine Träne rollt mir die Wange entlang. Dann verschwinde ich aus der Tür und lasse alles mit immer mehr aufkommenden Tränen zurück. Ich laufe bis zum Bahnhof.

Endlich im Zug sitzend, schaue ich stillschweigend aus dem Fenster. Meine Tränen sind leer genau wie mein Kopf und mein Herz. Ich denke nichts und ich fühle auch nichts. Irgendwann komme ich am Hauptbahnhof an, dort wechsle ich die Gleise und steige gleich in den nächsten Zug, der schon am Bahnhof steht aber noch nicht losfährt. Mir geht alles der letzten Tage nochmal durch den Kopf und je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr Sinn macht diese Aktion in meinem Kopf. Mein Herz aber schreit, dass das nicht der richtige Weg ist. Doch das ist nur ein kleines drückendes Gefühl, mein Kopf setzt sich dem drüber.

Bei meiner Schwester angekommen, lasse ich mich erschöpft in ihre herzliche Umarmung fallen. Tränen rollen mir wieder die Wangen herab. Sie hilft mir mit meinen Sachen und bietet mir ein Glas Wasser an. Dankend nehme ich es an, sie setzt sich zu mir und wartet bis ich bereit bin ihr alles zu erzählen.

Abends liege ich neben meiner Schwester in ihrem großen Doppelbett und starre an die Decke. Sie ist längst am schlafen, ich höre sie leise und gleichmäßig atmen, ich versuche mich darauf zu konzentrieren aber meine Gedanken kreisen die ganze Zeit um Simone. Simone hatte mich gegen Nachmittag zig mal angerufen, mir Tausende Nachrichten geschickt, es war schwer aber ich hatte alles ignoriert. ~es ist besser so...~ denke ich grade wieder.

Irgendwann wird es langsam hell, mittlerweile gähne ich ständig, welze mich hin und her, doch schlaf habe ich noch immer nicht gefunden. Bald geht der Wecker meiner Schwester, ich stelle mich schlafend, während sie leise raus schleicht um mich nicht zu wecken. Kurz habe ich den Drang sie zu stoppen, damit sie mich umarmt und mir Kraft gibt aber ich rege mich nicht. Als sie die Wohnung verlässt, breche ich in Tränen aus.

Ich Liebe Dich!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt