Kapitel 27: „Therapeutin Mabel"

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Kapitel 27: „Therapeutin Mabel"

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Verdammt!" – „Wie ein Reh sah er mich an." – „Glaubst du...glaubst du ich lass das einfach so zu!"

Mabel

Ich hatte gestern alles mit angehört. War ja auch nicht wirklich zu überhören. Sie hatten beide Glück, das Ford in seinem Labor war und Stan in dieser Zeit noch nicht einmal da war. So hatte nur ich gehört wie die beiden sich gestritten hatten und zuerst Bill und dann Dipper nach draußen verschwanden. Bill kam am Abend wieder, aber mein Bruder war selbst jetzt noch da draußen. Und es war Sonntagnachmittag.

Ich machte mir Sorgen. Auch wenn Dipper und ich uns voneinander entfernen, was ich mehr als traurig finde, ist er immer noch mein Bruder. Obwohl das eher auch von Dipper herkommt.

Um mich zu beruhigen stand ich auf, packte ein paar Äpfel ein und ging los. Ich machte mich auf die Suche nach Dipper. Die Äpfel waren für ihn, da er ja seit gestern nichts mehr zu sich genommen hatte. Draußen irrte ich eine ganze Weile einfach nur im Wald umher. Ich hatte ja immerhin keine Ahnung wo er sich befand. Ich weiß, manche denken jetzt auch, dass er gar nicht im Wald sein könnte. Aber ich spürte es. Außerdem ging Dipper immer in den Wald, wenn irgendwas mit ihm ist.

Plötzlich traf ich auf die Zwerge. Diese fragte ich natürlich ob sie Dipper gesehen hätten. Und sie konnte mir sogar eine Richtung sagen. Diese schlug ich nun ein und mir fiel auf, dass je weiter ich lief, desto weniger Tiere und magische Wesen konnte ich sehen. „Komisch. Warum ist das so?" murmelte ich in meinen nicht vorhandenen Bart hinein. Dann sah ich versteckt zwischen den Bäumen eine Lichtung. Ich lief etwas schneller darauf zu und da sah ich ihn. Mein Bruder saß vor einer Statue. Eine Statue von Bill!

Erschrocken japste ich nach Luft und trat einen Schritt zurück auf einem Zweig, der daraufhin laut knackte. Dadurch bekam ich auch die Aufmerksamkeit von Dipper. Mit großen Augen, sah er mich verwirrt an. Er weiß es nicht. Er weiß es nicht. Er weiß es nicht! Diesen Satz wiederholte ich andauernd in Gedanken. Klammerte mich daran fest, wie ein Ertrunkener. Dipper konnte es nicht wissen. Nein, es war unmöglich.

„Mabel? Ist alles okay? Was machst du hier überhaupt?" fragte mich Dipper und erst jetzt habe ich mitbekommen, dass er aufgestanden war und nun vor mir stand. „Es ist nichts. Ich habe mir nur einfach Sorgen um dich gemacht. Und das wie es mir scheint auch zu Recht. Ist mit dir denn alles okay?", stellte ich die Gegenfrage. Denn mein Bruder sah wirklich nicht gut aus. Er hatte tiefe Augenringe, was eigentlich schon Alltag war. Dazu waren sie rot unterlaufen und geschwollen. Ich konnte getrocknete Tränenspuren auf seinen Wangen sehen. Und auch seine Stimme war nicht wirklich mehr, als ein Krächzen.

Er senkte traurig den Kopf, bevor er in meine Arme sprang und schluchzte. Ich war so erschrocken und überrascht, dass ich zuerst nicht reagierte. Doch relativ schnell setzte ich mich mit ihm auf den Boden und streichelte ihm beruhigend über den Rücken. Dipper vergrub den Kopf in meinen Haaren und weinte bitterlich vor sich hin. Es verwunderte mich schon ein wenig, dass er überhaupt noch Tränen übrighatte. Denn er sah aus, als hätte er die ganze Nacht und den halben Tag durch geweint. Die Sache mit Bill nahm ihm wohl doch mehr mit, als wir anderen dachten. Und es erinnerte mich schrecklicher weise an damals.

„Dipper, du kannst mit mir reden. Ich bin doch für dich da", sagte ich leise und ruhig, nachdem ich merkte, dass er etwas ruhiger wurde. Er nickte nur und entfernte sich etwas von mir. Anscheinend um mich anzusehen. Ich ging an meine Tasche ran, holte eine Flasche Wasser, einen Apfel und eine Packung Taschentücher heraus und gab ihm das alles. Es war schrecklich ihn so zu sehen. Er nahm alles an, trank ein Schluck, aber ignorierte die anderen Sachen. „Es geht um Bill, nicht wahr?" fing ich an. Er nickte einfach nur. „Er-er hat m-mich ge-geküsst." Stotterte er mit knallroten Wangen und ich blinzelte mehrmals. Das musste ich erstmal verdauen. Aber dann lächelte ich. Es war mir doch schon irgendwo klar. Ich seufzte und sah zum Himmel hinauf. „Und hat es dich gestört?" Aus dem Augenwinkel sah ich wie er mit dem Kopf schüttelte. „Warum habt ihr euch dann gestritten?" Er seufzte und knetet die Flasche in seinen Händen, während er zu Boden sah. „Er wollte, dass ich mich von Kaid fernhalte. Doch Kaid ist mein Freund. Und ich wollte es nicht. Außerdem glaube ich nicht wirklich daran, dass er mich geküsst hat, weil er mich mag."

Ich zog eine Augenbraue hoch. „Das mit Kaid verstehe ich. Ich meine, ihr seid ja noch nicht mal ein Paar. Da darf er dir überhaupt nichts verbieten. Sowieso nicht mit wem du was zu tun hast. Und ich glaube eher, du willst es nicht glauben. Du solltest ein bisschen weniger auf deinem Kopf, als auf dein Herz hören." Ich nahm Dippers Kinn und hob es leicht an, so dass er mir in die Augen sehen musste und lächelte ihn an. Die andere Hand legte ich auf seine Brust, dort wo sein Herz war. „Du hast einfach nur Angst. Und du weißt, dass du das Gleiche empfindest wie er."

Er kaute auf seine Unterlippe. Es war einige Zeit still, bis er wieder sprach. „Mabel, versprich mir was?" Vollkommen ernst sah er mich an. „Huh? Was denn?" „Du wirst niemanden von diesem Ort hier erzählen. Versprich es. Bitte." Ich lächelte. „Mystery Twins Versprechen." Und endlich lächelte auch Dipper wieder.

Am Abend stand ich vor Bill, der mich flehend ansah. „Sag es mir. Shooting-Star, ich bitte dich." Ich schüttelte nur stur mit dem Kopf. „Bill, ich habe es ihm versprochen. Ich werde niemanden sagen wo er ist. Dich mit eingeschlossen. Und versuche gar nicht erst meine Gedanken zu lesen. Denn das darfst du erst wenn du einen Deal mit mir eingehst. Und das werde ich nicht machen", kam meine klare Absage. Dipper hatte mir auch noch das Versprechen abgewürgt niemanden zu sagen wo er ist, außer vielleicht Kaid. Tja, er wollte noch für einige Zeit im Wald bleiben. Ich ließ ihn. Denn seit langen waren wir uns nicht mehr so nah gekommen wie heute. Was mich mehr als glücklich machte.

„Dann möchte ich etwas anderes von dir wissen." Mit verschränkten Armen, sah ich ihn an. Als Aufforderung, dass er weiterreden sollte. „Warum mussten Pine Tree die Erinnerungen an mir gelöscht werden?" Mit dieser Frage hatte ich nicht gerechnet. Überhaupt nicht. Nervös biss ich mir in die Unterlippe. Ich konnte es ihm nicht sagen. Noch nicht. „Ich-Ich kann nicht", murmelte ich niedergeschlagen. Allein der Gedanke an die letzten drei Jahre machte mich traurig. Ich wollte nie wieder, dass es Dipper so erging. Das sollte er alles nie wieder durchstehen müssen. Verständnislos sah Bill mich an. „Warum denn nicht? Was ist in der Zeit passiert? Was war die letzten drei Jahre?" Er packte mich an der Schulter und schüttelte mich weiter. Aber ich blieb stumm.

Immer wieder kamen Bilder von Dipper. Diese traurigen glanzlosen Augen, voller Müdigkeit. Sein vor Schmerz verzogenes Gesicht von Alpträumen gequält. Er in diesem weißen sterilen Zimmer, wo er nur viel kränker, als sonst aussah. Die Schreie.

Ich japste nach Luft und hatte Tränen in den Augen. Ich habe mir selbst geschworen, dass sowas niemals mehr passieren wird. Also sei unbesorgt mein Bruder. Ich sah wieder zu Bill. Er war total verwirrt. Kein Wunder, er hatte nicht erwartet das ich so reagiere. Ich wischte mir die Tränen aus dem Augenwinkel und drehte mich weg. „Ich will wirklich nicht drüber reden. Verstehe das bitte. Irgendwann anders, ja? Wenn du das mit Dipper geklärt hast und ihr zusammen seid." Er wurde rot und schluckte, weshalb ich kichern musste. So eine menschliche Reaktion. Ganz klar, er war nicht mehr der Bill von früher. „Okay", sagte er und hatte einen richtigen entschlossenen Ausdruck. Ja, ihm konnte ich meinen Bruder anvertrauen. Ich lächelte glücklich und sah aus dem Fenster. Dipper konnte endlich wirklich glücklich werden.

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Kapitel 28: „normale Blumen, nein magische"

Reichen nicht auch vollkommen normale." – „Ich schnaubte, als ich wusste was die Lösung war." – „Ich hoffe er freut sich."

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