Kapitel 6

55 3 2
                                    

Hoseok

"Hoseok, wieso brauchst du immer so lange?!" Ruft meine Mutter und ich seufze, während ich mir die Schleife mache.

Ich sehe mich im Spiegel an und könnte diesen am liebsten kaputt schlagen.

Meine Haare liegen ordentlich auf meinen Kopf und meinen Körper umschmeichelt ein dunkelblauer Anzug.

Heute wollen meine Eltern mich mit auf ihre Firma nehmen.

Und darauf habe ich absolut keine Lust.

Als ich fertig bin seufze ich und begebe mich dann nach unten.

Sie sehen mich noch kurz prüfend an und dann gehen wir nach draußen.

Genervt steige ich in das luxuriöse Auto und schnalle mich an. "Benimm dich später. Ich habe keine Lust, dass andere mitbekommen, was für eine Schande von Sohn wir eigentlich haben" mahnt sie und ich verdrehe meine Augen. "Wir wollen ja nicht riskieren, dass euer ach so guter Ruf geschädigt wird, hm?" Brumme ich und sie sieht mich kurz scharf an, ehe sich dann das Auto in Bewegung setzt.

Ich schaue sofort aus dem Fenster, auch wenn man nicht mehr als große Häuser erkennen kann.

Ich hasse diesen Ausblick. Ich will weite Wiesen sehen. Mal durch Felder laufen.

Auch wenn ich nicht lange wegen meinem Knie laufen kann. Aber dennoch würde es eine aufregende Erfahrung sein.

Wir kommen der Hauptstraße näher und schlüpfen dann in den Morgenverkehr, welcher schon sehr im Gange ist.

Ich trommel mit meinen Fingern auf meinem Oberschenkel und beiße mir auf die Unterlippe.

Wir halten bei einer Ampel und meine Eltern fluchen.

Zufrieden grinse ich und sehe dann, wie ein schwarzer Van neben uns hält.

Es ist genauso luxuriös wie unseres, wenn nicht sogar mehr.

Auch wenn das schier unmöglich ist, da meine Eltern nur das Beste der besten besitzen möchten.

"Wieso ist die Ampel immer nur so lange auf rot?" Meckert mein Vater. "Was ein Pech aber auch" sage ich gespielt traurig.

Mein Blick fällt auf den Mann, welcher hinten im Van sitzt, welches neben uns steht.

"Moment, das ist doch.." Murmel ich leise vor mich hin und meine Augen weiten sich leicht.

Der Mann aus dem Club.

Welcher mich so angestarrt hatte.

Der Mann dreht seinen Kopf und unsere Blicke treffen sich.

Ein Ruck geht durch meinen Körper und mein Herz schlägt augenblicklich schneller.

Der Mann trägt wieder eine Maske.

Aish, wie gerne ich sehen will, wie er aussieht. Ohne Maske.

Wir sehen uns direkt in die Augen und ich kann meinen Blick einfach nicht abwenden.

Es ist, als würde sein Blick meinen aufsaugen und in sich speichern.

"Na endlich" sagt Vater.

Der Fahrer des Autos neben uns sieht zu uns rüber und seine Augen weiten sich leicht. Ehe er mich dann hasserfüllt ansieht.

Er spricht etwas und der Mann "neben mir" sieht mich ebenso hasserfüllt an.

Woah, was ist mit ihm denn auf einmal los?

Ich stoße mir leicht den Kopf, als Vater Vollgas gibt und ich sehe dann den Fahrer.

Fuck, das ist doch der, vor dem ich Jungkook gerettet habe.

Moment.

Das heißt...








DER HEIẞE MANN IST EINER VON VIPER?!

Oh shit. Das heißt, meine Chancen liegen gleich 0. Und doppelt Shit heißt es, ich habe verdammten Dreck am Stecken.

Wenn der Typ ihm erzählt hat, was ich ihm angetan habe, dann habe ich definitiv Viper am Hals sitzen.

Das wäre nicht gut. Verdammt nicht gut.

Ich habe mich zwar schon mit einigen Typen angelegt, aber Viper ist eine ganz andere Nummer.

Ich sinke etwas am Sitz herunter.

Wenn meine Eltern wüssten, was ich in meiner Freizeit treibe, dann hätten sie mich sicherlich schon 100m unter der Erde vergraben.

Lebendig.

Und wenn sie wüssten, dass ich mir, wenn nicht sogar uns, vielleicht Viper an den Hals gejagt habe, dann würden sie mich rausschmeißen. Mich enterben. Sich verpissen und im weit entferntesten Land niederlassen.

"Hoseok, setz dich gerader hin!" Zischt meine Mutter, als sie zu mir nach hinten schaut.

Ich puster kurz meine Wangen auf und setze mich wieder aufrecht hin.

Mein Rücken tut schon langsam weh, von all der steifen Position.

"Das ich mir den Rücken noch nicht gebrochen habe, ist echt ein Wunder" mecker ich und wir kommen bei der Firma an.

Immer wieder schaue ich nach hinten, in der Hoffnung, den schwarzen Van nicht zu sehen.

Doch zum Glück ist dies nicht der Fall.

"Hoseok, Steig aus!" Zischt die alte Frau und ich verdrehe die Augen. "Jetzt sei doch nicht so ungeduldig" entgegne ich genervt und steige aus.

Wir stehen vor einem riesigen Gebäude.

Ich lege meinen Kopf in den Nacken und schaue hoch.

Das Ende des Wolkenkratzers berührt beinahe die Wolken.

Und bis ganz da oben müssen wir?

Ein kalter Schauer läuft über meinen Rücken und ich gehe mit schweren Herzen ihnen in das große Gebäude.

"Benimm dich" wiederholt meine Mutter und ich sage nichts mehr dazu.

Gemeinsam betreten wir das Gebäude und wir werden gegrüßt.

Leise seufze ich.

Ein wenig später haben wir viele Etagen abgeklappert und nun kommen wir in die 15te.

Gelangweilt stehe ich neben meinen Eltern und muss mir ihr falsches Getue abgeben.

Meine Augen schweifen über den ganzen Raum und auf einmal bleiben sie auf einem Menschen stehen.

Nein oder?

Nein. Nein. Nein!

Dort, auf dem Bürostuhl, sitzt ein ehemaliger Kunde von mir, welchem ich wertvolle Drogen verkauft hatte.

Als er mich erkennt hebt er eine Augenbraue und ich muss schlucken.

Er fängt an zu grinsen und auf meiner Stirn bildet sich der Schweiß.

Ich schüttel leicht meinen Kopf und der Mann kommt auf uns zu. "Herr Jung. Einen schönen Sohn haben sie da. Er scheint sehr gute Manieren zu haben" sagt er und meine Eltern nicken stolz.

Eher falscher Stolz.

"Oh ja. Er ist wirklich artig und gehorsam. Wir sind wirklich stolz darauf, ihn zu haben" sagt meine Mutter lächelnd.

Ich will hier weg.

Einfach nur noch weg.

Mir die Klamotten vom Leib reißen. Weg von Zuhause rennen.

Aber das ist leichter gesagt als getan.

Bitte erlöst mich hier von dieser Qual.

New beginning Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt