𝐷𝐼𝐸𝐶𝐼𝑆𝐸𝐼𝑆

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Während ich Rio beruhigend zuredete, ließ ich meinen Blick prüfend über die Geiseln schweifen – nachdem sie gesehen hatten, wie leicht Gandía sich hatte losmachen können, würde ich ihnen und insbesondere Arturo eine weitere Schnapsidee absolut zutrauen.

Bei Martín angekommen, stoppte ich misstrauisch.
Nicht nur, dass er in seinen Fesseln viel zu amüsiert und positiv wirkte, nein, er hob vielsagend seine Brauen und deutete mit seinem Kinn grinsend auf die Treppe.
Verdammt!

Aus lauter Sorge um Rio hatte ich unseren Freund Gandía ganz aus den Augen gelassen… und dafür musste ich jetzt bitter bezahlen.
Das Einzige, was noch auf den hinwies, war die Blutspur, die seine Schusswunde auf dem Boden hinterlassen hatte.

Ich hatte unser gesamtes Team in eine unglaublich gefährliche Situation gebracht!
Hektisch packte ich mein Funkgerät und bestellte die anderen mit einem „Notfall! Kommt sofort in die Eingangshalle!“ zu mir.

Gleichzeitig durchquerte ich mit großen Schritten den Saal und packte Martín wütend am Kragen.
„Was fällt dir ein?! Diesen Kerl anzuleiten, wie er sich befreien kann! Willst du uns etwa alle ins Grab befördern? Dein Ernst? Wie tief bist du eigentlich gesunken?! Schon klar, du willst uns beweisen, dass wir ohne dich vollkommen hilflos und aufgeschmissen sind und du als einziger für Ordnung sorgen kannst, aber so?“, fauchte ich ihn an.

„Athen!“, Tokio und der Rest kamen völlig außer Atem neben Rio zum Stehen.

„Ohh. Die Herrin ruft, die solltest du nicht warten lassen“, süffisant grinste ‚Palermo‘ mich an, doch bekam er von mir nur noch einen letzten, vernichtenden Blick geschenkt, ehe ich zu meinen ‚zuverlässigen‘ Komplizen rannte.

„Gandía ist uns entkommen. Höchste Alarmstufe! Ich habe ihn zwar an der Schulter verwundet, aber der Wichser ist die absolute Killermaschine“, ernst sah ich einen nach dem anderen an.

„Scheiße, wie konnte das passieren?! Rio, du hattest doch Schicht! Wie konnte der Scheißidiot sich von seinen Handfesseln befreien?“, fuhr Denver unser Küken an.

„Verdammt, wir haben keine Zeit für irgendwelche Vorwürfe! Was machen wir, Tokio?“, funkte ich dazwischen.

„Stockholm, Denver, ihr bleibt bei den Geiseln. Alle anderen und ich – wir suchen Gandía und knallen ihn – Mist! Nairobi? Nairobi!“, angespannt beugten wir uns über ihr Gerät… in diesem Moment war ein Geräusch ertönt, das sich anhörte, als würde unsere Freundin keine Luft bekommen.

„Planänderung. Athen, Helsinki, ihr kommt mit mir. Bogotá, sofort zu Nairobi!“, grimmig nickte Tokio uns zu und wir strömten in die verschiedensten Richtungen davon.

Das Erdgeschoss war nichts, wovor ich jemals Angst gehabt hatte – ja, im Untergeschoss mit dem Keller oder der Dachboden, da konnte es schon einmal gruselig werden, aber das Erdgeschoss war die natürlichste Etage, die es gab.
Doch selbst das änderte sich, wenn man auf der Suche nach einem skrupellosen Mörder war, der vor nichts zurückschreckte. Bei dem kleinsten Schatten zuckte ich zusammen, schaute alle paar Sekunden wie paranoid über meine Schulter und zielte mit meiner Waffe in jede verwinkelte Ecke.

Gesichert, gesichert und wieder gesichert.

„Erdgeschoss ist sauber. Hier ist er nicht“, wandte ich mich über Funk an Helsinki und Tokio und machte mich voller Anspannung daran, über das Treppenhaus in das Obergeschoss zu kommen.
Ein leises Knirschen ertönte hinter mir, sofort drehte ich mich um und zielte etwas nach unten – nichts, vielleicht ein Streich meiner Sinne…

„Athen, Bogotá! Ich brauche euch SOFORT in der Bibliothek! Beeilt euch!“, schon wieder hörte ich das Blut in meinen Ohren rauschen, das war lange nicht mehr gesund, doch einfach weitermachen, immer weitermachen!
Mein Körper musste nochmal überstrapaziert werden, durfte jetzt nicht aufgeben.

𝘽𝙚𝙡𝙡𝙖 𝘾𝙞𝙖𝙤 - 𝙐𝙣𝙖 𝙏𝙧𝙖𝙙𝙞𝙘𝙞𝙤́𝙣 𝙁𝙖𝙢𝙞𝙡𝙞𝙖𝙧 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt