„Ich... ich werde Ihnen helfen. Wissen Sie... wo der Schlüssel ist?", frage ich leise, vorsichtig, während ich ihn weiter ansehe. Nur langsam beginnt eine Erinnerung in mir wachzuwerden und nach wenigen Sekunden weiche ich einige Schritte zurück und starre den Mann an, der mich träge anblickt. Seine Augen sind so trüb, als wäre er gebrochen worden oder auf Drogen...
„Ich kenne Sie...", entkommt es mir heiser und mit weit aufgerissenen Augen. Ich kenne diesen Mann. Ich bin ihm schon einmal begegnet. Ist er der Grund warum ich hier bin? Fassungslos starre ich ihn an, während mein Körper von einem unkontrollierten Zittern gefangengenommen wird...
Okay, nein, das ist Blödsinn. Warum sollte dieser Mann, der in Ketten von der Decke hängt, dafür verantwortlich sein, dass ich hier bin? Dass ich in dieser Hölle gefangen bin, wie er. Wir haben uns vor über vier Jahren das letzte Mal gesehen, denn zu einer Hochzeit von ihm, bin ich nie eingeladen worden, was mich wirklich traurig gemacht hatte.
Meine zitternde Hand lege ich langsam an meinen Kopf, halte ihn, weil mir schon wieder schummrig wird. Meine Sicht verschwimmt ein wenig und ich sacke etwas zur Seite weg. Die Erinnerungen strengen mich an, überfordern mich. Ich weiß nicht was ich davon halten soll und doch überwiegt die Neugierde.
Ich brauche einen ganzen Moment, bevor ich mich allmählich wieder beisammen habe. Mein Gleichgewicht kommt langsam zurück und ich fühle mich wieder sicherer auf den Beinen. Ich befeuchte mir kurz meine Lippen, bevor ich mich auf den Mann zubewege, der immer noch keinen einzigen Ton gesagt hat. Er wimmert und keucht nur immer wieder leise vor Schmerz. Ich will nicht wissen wie er sich fühlt. Alleine sein Anblick treibt mir einen ungehörigen Schmerz durch die Glieder und der ist nur imaginär – nur in meinem Kopf. Trotzdem lasse ich meinen Blick noch einmal über den Älteren gleiten. Ich bleibe an seinen Fingern hängen, die schon ganz weiß sind, weil die Durchblutung gestört ist. Doch einen Ring kann ich nicht an seinen Fingern finden. Die Hochzeit hat wohl nie stattgefunden. Erneut flammt Neugierde in mir auf...
Ich muss ihn unbedingt aus dieser Lage befreien. Kurz schüttle ich meinen Kopf und sehe mich um. Ich fixiere mit meinem Blick eine etwas kleinere Kiste, die versteckt halb hinter den fast hüfthohen Kisten steht. Sofort gehe ich hinüber und hocke mich vor diese, um nach ihr zu greifen. Natürlich versuche ich sie anzuheben, denn schwer sieht sie nicht aus, doch ich bekomme sie nicht einen Millimeter bewegt. Nicht einmal als ich meine Arme fest um sie schlinge und es mit meiner ganzen Kraft versuche. Mit was für einem Superkleber ist die bitte auf dem Boden festgeklebt?
Ich fluche, lasse von ihr ab und erhebe mich wieder, um zu dem jungen Mann zurückzugehen und ihn entschuldigend anzublicken. Sanft lege ich dabei meine Finger um sein Kinn und hebe erneut seinen Kopf an, den er irgendwann im Laufe meines Anstarrens wohl wieder hat fallen lassen.
„Jin... Sie... sind doch Jin?" Ein ganz schwaches Nicken kann ich an meinen Fingern spüren. Ich kann auch ein leichtes Aufleuchten in seinen Augen ausmachen, doch ein Erkennen kann ich nicht sehen.
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Boy meets evil [JungHope/ KookHope]
Horror||Beendet|| Die glückliche Vergangenheit ist der Schlüssel zur grausamen Gegenwart. ...Der Griff wird fester, kälter, erbarmungsloser und dann taucht vor mir eine Hand auf. Sofort greife ich danach, sehe in das Licht und sehe ihn. Er strahlt so hell...