Regen!

78 21 68
                                    

Ich bin bereits klitschnass, als ich mich langsam zur Seite drehe und mich aufrapple

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Ich bin bereits klitschnass, als ich mich langsam zur Seite drehe und mich aufrapple. Meine Kleidung klebt an meinem Körper und meine Haare hängen mir nass ins Gesicht. Es ist mir egal. Ich fühle mich endlich wieder frei und das ist das wichtigste im Moment. Mir ist auch egal, dass Hope mich finden kann. Ich blende es einfach aus und genieße das Gefühl von Freiheit, das mich einen Augenblick lang vollkommen einnimmt.

In den letzten Wochen habe ich wie ein Gefangener gelebt, eingesperrt in einer winzigen Zelle. Ich war wie eine Marionette, die zu tun hatte, was er von mir gewollt hatte. Jetzt merke ich, wie die psychische Last von mir fällt. Wie leicht mein Herz auf einmal wird, so als könnte ich meine Schwingen ausbreiten, einfach wegfliegen und dem allen hier entkommen.

Der Regen wird schlimmer, aber das stört mich nicht. Ich genieße das Geräusch, welches mich umgibt. Ich habe es geschafft dieser Hölle zu entkommen, einen Weg nach draußen zu finden, auch wenn ich mich noch auf einem Dach, in vielleicht zwölf bis fünfzehn Metern Höhe, befinde.

Langsam setze ich einen Fuß vor den anderen und trete an die Kante. Ich sehe mich um, suche nach einer Feuerleiter, oder einem anderen Weg nach unten, doch egal wie oft ich an dem Rand des Daches entlanglaufe und wie verzweifelt ich suche, ich kann nichts finden.

Unwillig und resignierend fahre ich mir mit meinen Händen über mein Gesicht, streiche mir meine nassen Haare nach hinten und beginne leise zu fluchen. Ich habe es geahnt. Es gibt keinen anderen Weg, als es endgültig zu beenden. Diese Flucht war von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen, auch wenn ich die Hoffnung bis zur letzten Minute nicht aufgegeben habe. Ich habe wirklich gebetet, dass ich lebend entkommen kann, dass ich einen Weg von diesem Dach finde, ohne in den Tod stürzen zu müssen.

Ich schlucke schwer, sinke auf meine Knie und kralle mich mit meinen Fingern in meine Oberschenkel. Ich kann nicht wieder zurück. Ich kann nicht zurück zu ihm. Dieses Leben, das ist kein Leben, welches ich haben möchte. Es ist die Hölle! Alles ist besser, als da wieder reinzugehen.

Die Angst lässt mich erstarren, lähmt mich, während mein Körper beginnt zu zittern. Natürlich habe ich in den letzten Tagen und Wochen oft darüber nachgedacht, mir das Leben zu nehmen, aber letztendlich habe ich mich nie getraut es durchzuziehen. Die Angst nicht erfolgreich zu sein, war dabei sehr präsent, vor allem weil ich weiß, dass Hope alles getan hätte, um mich zurückzuholen. Hope hat mir erzählt gehabt, dass er seine Zulassung verloren hat und deswegen jahrelang als Undergroundarzt für das organisierte Verbrechen tätig war. Deswegen war er so viel unterwegs gewesen. Deswegen hatte er einfach zu mir gekonnt, wenn wir nah beieinander gewesen waren. Diese Erklärung hatte so viel klarer gemacht, aber leider auch so viele Fluchtpläne zerstört, denn damit hatte er mir offenbart, dass er alles tun würde, um mich zu retten. Er würde wortwörtlich Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um mich am Leben zu erhalten. Nein, das hatte ich mir gar nicht vorstellen wollen, weswegen ich jegliche Gedanken zu Selbstmord anfangs beiseitegeschoben hatte, aber jetzt?

Ich bin alleine auf diesem Dach und es geht sicher zwölf, wenn nicht sogar fünfzehn Meter nach unten. Das werde ich sehr wahrscheinlich nicht überleben, da kann er mich nicht mehr zusammenflicken. Wenn ich kopfüber springen würde bin ich wahrscheinlich sogar direkt tot, was wünschenswert wäre. Trotzdem kann ich mich immer noch nicht bewegen, weil ich viel zu großen Schiss habe.

Tränen der Verzweiflung, der Angst und der Pein laufen mir über das Gesicht. Langsam lasse ich meinen Kopf in den Nacken fallen, schließe meine Augen und schreie meinen Schmerz einfach hinaus, während ich mir mit meinen Fäusten gegen meine Oberschenkel boxe.

„Na los, sei kein Feigling, du hast nur diese eine Chance", murmle ich. Es ist schwer, genug Mut für den letzten Schritt zu finden, aber endlich schaffe ich es mich aufzuraffen und an die Kante des Daches zu gehen. Ich klettere auf den Sockel und sehe nach unten. Ich schlucke. Ich habe keine Höhenangst, aber jetzt schlägt mir das Herz trotzdem bis zum Hals, weil dort unten ein mit Felsen bestückter Abhang ist. Mein Körper zittert immer noch und doch bin ich fest entschlossen diesen Schritt zu machen. Ich will es endlich beenden. Will gehen, loslassen – ihn verlassen. Yoongi hatte recht gehabt. Der Tod ist die Erlösung aus dieser Hölle und jetzt stehe ich endlich an diesem Punkt – bereit zu gehen.

„Mum..." Ich schluchze auf, presse meine Hand gegen meine Brust.

„Dad..." Ich beiße mir so fest auf die Unterlippe, dass sie bricht und ich das Blut schmecken kann. Tränen laufen mir unaufhörlich über die Wangen und ich weiß, dass ich nur noch einen Schritt von der Erlösung entfernt bin.

„Verzeiht mir. Ich habe eine falsche Entscheidung getroffen. Eine, die ich nicht mehr zurücknehmen kann und die mich an diesen Punkt bringt..." Ich schlucke, ziehe meine Nase hoch und strecke dann meine Arme zu den Seiten aus. Ich bin bereit.

„Ich komme zu euch... fangt mich bitte auf...", schluchze ich, hebe meinen Fuß langsam an und mache einen Schritt nach vorne, während ich meine Augen schließe. In meinen Ohren rauscht es. Ich verlagere das Gewicht nach vorne und warte darauf zu spüren wie ich falle, doch es passiert nichts.

„Nein...", wimmere ich, als ich auf einmal die Arme um meine Hüfte wahrnehme. Als ich den warmen Körper an meinem Rücken spüre und den heißen Atem in meinem Nacken.

„Wo willst du hin?" Die Worte jagen mir einen fürchterlichen Schauer über den Rücken und ein dicker Kloß setzt sich in meiner Kehle fest. Ich schluchze auf, versuche mich aus dem Griff zu befreien, doch er ist so eisern und sein Stand so fest, dass ich nichts dagegen tun kann.

„Bitte lass mich gehen... bitte... Hope... bitte...", schluchze ich, drehe meinen Kopf, blicke ihm direkt in die Augen und sehe das gefährliche Glitzern in ihnen. Er wird mich nicht gehen lassen, ich weiß es genau und doch lasse ich mich von ihm in seinen Armen drehen, so dass wir nun Brust an Brust stehen. Er zieht mich fester gegen sich, weswegen ich leise aufkeuche und dann streicht er behutsam über meine Wange.

„Okay", haucht er mir mit sanfter und leiser Stimme zu, was mich überrascht meine Augen weiten lässt. Dann geht ein Ruck durch meinen Körper und wir fallen. Ich sehe ihn an, sehe das Leuchten in seinen Augen und sein Lächeln. Es ist breit, strahlend und ehrlich. Ich bin der Sonne auf einmal wieder so nah und weiß in diesem Moment ganz genau, dass er mich niemals gehen lassen wird, selbst im Tod nicht.

The End

The End

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.
Boy meets evil [JungHope/ KookHope]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt