P.O.V. Daniel
Samstag, 28.11.
Mit dem Blick auf den Boden gerichtet ging ich, nachdem ich mich umgezogen hatte, ins Athletendorf und ließ mich in unserer Hütte auf den Boden sinken. Top 30 nicht erreicht. Der Tag war zum Vergessen.Sonntag, 22.2.
K: „Bitte rede mit mir Dani. Wenn du nicht mit mir redest, kann ich dir nicht helfen." ich schwieg weiterhin. Ich wollte keine Hilfe. Mir konnte man nicht mehr helfen. Krafti seufzte und erhob sich aus der Hocke. Ich starrte weiter aus dem Fenster, ohne ihn nur etwas zu beachten. Von außen sah es so aus, als würde ich rein gar nichts denken, aber so war es ganz und gar nicht. Auf Stefans Frage, ob ich mit runterkommen wollte essen, antwortete ich mit einem kurzen Kopfschütteln. Kurze Zeit später war ich auch schon alleine und meine Tränen begannen zu fließen. Seit Wochen brachte ich nichts richtiges mehr im Wettkampf zusammen und landete nicht mehr unter den besten 30. Ich hatte meine späte Startnummer verloren und war mittlerweile schon bei jedem Springen unter den ersten 20 die sprangen. Wieso machte ich überhaupt noch weiter? Brachte eh nichts wie man sehen konnte. Ich saß noch weiter Minuten auf dem Fensterbrett, bis mich eine zufallende Tür hochschrecken ließ. Als ich aber Krafti sah, wandte ich meinen Blick sofort wieder ab und versank aus dem Fenster starrend wieder in Gedanken. Es war nicht so, dass ich ihn nicht mehr mochte oder dass er irgendwas falsch gemacht hatte, ich wollte einfach meine Ruhe haben.
K: „Willst du wirklich nichts essen. Du weißt selbst, dass du schon zu lange nichts mehr gegessen hast und es langsam wieder mal an der Zeit wäre deinem Körper ein paar Nährstoffe zu verabreichen. Denk daran, wie oft der Doc schon gesagt hat, dass, wenn du nichts isst, er dir die Nährstoffe über eine Infusion geben muss und wie sehr du vor Nadeln Angst hast." Die Worte ließen mich nachdenken, doch eine Reaktion gab ich nicht.
K: „Denk darüber nach." Sagte Stefan seufzend und dann hörte ich die Tür zufallen. Ich dachte doch schon längst darüber nach.P.O.V. Stefan
Ich machte mir ernsthafte Sorgen um Dani. Seit Wochen ging das schon so und es wurde kein bisschen besser, sondern immer schlimmer. Niemand kam an ihn rann. Er wollte einfach nicht reden. Seine Augen sahen so oft, wenn er mich einmal kurz anschaute, verweint aus, dass es mir das Herz in tausend Teile zerbrach und dass er fast nichts mehr aß, merkte man auch, denn er sah noch dünner aus als vorher. Fast schon abgemagert. Ich war der einzige, der ihm ab und zu noch ein Stück Brot unterjubeln konnte, doch auch das war schon viel schwerer geworden. Durch sein weniges Gewicht, hatte er immer wackeligere Landungen und deswegen wollten ihn die Trainer schon oft aus dem Weltcup nehmen, wovon er aber nichts wusste. Da ich aber wusste, dass das einen noch kaputter machen konnte, hab ich mich immer für ihn eingesetzt, jedoch war auch mir klar, dass Dani ganz dringend Hilfe brauchte und das möglichst schnell. Nach dem Abendessen nahm mich Swida mit in die Lounge des Hotels, um in Ruhe mit mir reden zu können. Worüber auch immer.
S: „Stefan...du weißt, dass das Trainerteam und ich uns schon lange einig sind, dass wir Daniel gerne aus dem Weltcup herausnehmen würden. Zumindest bis er wieder etwas an Gewicht zu nimmt, denn mit seinem aktuellen Gewicht ist es sehr riskant zu springen und ich schätze, dass dir das auch bewusst ist..." er war noch lange nicht fertig, das wusste ich, doch ich konnte mir diese Predigt nicht länger einfach nur anhören. Wer weiß wie lange er noch reden wollte. Also unterbrach ich ihn und fing an ihm meine Meinung zu präsentieren.
K: „Von mir aus nehmt Dani aus dem Weltcup, aber dann rechnet damit, dass ich meine Gesamtweltcupführung freiwillig opfere und bei Daniel bleib, egal wo er hinkommt, ob Continental Cup, Fis Cup oder sonst wo. Ich. Bleib. Bei. Ihm." meine Ansage schien ihn sehr überrascht zu haben, da ich normalerweise immer sehr ergeizig war was Gesamtweltcup anging, aber bei Daniel hörte für mich der Spaß auf. Nachdem er sich wieder erfangen hatte ergriff er wieder das Wort.
S: „Wenn du meinst kannst du gerne mit Daniel aus dem Weltcup aussteigen, aber rechne damit, dass du im Weltcup weit hinunterrutschen wirst, weil die Konkurrenz nicht schlecht ist. Die Entscheidung was mit dir passiert, liegt bei dir." ich nickte
als Antwort auf seinen letzten Satz und so gingen wir wieder zurück zu den anderen in den Speisesaal. Es war jetzt also fix. Daniel würde aus dem Weltcup heraus genommen werden und ich werde ganz sicher bei ihm bleiben. Am Tisch erzählte ich den anderen von unserem Gespräch und sie reagierten positiver als gedacht auf meine Entscheidung.