Jonas Schuster x André Fussenegger

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P.O.V. Jonas
Glücklich sitze ich neben André im Auto. Wir haben die Matura beide bestanden und sind nun auf dem Weg zu unserer Wohnung, die wir mit finanzieller Hilfe unserer Eltern im letzten Semester gekauft haben. Schon lange habe ich auf diesen Tag gewartet. In Stams waren wir nie gemeinsam in einem Zimmer und jetzt kann ich jede freie Sekunde bei ihm sein. Die Maturaphase hat mir enorme Kräfte gekostet und mir auch mindestens genau so viel Schlaf geraubt, da ich es in Mathe und Englisch nie einfach hatte. André hat es mir da immer viel einfacher gemacht. Er war immer ein Einser Schüler und hat mir beim Lernen immer so gut geholfen, wie er nur konnte. Dennoch fehlt mir der Schlaf deutlich. Die Prüfungen sind mittlerweile 3 Tage her und ich habe Zeit gehabt, meinen Schlafmangel aufzuholen. Das hab ich auch gemacht, jedoch merke ich nichts von einer Besserung und so schlafe ich auch recht bald im Auto ein.

Aufwachen tue ich, als mich André an der Schulter rüttelt. „Jonas, wach auf. Wir sind da." Erst einmal überfordert mit der Situation schaue ich mich um, bevor ich mit einem Gähnen zur Wohnungstür gehe. Drinnen schmeiße ich mich sofort auf die Couch, doch bevor ich eischlafen kann, kommt André ins Wohnzimmer. „Komm du kleine Schlafmütze. Heb dir noch etwas Schlaf für die Nacht auf und hilf mir beim Kisten ausräumen." André lächelt mich nur an und ich stehe widerwillig von der Couch auf. Vielleicht hat er ja recht und ich sollte mir wirklich noch Schlaf für die Nacht aufheben. Also helfe ich meinem Freund mit dem Auspacken der Kisten. Gegen späten Nachmittag haben wir den großteil der Kisten in Kästen, Regalen oder Schubladen verstaut. „Wollen wir eine Runde durch die Ortschaft spazieren? Es ist noch so schön hell und warm draußen und ich glaube dir würde ein bisschen mehr frische Luft sicher auch gut tun." André zieht mich in eine Umarmung und gibt mir einen Kuss auf den Haaransatz. Wie sehr ich diese Umarmungen vermisst habe. Nur unsere Eltern wissen von der Beziehung und so konnten wir im Internat deswegen nur sehr eingeschränkt unserer Beziehung freien Lauf lassen. Jetzt wohnen wir zusammen alleine in einer Wohnung und müssen nicht aufpassen, dass uns keiner sieht. „Jonas?" „Hm?" verwirrt schaue ich zu ihm hoch. „Ich habe gefragt ob wir noch eine Runde spazieren gehen wollen?" stellt er mir die Frage erneut. Als Bestätigung nicke ich und er löst sich aus der Umarmung, um sich die Schuhe anzuziehen.

*Zeitsprung 2 Monate*
Es sind jetzt gute 2 Monate vergangen und wir haben uns sehr gut eingelebt. André und ich fahren zum Training in Innsbruck. Ich habe jedoch schon den ganzen Tag ein Gefühl welches mir sagt, dass heute etwas passiert und ich nicht unbeschadet nach Hause komme. Gar nicht. Und das soll sich auch später bestätigen. Schon beim Aufwärmen unterlaufen mir viele unachtsamkeits Fehler. Ich reiße die Stange runter, ruiniere fast ein Hütchen, verlier mein Gleichgewicht auf dem Rollbrett und knöchel beim Trockenlanden fast um. Ich hoffe, dass das auf der Schanze dann nicht so läuft, sonst seh ich mich im Krankenhaus wieder.

Mit zittrigen Händen sitze ich am Balken oben und warte auf das Freizeichen. Während dem Sprung kann ich meine Gedanken sehr gut ausschalten und mich auf den Sprung konzentrieren. Soweit so gut. Jetzt kommt die Landung und ich hab dezent schiss davor. Ich zähle im Kopf bis drei, bis ich landen muss und versuche ordentlich zu landen. Doch wie mein Glück es eben will, überschneiden sich meine Skier und ich überschlage mich einmal. Bevor ich mit dem Kopf hart auf dem Boden aufkomme, spüre einen Schmerz im Knie und dann ist alles schwarz...

P.O.V. André
Lange muss ich nicht überlegen, bis ich weiß was ich machen muss. Durch meinen Bruder, der im Rettungsdienst arbeitet, weiß ich genau was ich in so einem Fall tun muss. Also wende ich mich Marco und Raffi zu, die gerade in meiner Reichweite stehen. „Marco, du wählst den Notruf und weist die Rettungskräfte ein. Raffi, du kommst mit mir mit." Dann laufe ich gefolgt von Raffi zu Jonas in den Auslauf. Sein Anblick lässt mich kurz stocken. Wie er da liegt und sein mit Blut verschmiertes Gesicht. Ich kann mich schnell wieder zusammenreißen und Knie mich neben ihn. Ich prüfe Puls und Atmung, was beides deutlich vorhanden war. Ich zeige Raffi, wie er den Kopf stabilisieren muss und nehme Jonas dann den Helm ab, damit der keine zu große Blockade für Raffi beim stabilisieren des Kopfes darstellt. Ich mache mich währenddessen auf die Suche nach der Ursache von dem Blut in seinem Gesicht. Die finde ich auch schnell. Knapp über der Augenbraue ziert ein kein zu knapper Schnitt sein Gesicht. Da diese relativ stark blutet, schicke ich Louis, der gerade von Marco zu uns geschickt wurde, um einen Erst-Hilfe-Kasten. Der rennt auch sofort los und kommt eine Minute später auch schon wieder. Ich krame eine Kompresse hervor und bete Louis sie auf die Wunde zu drücken. Lange müssen wir dann zum Glück nicht mehr warten und wenig später kommt Marco mit den Sanis und dem Notarzt zu uns. Die vier begrüßen uns und mein Bruder streicht mir einmal aufmunternd über die Schulter. Ich setzte mich etwas abseits im Auslauf auf den Boden. Das Adrenalin, welches von Anfang an in mir ausgeschüttet wird, lässt langsam nach und genau so langsam steigt meine Sorge um Jonas. Er ist seit einer guten halben Stunde bewusstlos und macht keine Anstalten wach zu werden. Marco setzt sich neben mich und nimmt mich in den Arm. Meinen Kopf lasse ich gegen seine Brust sinken und schaue gedankenverloren zu dem Szenario vor mir. Mein Bruder kommt auf uns zu mit einem beruhigendem Lächeln im Gesicht. „Keine Sorge er ist nicht in Lebensgefahr. Ich muss nur eins wissen, irgendwelche Vorerkrankungen oder Medikamente?" - „Nein.", mein Bruder nickt und geht dann wieder. Er ist nicht in Lebensgefahr, er ist nicht in Lebensgefahr. Das versuche ich meinem Hirn beizubringen. Jedoch funktioniert das nicht so ganz. Was ist, wenn seine Werte plötzlich absteigen und in einen bedrohlichen Zustand geraten? Was ist, wenn er nie wieder laufen kann, wenn die Wirbelsäule bei dem Purzelbaum geschädigt wurde. Nach einer geraumer Zeit kommt mein Bruder wieder zu mir. Jedoch nicht mehr so entspannt wie vorher und das bemerke ich sofort. „Also hör zu. Mach dir bitte nicht zu viele Sorgen. Noch ist sein Zustand stabil, allerdings vermuten wir eine Innere Blutung. Daher müssen wir jetzt so schnell wie möglich ins Krankenhaus. Ich bitte euch nachher langsam und vorsichtig nach zu kommen. Ich möchte euch nicht auch noch von der Straße aufsammeln, verstanden?", sowohl Marco, als auch ich nicken.

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