Kapitel 10

1K 133 96
                                    

Als ich Zuhause ankam, nahm ich die Stimmen meiner Eltern wahr, die aus der Küche kamen. Nachdem ich mich in meinem Zimmer in bequemere Sachen gestopft hatte, lief ich zu ihnen in die Küche.

,,Oh, hey'' entgegnete mir meine Mutter. Ich musterte sie und meinen Vater. Sie hatten noch immer ihre Arbeitsklamotten sowie Schuhe an.
,,Ich nehme an, dass ihr nicht lange bleibt?'' entfuhr es mir daraufhin.

Sie kam auf mich zu und gab mir einen mütterlichen Kuss auf die Stirn, während sie meinen Kopf in ihren Händen dabei hielt.
,,Nein, tut mir leid. Wir müssen gleich schon wieder los, aber du kannst doch George und Nick einladen, damit du nicht so alleine bist'' versuchte sie mich damit aufzumuntern.
Dabei waren George und ich momentan nicht wirklich gut miteinander zu sprechen.
,,Sicher...'' murmelte ich nur.

,,Sobald du in die Firma mit eingestiegen bist, wirst du schon verstehen, weshalb wir kaum noch Freizeit haben'' fing mein Vater wieder an.
,,Ohne Fleiß - '' fuhr er fort, doch ich unterbrach ihn.
,,Kein Preis, schon klar'' Als er sich seinen Aktenkoffer schnappte und sich umdrehte, verdrehte ich meine Augen.

Ich lag in meinem Zimmer auf meinem Bett und starrte gegen die Decke, während ich Musik über mein Headset hörte. Ich fühlte mich merkwürdig, so leer. Ich verbrachte so gut wie 24/7 mit den zwei Idioten oder zumindest einem von beiden, doch Nick schien nicht begeistert von mir zu sein und George...

Seufzend richtete ich mich auf. Nick hatte recht, ich sollte mit George unbedingt sprechen. Doch was sollte ich ihm denn sagen? Was wollte er von mir hören? Dass ich ihn auch lieben würde? Fuck, nein. Natürlich liebte ich ihn - auf brüderlicher weise, aber doch nicht in dieser Hinsicht. Ich könnte niemals einen Typen lieben.

Es vergingen weitere Minuten, in denen ich einfach nur auf meinem Bett lag, Musik hörte und gegen die Decke starrte.
Irgendwann kam ich an einem Punkt an, an dem ich keine Lust mehr hatte und ruckartig aufstand. Ich schnappte mir meine Hausschlüssel, mein Handy, schlüpfte in meine Schuhe und machte mich auf den Weg zu George - diesmal durch die Haustüre.

Seine Mutter, Melanie oder wie wir sie gerne nannten - Mell, machte mir die Haustüre auf.
,,Clay'' kam es überrascht von ihr.
,,Seit wann benutzt du denn wieder die Haustüre?'' scherzte sie. Natürlich bekam sie davon mit, wenn ich mich immer plötzlich in ihrem Haus befand, sie mich jedoch nie durch die Haustüre kommen sah.
,,George hat sein Fenster zu'' log ich, woraufhin sie auflachte und mich hereinbat.

,,Kann ich dir etwas zu trinken anbieten?'' fragte sie mich, während ich ihr in die Küche hinterherlief.
,,Nein, aber danke'' antwortete ich ihr.
,,Ist George oben?'' fragte ich.
,,Wenn er nicht plötzlich verschwunden ist, müsste er oben sein'' fing sie an und lachte erneut leicht auf.
,,Von ihm kam noch kein Mucks, seitdem er wieder hier ist'' fuhr sie fort.

Nun schien ihr Blick aber ernster zu werden, als sie mich genauer anschaute.
,,Ist in der Schule etwas vorgefallen?'' fragte sie nun.
,,Nein, er ist vermutlich nur wegen des Sportunterrichtes müde'' antwortete ich mit einem aufgezwungenem Lächeln.

Nachdem ich mit ihr noch ein paar Sätze gewechselt hatte, lief ich mit langsamen Schritten die Treppe zu George hinauf.
Ich stand vor seiner Zimmertüre, sie war zu. Ich klopfte, doch es kam keine Antwort. Deshalb beschloss ich, sie einfach zu öffnen.

Sein Zimmer war relativ dunkel. Kein Licht - nichts war an. Sein Fenster war tatsächlich zu und seine Vorhänge hatte er gut davor gezogen, dass kaum Licht hereinschien. Ich schaute mich um und konnte ihn so nirgends sehen, als ich zu seinem Bett schaute und ihn dort drinnen liegen sah - er schlief.

Ich lehnte mich gegen seinen Schreibtisch und starrte ihn an. Er sah so friedlich aus. Ganz anders, als ich ihn heute Morgen zuletzt erlebt oder gesehen hatte.
War es meine Schuld, dass es ihm schlecht ging? Hätte ich doch irgendetwas sagen sollen, ganz egal was?

Ich senkte meinen Blick, als ich Georges Stimme plötzlich hörte.
,,Clay?'' kam es mit verschlafener Stimme von ihm. Ich schaute ihn an.
,,Was tust du hier? Wie bist du hier hereingekommen?'' fragte er mich, nachdem er zu seinem Fenster geschaut hatte.

,,Ich hab die Haustüre benutzt'' entgegnete ich ihm und grinste, da es immer ein kleiner Witz mit dem Fenster und der Haustüre zwischen uns war, doch er schien nicht in Stimmung für Witze zu sein.
,,Ich wollte mit dir reden'' sagte ich schließlich.


Kommunikation ist der Schlüssel.
Ob das aber auch hier der Fall sein wird, sehen sie in der nächsten Folge von: Despised!




DespisedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt