Kapitel 16

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Zu George hatte ich es an dem späten Abend nicht mehr geschafft. So musste ich ihn am Morgen in der Schule abfangen.
Ich betrat das Schulgelände und sah wenige Meter vor mir, wie George gerade in das Schulgebäude hineinlief. Mit schnelleren Schritten lief ich ihm hinterher und tippte ihm auf die Schulter.

Er drehte sich um und schaute mich an.
,,Können wir kurz reden?'' fragte ich ihn.
,,Clay...ich hab doch gesagt - '' fing er an, doch ich unterbrach ihn.
,,Kannst du einfach bitte mit dieser Abstands-Scheiße aufhören und mit mir reden? Du wirst schon bald genug Abstand von mir haben'' entfuhr es mir.

Irritiert starrte er mich an.
,,Was soll das bedeuten?'' fragte er.
,,Meine Eltern ziehen für eine Weile nach London und ich muss mit'' antwortete ich ihm.
Seine Augen weiteten sich, während er mich mit einem leeren Blick anstarrte.

Für einen kurzen Moment senkte er seinen Blick, bevor er mich wieder anschaute.
,,Und worüber willst du jetzt reden?'' fragte er mich, als wäre ihm völlig egal, was ich ihm vor wenigen Sekunden erzählt hatte.

,,Ist dir das wirklich so egal, wie du es gerade vorgibst?'' fragte ich ihn daraufhin.
,,Was willst du denn hören, Clay?'' fing er an.
,,Ändern kann es doch sowieso niemand'' fuhr er fort. Fassungslos starrte ich ihn an.
,,Wow, okay verstehe...'' entfuhr es mir.

,,Dann fällt dir das ignorieren bestimmt leichter, nicht wahr?'' fragte ich ihn.
,,Das ist dein Problem'' fing er diesmal an.
,,Du denkst, ich will dich ignorieren, aber denkst du auch vielleicht einmal daran, dass ich einfach auf Abstand gehe, weil mich deine Anwesenheit zurzeit einfach viel zu sehr mitnimmt?'' fuhr er fort.

Nun schaute ich ihn irritiert an.
,,Weshalb?'' fragte ich.
,,Weshalb?'' murmelte er mir entsetzt nach.
,,Sei in jemanden verliebt, der deine Liebe nicht erwidert, dann wirst du es verstehen können'' sagte er und wollte gehen, doch ich hielt ihn am Handgelenk fest.

,,Ich bin noch nicht fertig'' sagte ich.
,,Aber ich'' entgegnete er.
Er schaute mich mit einem Blick an, der mir verriet, dass er mir etwas sagen wollte, was auch schneller kam, als gedacht.

,,Was versuchst du hier eigentlich ständig?''
,,Versuchst du deine Freundschaft zu retten oder dein Gewissen? Mir kommt es nämlich so vor, als hättest du keine Ahnung von dem, was du tust!'' Seine Stimme erhob sich.

,,Unsere Freundschaft'' antwortete ich ihm.
,,Dann tu mir doch den Gefallen und lass es einfach gut sein, wenn ich sage, dass ich etwas auf Abstand gehen möchte'' entgegnete er und drehte sich erneut um, doch dieses Mal hielt ich ihn nicht auf.

Statt in die Klasse zu laufen, lief ich nach Hause. In kürzester Zeit würde ich sowieso nicht mehr hier sein, warum sollte ich dann diese paar Tage noch zur Schule gehen?

Zu Hause angekommen, schmiss ich meinen Rucksack in die Ecke und setzte mich auf mein Bett. Ich zog mein Handy aus der Hosentasche und checkte ein paar Apps. Ich bemerkte, wie unruhig ich war, denn mein Bein zitterte.

Ich setzte mich wieder aufrecht auf die Bettkante und stützte mich auf meiner Hand ab, während mir die Sache mit George vorhin nicht mehr aus dem Kopf ging.
Mein Herz schlug merkwürdig schnell, das hatte ich noch nie.

Zugegeben schmerzte es, dass er mich nun von sich stieß, war so etwas aber nicht normal? Er war schließlich mein bester Freund.
Mein Gefühl sagte mir jedoch, dass es nicht nur daran lag.

Für eine Sekunde schlich sich der Gedanke ein, ob ich etwas für George empfinden könnte, doch sofort stieß ich diesen Gedanken wieder von mir.
Ich stand nicht auf Typen, da war ich mir ziemlich sicher.

Aber weshalb konnte ich ihn sonst nicht in Ruhe lassen?
Verdammt, noch nie in meinem Leben war ich so hoffnungslos verwirrt wie jetzt.


Well...muss ich dazu etwas sagen? 😂


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