Kapitel 11

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TW: Missbrauch

George's PoV

Langsam wurde ich wach und öffnete meine Augen. Ich war doch tatsächlich eingeschlafen. Noch nicht völlig wach starrte ich auf den Boden und sah, dass dort jemand stand. Ich richtete meinen Blick nach oben und starrte in Clays Gesicht.

,,Clay?'' kam es mit verschlafener Stimme von mir. Er schaute mich an.
,,Was tust du hier? Wie bist du hier hereingekommen?'' fragte ich ihn, nachdem ich zum Fenster geschaut hatte.

,,Ich hab die Haustüre benutzt'' entgegnete er und grinste. Ich war momentan jedoch nicht wirklich in der Stimmung, um auf den Witz zwischen uns anzuspringen.
,,Ich wollte mit dir reden'' sagte er schließlich.
Ich setzte mich auf meine Bettkante und schaute ihn erwartungsvoll an.
,,Okay, dann rede'' murmelte ich.

Er schien noch immer nicht wirklich zu wissen, was er hätte sagen sollen.
,,Ich wollte dir nur sagen, dass es völlig okay für mich ist, dass du - '' er machte eine kurze Pause und sprach weiter.
,, - auf mich stehst''

,,Ist das so?'' fragte ich und schaute ihm in die Augen, doch er vermied den Augenkontakt noch immer.
,,Ich sehe etwas anderes'' fing ich an.
,,Du kannst mir doch nicht einmal jetzt in die Augen schauen, so wie du es heute Morgen auch nicht mehr konntest'' fuhr ich fort.

Nun schaute er mir das erste Mal wieder wirklich in die Augen.
,,Nein...es ist nur - '' ich unterbrach ihn.
,,Was? Dass du nun weißt, dass dein bester Freund nur eine weitere Schwuchtel ist?''
Ich stand auf und lief zu meiner Türe.
,,Lass es einfach gut sein, wenn du damit nicht klarkommen kannst'' murmelte ich, bevor ich hindurch und in mein Badezimmer am Ende des Flures lief.

Im Badezimmer schnappte ich mir meine Zahnbürste und fing mir an, die Zähne zu putzen. Ich hätte damit gerechnet, dass Clay wieder gehen würde, doch im Augenwinkel sah ich, dass er mir hinterhergelaufen war.

,,Es tut mir leid, George'' fing er erneut an.
,,Es hat nichts mit dir zu tun, wirklich. Es ist nur, dass dieses Wissen einfach neu für mich ist'' fuhr er fort und kratzte sich am Hinterkopf.

,,Ändert es aber was an der Sache, dass du Schwule förmlich ohne jeglichen Grund hasst? Kannst du dir eigentlich vorstellen, was es für ein Gefühl ist, wenn dein bester Freund, auf den du gleichzeitig stehst, neben dir Schwule beleidigt, während du auf ihn stehst?'' fragte ich ihn.

Er senkte seinen Blick, als hätte ich irgendeinen wunden Punkt bei ihm getroffen.
,,Wer sagt, dass ich diese Leute ohne Grund verachte?'' nuschelte er. Irritiert starrte ich ihn an.
,,Was soll das bedeuten?'' fragte ich ihn verwirrt, doch er gab keine Antwort und hielt seinen Blick noch immer gesenkt.
,,Clay'' sagte ich seinen Namen.
,,Schon gut'' nuschelte er nun deutlich leiser als er es vorhin schon tat. Plötzlich ging er einfach.

Ich trocknete mir den Mund ab und lief ihm hinterher. Ich legte meine Hand auf seine Schulter und stoppte ihn somit beim Laufen.
,,Was meintest du mit eben?'' fragte ich ihn noch einmal.

,,Vergiss das einfach wieder'' sagte er. Seine Stimme klang plötzlich so brüchig. Ich bemerkte sofort, dass es irgendetwas gab, wovon ich nichts wusste.
Ich stellte mich vor ihn und schaute ihn an.

,,Du bittest mich immer, mit dir zu reden'' fing ich an.
,,Jetzt bitte ich dich, mit mir zu reden'' Er schaute mich an, seine Augen schienen Tränen zu unterdrücken.

Inzwischen waren wir nicht mehr in meinem Flur, sondern in meinem Zimmer. Noch immer wartete ich darauf, dass er mir sagen würde, was er vorhin meinte. Ich versuchte ihn jedoch auch nicht unter Druck zu setzen.

,,In der Grundschule, bevor ich zu euch auf die Grundschule gewechselt hatte, wurde ich von meinen männlichen Klassenkameraden nach dem Sportunterricht in die Duschkabine gezogen'' fing er nun an. Meine Augen weiteten sich bereits, nachdem was er schon erzählt hatte.

,,Sie waren zu viert, ich alleine. Zwei von ihnen hielten mich unter der Dusche fest, während ein anderer von ihnen den Knopf der Dusche gedrückt hielt, damit das Wasser laufen würde. Der letzte zog mir meine Sachen aus, dass ich nur noch meine Boxershorts trug, während die anderen mich auslachten und anfingen überall anzupacken'' Ich sah, wie er anfing zu zittern, während er erzählte.

,,Kannst du dir vorstellen, was das mit einem kleinen Kind anrichtet? Was es für Spuren in der Psyche hinterlässt?'' fragte er mich nun.
,,Seitdem habe ich es gehasst, wenn ich zwei Typen sah, die sich gegenseitig anhimmelten, anpackten, küssten oder betatschten...je älter ich wurde, desto größer wurde der Hass diesen Menschen gegenüber...'' Er seufzte.

Wie konnte es sein, dass er uns das nie erzählt hatte? Dass wir nie davon mitbekommen hatten? Ich hatte all die Jahre gedacht, dass er nur ein weiteres homophobes Arschloch wäre, doch hinter seinem Verhalten steckte mehr, als man je hätte ahnen können.

,,Klar mache ich selbst hin und wieder trotz allem den einen oder anderen schwulen Witz unter uns, aber lieben oder jemals noch einmal von einem Typen so angefasst zu werden...das kann ich nicht, George'' Er schaute mir fest in die Augen. Damit wollte er wohl sagen, dass er meine Gefühle nicht erwidern konnte oder jemals könnte.

Ich lief auf ihn zu und zog ihn erst einmal in eine feste Umarmung.
,,Es tut mir so leid'' entschuldigte ich mich bei ihm. Ich wünschte, dass ich ihm diese Frage schon viel früher gestellt hätte.

Clay spielte immer den tapfersten von uns dreien und im Nachhinein war es auch wirklich. Obwohl er als Kind so ein Trauma erlebt hatte, hatte man ihm nichts angemerkt. Von alleine wäre ich niemals auf die Idee gekommen, dass ihm so etwas Schreckliches passiert war, denn er schien mir immer wie eine Person, mit der man sich besser nicht anlegen wollte.


Hättet ihr gedacht, dass hinter dem homophoben Verhalten von Clay was steckt? 👀

Ich hab es schon länger nicht mehr erwähnt, aber auf meinem Profil befindet sich noch immer der Discord Link zum Discord Server, wenn ihr beitreten wollt! :D
Dort bin ich, so wie viele von euch, sehr aktiv! ^^


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