Kapitel 12: Neustart

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Hallo zusammen! Ich hatte heute einen Anflug von Motivation und Zeit also habe ich ein neues Kapitel für Euch. :) ich wünsche Euch viel Spaß beim Lesen :)

Die ersten Sonnenstrahlen erfüllten den sonst so dunkel wirkenden Raum. Ein seufzen war zu vernehmen, das rascheln einer Bettdecke, in der sich der junge Engel noch einmal umdrehte. Noch ein paar Minuten ... doch im nächsten Moment saß er hellwach im Bett und starrte verwirrt das große Fenster an, welches gegenüber des Bettes war.

Er blinzelte einmal, zweimal ehe die Erinnerungen des vergangenen Abend wieder zurück in seinen Kopf krochen und er sich stöhnend zurück ins Bett fallen lies. Das er seine Flügel gerade ungünstig einquetschte, merkte er, störte ihn aber nicht groß, sie waren eh nutzlos in seinen Augen.

Noch ein paar Minuten blieb er so liegen, betrachtete den schwarzen Samt Vorhang, welcher das Bett umrundete. Wieder ein seufzen, ehe er sich rumdrehte, sich wiederwillig aus der Decke quälte und zum Bettrand rutschte. Noch immer halb schlafend wollte er nach seiner Kleidung greifen, welche er auf den Boden hatte liegen lassen, doch er griff ins leere.

Verwirrt blinzelte er und sah dort hin, doch seine Klamotten waren nicht mehr da. „Was..?" fragte er sich, ehe er sich am Hinterkopf kratzte und aufstand. Vielleicht auf der anderen Seite? Hatte er sich so vertan? Er wusste es nicht, doch ehe er aufstand, die ihm der Stuhl auf, der an der Wand neben dem Bett und Nachtisch stand, worauf neue schwarze Klamotten lagen.

Verwundert ging er die drei Schritte dort hin und sah sich um. Hatte ihn wirklich jemand Nachts besucht? Langsam strich er über den Stoff. Es war zum Teil mit Leder verbunden. Er nahm das Oberteil in die Hand. Es war langärmlig, hatte an den Unterarmen und im Brustbereich Leder eingearbeitet. Er legte es zur Seite und nahm die Hose in die Hand. Auch hier war Leder eingebaut im Schritt, an den Seiten am Oberschenkel und an den Schienbeinen. Als er es so vor sich hielt, fragte er sich ob er da überhaupt rein passte.

Aber es lag da, also sollte es wohl für ihn gedacht sein. Die Hose wieder zur Seite legend, nahm er wieder das Oberteil in die Hand und schlüpfte rein. Er brauchte ein bisschen, bis er die Flügel durch die Öffnung gequetscht hatte, aber es ging. Es fügte sich geschmeidig an seinen Körper, fühlte sich fast an wie eine zweite Haut an. Sehr positiv überrascht davon, schlüpfte er auch in die Hose, welche genau das gleiche Gefühl verbreitete. Obwohl es so eng aussah, kam er ohne Probleme rein und es fühlte sich einfach nur herrlich an.

Auch neue Schuhe hatte er bekommen. Es waren eher Stiefel, aus purem Leder welche er Binden musste. Als er rein schlüpfte seufzte er zufrieden. Als würde er auf Wolken laufen, und schwer waren sie auch nicht, obwohl sie so aussahen. Schnell gebunden erhob er sich wieder. Er lief etwas im Raum umher, überlegte wie die Klamotten zur ihm gefunden hatten. Hatte er wirklich so fest geschlafen? Er ging ins Badezimmer, wo ein großer Spiegel an der Wand war und musterte sich in den Klamotten. Es war ungewohnt und doch stand es ihm perfekt. Seine goldenen Augen stachen hervor. Adriel lächelte schwach, ehe er die Bürste nahm und sein Haargummi aus dem Zopf zog. Seine Haare fielen im wirr ins Gesicht und er seufzte ehe er sie mit der Bürste zu bändigen versuchte. Wie immer hatte er morgens mit zahlreichen Knoten zu kämpfen, welche er mühselig einen nach dem anderen auskämmte.

Die Bürste war aus schwarzen Holz gefertigt worden. Woraus die Bürstenhaare waren, konnte er nicht definieren. Wie lange es dauerte, bis seine Haare wieder so herrlich weich waren wie er sie kannte, wusste er nicht, aber es war auch egal. Er nahm sie in die Hand, kämmte sie zusammen, ehe er sich einen neuen Pferdeschwanz machte. Eine Strähne vorne links lies er raushängen. Ein Lächeln zierte sein Gesicht, ehe er die einzelnen Haare, welche sich in der Bürste verfangen hatten, rausholte und in den Papierkorb warf, welcher neben dem Waschbecken war.

Die Bürste legte Adriel an seinen Platz zurück, ehe er sich noch einmal im Spiegel ansah, nickte und dann ging. Er sah sich im Schlafzimmer kurz um, ehe er zum Fenster ging und raussah. Hier würde er also sein Leben nun verbringen. Schulterzuckend, öffnete er das Fenster etwas, damit der Raum gelüftet wurde, ehe er zur Tür schritt. Adriel hatte sich auf jeden fall vorgenommen den Hohen Engel Amia zu fragen, wo seine Klamotten abgeblieben waren. Doch er fühlte sich in den neuen Klamotten auch wirklich wohl, also war es fast schon egal.

Als Adriel die Tür geöffnet hatte, überlegte er kurz wo er wieder lang musste. Doch schnell fiel es ihm ein und er folgte einfach dem roten Teppich. Am Ende des Flurs bog er rechts ab, und ging den Gang weiter bis er wieder im großen Saal ankam. Sofort kamen ein paar Engel auf ihn zu, grüßten ihn, wünschten einen Guten Morgen und fragten ihn, wie er den geschlafen habe.

Dezent überfordert damit starrte er die Engel einfach nur an, ehe er schief lächelte und leise mit „Gut" antwortete. Das lachen des einen Engels wirkte garnicht böse, sondern irgendwie erwärmte es sein kleines Herz noch etwas und lies ihn sich gut fühlen. „Komm Amia wartet schon auf dich. Ab heute hast du viel vor Adriel." sie nannten ihn zwar bei seinem „menschlichen" Namen, wobei alle hier wusste wie er eigentlich hieß. Doch sie hatten von den Hohen Engel die Anweisung bekommen, ihn so lange Adriel zu nennen, bis Adriel selbst sagte, er würde so nicht mehr heißen.

Adriel nickte, ehe er durch den Saal durchging und zu dem Tisch ging, wo er am vorherigen Abend schon gesessen hatte. Etwas unschlüssig sah er den Stuhl an, ehe er ein „Setz dich ruhig", von der Seite vernahm und sich setzte. Sein Blick ging zu der Frau, welche ihn anlächelte. „Guten morgen Adriel." er erwiderte das Lächeln. „Guten Morgen Hoher Engel Amia." Er sah den Tisch an, wo wieder lauter Teller mit Besteck gedeckt war. „Gleich kommen wieder die Feen und bringen uns das Frühstück." Adriel lächelte. Heute würde er auch etwas Essen. Sein Blick fiel auf den Engel, welcher auf die zukam. Es war Ariel, der hohe Engel, der am Abend zuvor die Rede gehalten hatte. Als er bei ihnen war, lächelte er in die Runde und wünschte auch einen Guten Morgen. Wie im Chor, kam die Antwort von den anderen und Adriel schmunzelte. Hier wirkte es alles irgendwie wie eine große Familie und er war nun ein Teil davon.

Die Schwingen des AußenseitersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt