Kapitel 2

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In meinem Hals hatte sich ein Klos gebildet. Hartnäckig hatte er sich festgesetzt und verursachte üble Halsschmerzen. Ich war mir gar nicht mehr so sicher, ob ich das alles hier überhaupt noch machen wollte.

''Nehmen Sie doch platz.'' Der Unbekannte, der in einem Anzug steckte, hatte sich kurz gestellt, mir seine Hand hingehalten und deutete kurz darauf auf einen der vielen freien Stühle, genau ihm gegenüber.

Unentschlossen setzte ich mich auf den dunkelgrauen Stuhl, hoffte innerlich, dass Luca verschwinden würde und meine beste Freundin bei mir bleiben würde, allerdings schien mein erster Wunsch nicht in Erfüllung zu gehen. Fast zeitgleich beobachtete ich, wie Tess den Stuhl neben mir besetzte und wie sich Luca wieder auf seinen Platz von vorhin fallen ließ.

''Da wir jetzt vollständig sind, können wir ja anfangen.'', meinte Luca knapp und blätterte in einer dünnen, schwarzen Mappe. ''Oder wollen Sie, Herr Groß, noch etwas wissen?'' Ich wusste, dass Luca innerlich etwas ähnliches wie 'oder wollen Sie die ganze Sache abblasen?' sagen wollte, allerdings schien seine Professionalität die Abneigung gegenüber mir zu überdecken.

''Nein, nein. Alles, was ich und vor allem mein Schützling wissen müssen, steht in ihrer Akte.'' Auch der Mann im Anzug kramte in seinen Unterlagen, bevor mir die beiden einen kleinen Stapel von Papier überreichte. Meine beste Freundin neben mir rutschte vor Nervosität auf ihrem Stuhl hin und her, beruhigte sich aber nach einem strengen Blick ihres Lovers wieder und schaute beschämt auf ihre Finger.

Noch immer unentschlossen und voller Zweifel schossen unterschiedliche Gedanken durch meinen Kopf. Nervös tippte ich mit meinen Fingerspitzen auf dem Glastisch herum. Vor mir das Stück Papier, welches mit vielen, kleinen Buchstaben bedruckt war und es mir fast unmöglich machte, irgendwas innerhalb dieser wenigen Minuten zu lesen. Einzig und allein das Wort 'Unterschrift' konnte ich klar und deutlich unter diesem Strich erkennen.

''Komm schon, Cat.'' Diese unbekannte und doch so vertraute Stimme drang an mein Ohr. ''Das wird deine Karriere voll in Schwung bringen.'' Ich schluckte um den Klos, der sich immer noch in meinem Hals festgekettet hatte, loszuwerden, ehe ich meinen Blick von dem Papierstück wendete und zwischen den beiden Männern, die auf der anderen Seite des Tisches saßen, hin und her schaute.

''Wie lang muss ich das Durchziehen?'' Mir war klar, dass ich nicht lange bei irgendeinem widerlichen Kerl durchhalten würde und mich ein Vertragsbruch am Ende tausende von Euros kosten würde, also musste ich unbedingt die aller niedrigste Grenze dieser Laufzeit fordern.

''14 Monate.'', meinte Luca knapp, fast schon unhöflich. Allerdings schien auch nur ich diese Tonlage zu erkennen.

''10 Monate. Höchstens.''

''Nein, 14 Monate. Da gibt es nichts mehr dran zu schrauben.''

Ich schnaubte. Das war mehr als ein Jahr. Ein Jahr, in dem ich meine Freiheit aufs Eis legen musste. Nur, damit der Vertrag nicht gebrochen wurde und ich mein hart erkämpftes Geld nicht aus dem Fenster schmeißen müsste.

''Sie macht es.'' Tess griff nach einem Kugelschreiber und drückte ihn mir in die Hand. ''Unterschreibe schon, Cat, du würdest es bereuen, wenn nicht.''

Sie hatte recht. Ein Angebot wie dieses bekam man nicht oft, wenn nicht sogar gar nicht. Eigentlich konnte ich mich glücklich schätzen, oder? Außerdem hat sich selbst Luca dafür eingesetzt, dass ich dieses Angebot überhaupt bekam. So etwas auszuschlagen wäre doch total schwachsinnig...

Ohne mir weitere unnötige und zweifelnde Gedanken zu machen setzte ich meine wirklich ordentliche und gut lesbare Schrift auf den dünnen schwarzen Strich, unter dem mein Name in kleinen Buchstaben stand.

14 Monate. Mit einem mir unbekanntem Typen. Das konnte ja was werden.


Black Ink (#Wattys2015)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt