Kapitel 5

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Verwirrt schloss ich meine Wohnungstür auf. Mir war total übel nach dem Gespräch von vorhin. Hatte ich mir jetzt allen ernstes einen Stalker angelacht? Aus Gewohnheit griff ich nach meinem Handy und tippte die Nummer, die ich schon auswendig konnte, in mein Handy ein.

''Tess, ich hab Angst.'' Das war meine Begrüßung, als sie endlich abnahm.

''Wovor?'', fragte sie besorgt und dennoch etwas überrascht. Es geschah nicht oft, dass ich ihr sagte, ich hätte Angst. Generell hatte ich noch nie wirklich Angst, war noch nie in irgendeiner Situation, die in mir Panik verursachte.

''Na, ich war bis gerade eben noch unterwegs und irgendwie, keine Ahnung wieso, ist plötzlich ein Typ aufgetaucht, wollte ein Gespräch anfangen. Du kennst mich, ich bin nicht wirklich darauf eingegangen, wollte schnell wieder weg. Allerdings war er irgendwie schneller als ich und hat mich innerhalb von kurzer Zeit wieder eingeholt. Tess, er meinte, wir wären so was wie Freund und Freundin. Sind solche Sachen nicht irgendwie immer in Dokumentationen über Stalker? Ich hab Angst, dass ich jetzt auch so ein Opfer bin!'' Es sprudelte alles aus mir heraus, ich redete wie ein Wasserfall, ziemlich schnell und fast ohne Unterbrechungen. Ich fragte mich, ob mich Tess überhaupt verstanden hatte. ''Daraufhin hab ich geguckt wie ein Pferd wenn es Blitz und hab mich einer vorbeiströmenden Menschentraube angeschlossen. Jetzt bin ich wieder in meiner Wohnung und-'' Ich konnte meine Rede nicht beenden, denn ein Lachen am anderen Ende unterbrach mich. Es stammte nicht von Tess, sie würde mich nie auslachen, besonders nicht, wenn ich total aufgelöst war. ''Luca?! Mannn, Tess, warum bist du bei dem Affen?''

''Bin ich nicht, bin noch im Büro.'', antwortete sie. ''Es tut mir leid, ich hab nicht bemerkt, dass jemand zuhört...''

''Caitlin, ich wusste zwar schon immer, dass du nicht die Schlauste bist, aber mit so viel Dummheit hab ich jetzt nun auch nicht gerechnet!'' Luca hatte sich mittlerweile das Telefon meiner besten Freundin geschnappt und lachte in den Hörer.

''Das Gespräch geht dich 'n Scheiß an, gib Tess ihr Handy zurück.'', murmelte ich. Mir war eigentlich ziemlich egal, was er von mir hielt, allerdings war ich schon ziemlich neugierig, was er damit meinte. Natürlich ließ ich mir das alles nicht anmerken, passte ja auch nicht zu mir.

''Der Typ, der dich da angesprochen hat, war Julian. Julian Draxler. Fußballspieler bei Schalke und der Nationalmannschaft und um etwas genauer zu werden: Dein Freund für die nächsten 14 Monate.'' Belustigung lag in seiner Stimme, als mir alles wie Schuppen von den Augen fiel.

''Der?!''

''Oh, Cat, Süße. Sag mir nich, dass euer erstes Treffen wirklich so schlecht verlief...'' Tess hatte sich jetzt wohl wieder den Hörer zurück erobert.

''Naja, also... Irgendwie schon?'' Ich hörte mich fast kleinlaut an. ''Aber das liegt nicht an mir! Der ist aufgeblasen wie sonst was, denkt er sei was besseres. Um ehrlich zu sein weiß ich nicht, wie ich das mit dem mehr als ein Jahr lang aushalten soll.''

''Du hast ein Vertrag, Caitlin, es ist deine Pflicht neben ihm zu stehen und ihn zumindest in der Öffentlichkeit anzuhimmeln, als sei er der tollste Mann, den du kennst.''

Und obwohl ich Luca nicht ausstehen konnte, hatte er Recht. Ich bin mit der Unterschrift eine Pflicht eingegangen, der ich jetzt nur schwer aus dem Weg gehen konnte. Ich musste meine Schauspielkünste unter Beweis stellen, egal, wie viele Nerven mich das kosten würde.

Black Ink (#Wattys2015)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt