Kapitel 1

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Müde wärmte ich meine Hände mit dem Pappbecher in meiner Hand, der mit Kaffee gefüllt war. Die Luft um mich herum wurde von den vielen, rauchenden Morgenmenschen verpestet, während ich durch die Straßen lief. Ich hatte das Gefühl, dass meine Finger jeden Moment abfallen würden, als mir eine weitere, eiskalte Windböe entgegen kam. Meine Schritte wurden immer schneller, in der Hoffnung schnellstmöglich in ein warmes Gebäude treten zu können.

''Cat, oh mein Gott, ich dachte du kneifst!'' Ich kniff meine Augen zusammen, zu schrill war die Stimmlage meiner besten Freundin am Morgen, doch sie schien es herzlich wenig zu interessieren. Mit einer viel zu großen, dunkelblauen Jacke stand sie vor einer Glastür und schloss mich in ihre Arme.

''Ist Luca hier?'', fragte ich, eher weniger erfreut, als sie mich wieder los ließ.

''Was erwartest du denn? Er führt diese Agentur!'' Ich schnaubte. Luca und ich waren noch nie wirklich gute Freunde und als er damals meine beste Freundin eiskalt betrogen hatte, war er für mich sowieso unten durch. Ein widerlicher Kerl, der sich durch seinen Anzug wie der König von England fühlte.

''Alles klar, wir sehen uns Montag.'', meinte ich, wurde allerdings, bevor ich mich vom Acker machen konnte, am Handgelenk gepackt. Die langen, rot lackierten Fingernägel des Mädchens vor mir drückten in meine Haut.

''Nein, du bleibst hier. Muss ich dich wirklich daran erinnern, wieso ich das für dich eingefädelt habe?''

Ein heftiges Kopfschütteln ließ das Gesicht der braunäugigen Schönheit wieder etwas weicher werden. Ihr griff um mein Handgelenk wurde lockerer, ehe sie nach meiner Hand griff, um mich durch diese große Glastür zu schieben. Innerhalb von nur wenigen Sekunden traf auf meine eiskalte Haut die warme Heizungsluft.

Mein Pappbecher, dessen Inhalt in der Zwischenzeit draußen auf dem Gehweg gelandet war, warf ich gekonnt in einen der großen, silbernen Abfalleimer, bevor mich meine beste Freundin bat, meine Jacke auszuziehen. Fast zeitgleich schälte sie sich ebenfalls aus ihren Winterklamotten. Ein verliebtes Lächeln bildete sich auf ihrem Gesicht, als sie die dunkelblaue Jacke an die Garderobe hing.

''Gott, Tess, du kannst bessere haben.'', maulte ich. Seit wenigen Monaten hatte sie wieder was mit diesem Luca am Laufen, oder auch nicht. Selbst mir verheimlichte sie ihr spezielles Verhältnis.

Etwas genervt winkte sie ab und bat mich mit einer Handbewegung, ihr zu folgen. Ohne sich umzudrehen stampfte sie die mit Teppichboden verschönerte Treppe nach oben. Ihre Absatzschuhe gaben mit jedem Schritt einen gedämpften Ton von sich, während meine Vans kein einziges Geräusch von sich gaben. Wir waren schon immer so verschieden. Während sie die kleine, süße Prinzessin war, die auf pink und lila stand, war ich eher diejenige, die mit Autos gespielt hatte und deren Zimmer in blau gehalten ist. Trotz unserer Unterschiede waren wir seit mittlerweile fast 14 Jahren unzertrennlich.

Als Tessa abrupt vor einer Tür stehen blieb, lief ich fast in sie hinein, konnte mich allerdings noch wenige Zentimeter vor ihrem Rücken abfangen. ''Cat, wenn ich die Tür jetzt öffne, will ich, dass du ruhig bleibst und dir alles durch den Kopf gehen lässt.''

''Ja, ja. Versprochen.'', grummelte ich. Allerdings schwor ich mir, dass wenn Luca irgendeine dumme Bemerkung loslassen würde, ich aus diesem Raum stürmen würde und nicht zurückkäme. Ich ließ mir im Gegensatz zu meiner besten Freundin nichts sagen, vor Allem nicht von einem aufgeblasenen Schnösel. Auch, wenn es um meine Zukunft ging.

Vorsichtig trafen die Knöcheln meiner Freundin auf die dunkle Holztür, bevor ein bestimmtes ''Herein'' ertönte. Ich versuchte meine langsam auftauchende, schlechte Laune zu verbergen, als ich in den großen, hellen Raum mit den vielen Fenstern trat. Am Tisch vor mir saßen zwei Männer. Luca und ein Unbekannter. Beide in einen schicken Anzug gehüllt. Bei genauerem Hinsehen fiel mir auch an meiner besten Freunden ein außerordentlich schicker Look auf. Langsam aber sicher fing ich an, mich unwohl zu fühlen. Meine dreckigen Schuhe und die Jeans mit den Löchern waren wohl doch keine so gute Wahl für heute. Hätte ich mir aber auch denken können.

''Ist sie das?'' Der Blick des unbekannten Mannes lag auf mir. Seine Augen wanderten von meinen Schuhen, bis hoch zu meinen Augen. Ein Gefühl von Übelkeit überkam mich. Ich hasste es von Männern so beobachtet zu werden, würde ihnen am Liebsten eine Klatschen und abhauen, doch meine beste Freundin hatte sich hinter mich gestellt und hielt mich an meinem zu großen Pulli fest. Sie wusste genau, was in mir vorging.

''Ja, das ist sie.'' Der Blick von Luca war missbilligend, als er aufstand und zu mir kam. Er stand nur wenige Zentimeter vor mir, als er seinen Blick von mir abwendete und zu dem Mädchen hinter mir schaute. ''Du hättest ihr etwas Unterricht in Sachen angemessener Kleidung geben sollen.'', flüsterte er, bevor er sich wieder mit einem Lächeln im Gesicht dem anderen Anzugträger zuwendete.

Black Ink (#Wattys2015)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt